ach, könnte ich an solchen Tagen, die
mich mit steifer Brise ganz in Atem halten,
nur einmal kurz die Luft anhalten
und sie bitten, mich in ihrem Luftzug
mitzunehmen – ganz weit fort!
und vielleicht könnte ich mir
dort aus der Puste wieder
etwas Atem holen
Depression
mehr Licht
sagt, was braucht’s in diesen Tagen?
ich mein’: mehr Licht! – mehr nicht?
kaum mehr. doch lasst mich euch noch sagen:
Vernunft ist’s, an der es ebenfalls gebricht!
halte mich
bitte halte mich, denn
ich kann mich nicht mehr halten
bitte halte mich, denn
ich halte mich so nicht mehr aus
bitte halte mich, denn
ich halte mich allein ins Haltlose
und bitte halte mich lange, denn
ich halte mich immer zu kurz
verloren
was haben wir nicht schon alles verloren:
Schlüssel (immer wieder), Zeit und Geld,
den Glauben, die Geduld, den Mut,
unsere Unschuld, unsere Liebesmüh,
Freunde (an den Tod und an das Leben),
den Vater, die Mutter, den Mann, die Frau,
den Bruder, die Schwester, die Tochter, den Sohn,
Haare auch, manchmal ein paar Kilos,
das Bein, den Arm, unser Herz,
ganze Kriege – und jetzt sogar den Frieden,
Sicherheit und Gewissheit,
ja, die Sprache und nun auch noch
uns
wir sind verloren,
alles haben wir verloren,
wir haben nichts mehr zu verlieren:
was habe ich dann hier noch
verloren
Dunkelflaute
kein Wind, der
mich trägt
kein Sonnenlicht, das
mich wärmt
und ich
bin ohne Energie
Schlechtwetterfront
ich stapfe durch den Schnee von gestern
und stochere zaghaft bang im Nebel.
bald schon hagelt es Erinnerungen –
und ich stehe (wie so oft) im Regen.
dann stecke ich wieder tief im Tief:
ach, was bin ich niedergeschlagen!
böses Erwachen
ein aufgewecktes Kind
war ich. und doch war ich
nie wach genug, um nicht
mein Leben zu verschlafen
jetzt, da ich erwacht, bin
dennoch nur noch müde ich –
todmüde, wenn nicht gar:
lebensmüde
Schafzeit
Ich sehne mich so
Herman Van Veen, Bis jemand mich hört
Nach einem positiven Geräusch…
es wär an der Zeit
für ein Schaf oder zwei:
mit der Hand übers dichte Fell
und mit der Nase tief hinein –
und ihr Blöken könnte
beruhigend wirken …
und vielleicht gelingt mir mit dem Schaf
mal wieder ein ganz tiefer Schlaf
Leere
Kein Wort singt in mir.
Kein Wort klingt in mir.
Kein Wort schwingt in mir.
Kein Wort kann Wurzeln schlagen
in meiner Seele.
Grundlos traurig bin ich.
Wortlos blicke ich in
bodenlose Leere.
Von meiner Seele löst sich ein
lautloser Schrei.
Licht und Schatten
Wo Licht ist,
ist auch Schatten.
Das heißt doch auch:
Wo Schatten ist,
ist auch Licht.
alles über
für C.
die Ansprüche überhöht
die Erwartungen übermächtig
der Kalender überfüllt
der Geist überlastet
die Seele überladen
der Mensch überfordert
vom Glück übersprungen
vom Wohl übergangen
vom Feind überboten
vom Freund überflügelt
vom Leben überholt
den Erfolg überbewertet
die Arbeit überdosiert
der Mensch überarbeitet
schließlich völlig übermüdet
immer überreizt
Urlaub überfällig
du überreif für die Insel
die Übergriffe nehmen überhand:
gerade nur so überleben
des Lebens überdrüssig
du hast es alles
über
Schwere Nächte, leichte Tage?
– Eine Variation zu “Schwere Tage, schwere Nächte” –
Schwer
lastet die Nacht
noch auf dem Morgen,
doch schon
hastet der Tag
dem Abend entgegen –
scheinbar leicht.