Prosa in Rosa (3)

Auf Fernreisen hatte sie nun immer im Portemonnaie ein kleines Musterbüchlein bei sich, das eine Auswahl ihrer Lieblingspapiere (noch dazu in ihren Lieblingsfarben) enthielt wie etwa handgeschöpftes Bütten in Wild- und Heckenrose, Elefantenhaut in Sandstein, Seiden- und Japanpapiere in Lachs, Flamingo und Schwein. Denn sie wollte gewappnet sein für den Fall, dass man sie an der Grenze aufforderte:

“Ihre Papiere, bitte!”

Prosa in Rosa (2)

In ihrer Handtasche führte sie nun immer auch eine kleine verschließbare rosarote Schachtel mit sich mit. Sie hatte darin viele rosa Zettelchen gesammelt, auf denen große und kleine, erfüllbare und unerfüllbare Wünsche notiert waren, auf dass sie nie mehr in Verlegenheit geriete, wenn man sie an der Ladentheke oder im Café fragen würde:

“Haben Sie noch einen Wunsch?”

#frapalymo 6-nov-16: was alles in eine konservendose passt

Der sechste Impuls„was alles in eine konservendose passt.“ – hat mich zu einer kleinen lebensphilosophischen Reflexion angeregt, wobei mich das wohl hat eher darüber nachdenken lassen, “was alles nicht in eine konservendose passt.”

Fragwürdige Utopie

Wäre es nicht schön,
wenn du dir bei Bedarf
einfach eine Dose Glück aufmachen könntest
oder, wenn nötig, eine Dose Gesundheit?
Wäre es nicht wunderbar,
wenn du immer
ein paar Dosen Zeit im Vorratsschrank hättest?
Nur frag ich dich und mich:
Wie lange haltbar ist das Glück?
In wieviel Monaten verfällt Gesundheit?
Und: Wann ist die Zeit abgelaufen?

Die Dinge, die Dinge

Sie nisten in unseren Schränken
und unter Tischen und Bänken,
sie nisten sich ein in unseren Töpfen,
sie nisten sich ein in unseren Köpfen,
sie lagern auf unsren Regalen
sie lagern in Schüsseln und Schalen,
sie lagern sich ein in Keller und Schacht,
sie belagern den Geist und das Leben – hab acht!
Sie setzen sich in jedes Eck
sie besetzen einfach Fleck um Fleck,
sie quellen aus allen Ritzen,
quellen über, glänzen, blitzen,
sie winken, sie rufen, sie locken,
sie gähnen, lungern, hocken,
sie wuchern über Tür und Tor,
überwuchern alles, dringen vor.
Sie sind da und dort und da,
sie sind da, sind immer da,
sie werden mehr und mehr
und immer mehr –

Wir glauben sie haben zu wollen,
wir denken sie zu besitzen,
dabei sind sie es, die uns besitzen,
dabei sind sie es, die uns ganz haben wollen:
die Dinge, die Dinge,
die uns umarmen wie Ringe,
die uns fangen in ihrer Schlinge:
die Dinge, die Dinge.

Lieblingsplätze

Ich sitz’ so gern
an meinem Schreibtisch.
Noch lieber aber liege ich
in meinem Schreibbett.
Von Zeit zu Zeit steh’ ich
an meinem Schreibherd
und rühre mit Begeisterung
in meinem Schreibtopf.
Will die Muse mich nicht küssen,
verschwind’ ich kurz und setz’ mich
auf mein stilles Schreibclo.

Du denkst, ich sei verrückt?
Keine Sorge,  noch hab’ ich
alle meine Schreibtassen
in meinem Schreibschrank.