verloren

was haben wir nicht schon alles verloren:
Schlüssel (immer wieder), Zeit und Geld,
den Glauben, die Geduld, den Mut,
unsere Unschuld, unsere Liebesmüh,
Freunde (an den Tod und an das Leben),
den Vater, die Mutter, den Mann, die Frau,
den Bruder, die Schwester, die Tochter, den Sohn,
Haare auch, manchmal ein paar Kilos,
das Bein, den Arm, unser Herz,
ganze Kriege – und jetzt sogar den Frieden,
Sicherheit und Gewissheit,
ja, die Sprache und nun auch noch
uns

wir sind verloren,
alles haben wir verloren,
wir haben nichts mehr zu verlieren:
was habe ich dann hier noch
verloren

Schafzeit

Ich sehne mich so
Nach einem positiven Geräusch…

Herman Van Veen, Bis jemand mich hört

es wär an der Zeit
für ein Schaf oder zwei:
mit der Hand übers dichte Fell
und mit der Nase tief hinein –
und ihr Blöken könnte
beruhigend wirken …

und vielleicht gelingt mir mit dem Schaf
mal wieder ein ganz tiefer Schlaf

alles über

für C.

die Ansprüche überhöht
die Erwartungen übermächtig
der Kalender überfüllt
der Geist überlastet
die Seele überladen
der Mensch überfordert

vom Glück übersprungen
vom Wohl übergangen
vom Feind überboten
vom Freund überflügelt
vom Leben überholt

den Erfolg überbewertet
die Arbeit überdosiert
der Mensch überarbeitet

schließlich völlig übermüdet
immer überreizt
Urlaub überfällig
du überreif für die Insel

die Übergriffe nehmen überhand:
gerade nur so überleben
des Lebens überdrüssig

du hast es alles
über