Wenn ich ein Vöglein wär’

Wenn ich ein Vöglein wär’
Und auch zwei Flügel hätt’,
Flög’ ich zu Dir.

Wenn ich ein Fischlein wär’
Und auch zwei Flossen hätt’,
Schwömm’ ich zu Dir.

Wenn ich ein Rehlein wär’
Und auch vier Beinchen hätt’,
Spräng’ ich zu Dir.

Da ich ein Menschlein bin
Und nur zwei Beine hab’,
Geh’ ich zu Dir.
Das kann nun langsam sein,
Das kann nun mühsam sein,
Doch komm’ ich zu Dir.

Selbst wenn ich ein Schnecklein wär’
Und keine Beine hätt’,
Blieb’ ich nicht hier
Und kröch’ zu Dir.

Du

Du gibst meinem Ach
ein festes Dach
und findest für mein Och
ein passendes Loch.

Du nähst für mein altes Leid
ein schönes buntes neues Kleid
und zauberst noch aus jeder Lück’
rasch ein kleines Stückchen Glück.

Du machst aus einem Auf-dem-Boden-Liegen
ein flottes In-den-Himmel-Fliegen
und holst aus einem dummen Blablabla
heraus ein fröhlich’ Lalala.

Du führst ein laues Lau
mir ganz ins lichtblaue Blau
und formst für mich aus Prosa
ein rosarotes Rosa.

Du windest aus der Pflicht
sogar noch etwas Licht
und verwandelst meinen tiefen dunklen Schmerz
in einen leichten hellen Scherz.

Du rundest ab mein Ich
mit Deinem von mir geliebten Dich.

Ein und Alles

Du bist mein
Ein und Alles.

Du bist
der Körper meiner Welt,
die Seele meines Lebens.

Du bist
die Sonne meiner Tage,
der Mond meiner Nächte,
der Stern auf meinem Weg.

Du bist
die Erde, auf der ich stehe,
die Luft, die ich atme,
das Wasser, aus dem ich trinke,
das Feuer, das mich wärmt.

Du bist
das Auge, mit dem ich sehe,
das Ohr, mit dem ich höre,
die Nase, mit der ich rieche,
die Zunge, mit der ich schmecke,
die Haut, mit der ich fühle.

Du bist
der Frühling, in dem ich erblühe,
der Sommer, in dem ich reife,
der Herbst, in dem ich Früchte trage,
der Winter, in dem ich zur Ruhe komme.

Du bist
der Gedanke, den ich denke,
die Rede, die ich rede,
die Tat, die ich tue.

Du bist
das Fleisch auf meinen Rippen,
das Blut in meinen Adern.

Du bist mein
Ein und Alles.

Entzauberung

Ein – vorläufig – letztes Gedicht aus dieser Serie…

Geblendet hat mich einst
der hellsichtige Blitz Deines Lächelns.

Blind blicke ich nun
in die trübnebligen Augen Deiner Träume.

Betäubt hat mich einst
der lautstarke Sturm Deiner Begeisterung.

Taub lausche ich nun
in die stumpf donnernden Ohren Deiner Sorgen.

Gelähmt hat mich einst
der rege überlaufende Regen Deiner Lebensfreude.

Lahm tappe ich nun
in die matt verschneiten Hände Deiner Ängste.

Verstummen ließ mich einst
die wortlos singende Sonne Deiner Liebe.

Stumm spreche ich nun
in den tonlos wolkigen Mund Deines Schweigens.

Vom Zauber der Liebe

Dritte Version zu “Vollkommene Liebe” im Nachgang zu “Geschichte und Gegenwart

für Ule Rolff als Dankeschön für die Ermunterung zum Weiterspinnen des blind-taub-stumm-Motivs 🙂

geblendet
vom Licht Deines Blickes
höre ich Dich
stumm
mit blinden Ohren

betäubt
vom Klang Deiner Stimme
singe ich von Dir
blind
mit taubem Mund

verstummt
im Wort Deiner Liebe
schaue ich Dich an
taub
mit stummen Augen

Vollkommene Liebe

Erste Version

Wir sprechen miteinander
stumm, taub
spüren wir einander.

Wir hören einander
taub, blind
vertrauen wir einander.

Wir sehen einander
blind, stumm
verstehen wir einander.

 

Zweite Version

wir sehen
erkennen einander
blind
vertrauen wir einander

wir hören
vernehmen einander
taub
spüren wir einander

wir sprechen
reden miteinander
stumm
verstehen wir einander

 

Welche Version gefällt  Euch besser? – Schreibt einen Kommentar.

 

 

Herztausch

Ich liebe Dich
mit Deinem Herzen,
denn mein Herz hab ich Dir geschenkt,
so wie
Du mir Dein Herz geschenkt hast und
mich nun liebst
mit meinem Herzen.

Heißt das:
Mein Herz
liebt nun mich,
und
Dein Herz
liebt nun Dich?

Nein,  so einfach ist das nicht.
Mein Herz in Dir
liebt nun Dein Herz in mir
und
Dein Herz in mir
liebt nun mein Herz in Dir.

Schenkt nun
mein Herz in Dir
sein Herz
an Dein Herz in mir
und schenkt nun
Dein Herz in mir
sein Herz
an mein Herz in Dir, dann

liebe ich Dich
mit dem Herzen meines Herzens
in Deinem Herzen in mir
so wie
Du mich liebst
mit dem Herzen Deines Herzens
in meinem Herzen in Dir.