werf ich mich weg
bin ich hin
schmeiß ich mich hin
bin ich weg
Gedicht
hin und weg (1)
Ules “Hin und weg”-Wortspiel hat mich zu zwei kleinen Texten inspiriert, die meiner Vorstellung von einer “Poetik des kleinen Wortes” doch sehr nahe kommen. Danke, liebe Ule!
Und beim ersten Text klingt auch noch ein Satz eines Menschen nach, der mir – im Zusammenhang mit dem Thema Auswandern – einmal sagte, es gehe nicht darum, von etwas weg, sondern darum, zu etwas hin zu wollen.
kein hin und her
nicht hin und zurück
nicht hin und wieder
nur fort und weg
nur weg und hin
und hin und weg
Havelland (12)
Erde noch an den Schwimmhäuten stoß ich
mich ab und gleite unbemerkt durchs Wasser,
spreize mein schwarzes Gefieder, lege den Kopf
in den Nacken, und aus meinem weißen Schnabel
pfeif ich das traurig-frohe Lied des Sees in die Luft,
Feuer im Herzen noch
Im Mai 2018 habe ich aus diesem Zyklus ein kleines Büchlein gemacht, das man hier anschauen kann.
Havelland (11)
kein Birnbaum
dort, wo ich schwimm
und bin
doch schenkt mir der See
Birnen ganz anderer Art
Havelland (10)
der Sonnenuntergang streut Rosenblätter über das
Wasser, ein jedes benetzt von Worttau: flüchtige
Notizen für das eine, das große
Gedicht
Havelland (9)
und zwischen den Seen
reimen Chausseen
auf alte Alleen
Havelland (8)
Aug in Aug mit dem Entenauge:
unser beider Augen vollgeschrieben
von Himmel und Wasser nur
Havelland (7)
aus Sand, Schilf, Wald und Wolken
schlürft der See Poesie und schmatzt
seine glucksenden Verse
ans quakende Ufer
Havelland (6)
so sitze ich am Ufer, lege
das Buch beiseite und
lese weiter im
Wasser
Havelland (5)
und abends übersetze ich
die blinkenden Morsezeichen, die
ich tagsüber auf dem Wasser
aufgelesen habe, in
Sonnengedichte
Havelland (4)
jeder See ist
Erinnerung an den einen,
meinen, den See meiner Kindheit, ist
ein Versprechen aller Seen – und ist doch
genau dieser eine
See
Havelland (3)
in großen Bögen schreibt sich
der Fluss in die Landschaft
ein: Naturpoesie in
Schönschrift