ich stapfe durch den Schnee von gestern
und stochere zaghaft bang im Nebel.
bald schon hagelt es Erinnerungen –
und ich stehe (wie so oft) im Regen.
dann stecke ich wieder tief im Tief:
ach, was bin ich niedergeschlagen!
Gedicht
was geht
für Conny
mit Dir gehen –
auch wenn der Weg schwer zu gehen ist
mit Dir gehen –
so lange und so weit es irgendwie geht
Dich gehen lassen –
wenn es wirklich gar nicht mehr anders geht
aber bis dahin –
mit Dir gehen
Zeit für ein Loko-Motiv
wer das Leben in vollen Zügen
genießen will, sollte seine Bahnen
nicht in ausgefahrenen Gleisen ziehen
du stellst die Weichen
und gibst das Signal
Herbstverse
schreib auf jedes Blatt
ein Wort und warte
auf den Wind
leuchten
werden deine Worte
später dir
im Nebel
eine Beichte
eine Beichte (keine leichte):
das Seichte war’s, was mir
noch immer reichte
auch wenn das Tiefe riefe:
ich schliefe, und es liefe, bis
es triefe – darauf mein Briefe!
deliberative Parasitologie
lieber einen Floh im Ohr
als eine Laus im Pelz
(oder eine Wanze im Büro)
mein Reim auf sterben
ja, ich mach mir meinen Reim
auf sterben:
erben –
das betrifft mich dann nicht mehr
(darüber freue ich mich sehr)
färben –
wird es mich: erst rot, dann blass
(Mischtechnik? Acryl? oder Nass auf Nass?)
gerben –
wird es meine alte Haut
(und die Knochen lässt es krachen laut)
Kerben –
ritz ich in meinen Lebensstock
(viele noch, so hoff ich – darauf hätt ich Bock)
Scherben –
hinterlass ich euch zu Hauf
(wer räumt die dann wieder auf?)
Serben –
betrifft es nicht allein
(alle werden doch dabei wir sein)
Verben, die derben und herben –
nur die find ich dafür
(und andere Wortarten ich noch dazu schnür)
Verderben –
dahin führt es mich eventuell –
(oder daraus heraus – wer weiß? – ganz schnell)
werben –
muss man dafür nicht
(all inclusive gibt es das für jeden Wicht)
ja, ich mach mir meinen Reim
auf sterben –
schade, dass es nicht reimt
auf werden
Gerade rechtzeitig zu Allerseelen ist meine Webseite wieder flott – Dank an Thomas, meinen Host!
irre irr
selbst in einem Irrgarten
gibt es nicht nur Irrwege
doch ein Irrlicht hilft
uns Irrläufern nicht
auf unserer Irrfahrt
durch unser Irrenhaus
es ist ein Irrglaube, eine Irrlehre, ein Irrtum:
dass Irren menschlich sei (manchmal
kann Irren irrsinnig unmenschlich sein)
irr werde ich
am Irrsinn unserer Zeit
(mag es euch auch irritieren):
irre irr
ein Gedicht ist ein Ballett
die Wörter tanzen
sobald ich dichte:
ein Gedicht
ist ein Ballett
und besser könnt’ ich
ihren Tanz nicht choreografieren
als mit den Wörtern selbst
zu tanzen
für und gegen
wer für x ist, ist gegen y,
ist anti-y, ist pro böses x –
so einfach ist das heute
doch: wer für x ist, ist vielleicht
einfach nur für x und nicht
gegen y, sondern ist vielleicht
auch für y, und wer für x ist, ist
vielleicht nicht in allem für x –
so kompliziert kann es sein
wer für y ist, muss gegen x
sein, will er nicht anti-y sein –
das ist das Gebot der Stunde
so einfach aber ist das
für mich nicht: ich bin
für für und gegen gegen,
aber manchmal auch
für gegen und gegen für
vor allem aber wünsche ich mir
wieder mehr Differenzierung
ein offenes Wort
ein offenes Wort (ganz offen:
ich trau es mich fast nicht zu sagen):
ein offenes Wort ist – scheint’s –
nicht mehr erwünscht, geduldet sind
ganz offenbar nur Worte noch, die
nur nach einer Seite offen sind
toccata e fuga
toccata – eine geschlagene
ist die Welt, wir improvisieren
Leben, in seinen Tasten
spüren wir Schlag
um Schlag
e fuga – und Flucht
allenthalben, die flüchtige
Hoffnung, noch flüchten
zu können, wo die Welt
aus den Fugen, nur noch fliehen
aus dieser Welt –
doch wohin?
Von Petra Pawlofsky dankenswerterweise reblogged auf ihrem wunderbaren Blog „DA SEIN IM NETZ": https://ppawlo.com/2023/12/01/lyrifants-toccata-e-fuga-und-mein-bild-wohin-nur/