im Gedenken an Claudia
wie es ist:
den Weg zu Ende
zu gehen, weiß allein, wer
den Weg zu Ende
gegangen, kehrt nie zurück, um
uns zu sagen, wie es ist:
den Weg zu Ende
zu gehen
im Gedenken an Claudia
wie es ist:
den Weg zu Ende
zu gehen, weiß allein, wer
den Weg zu Ende
gegangen, kehrt nie zurück, um
uns zu sagen, wie es ist:
den Weg zu Ende
zu gehen
für Claudia, die Wolframs ‘Parzival’ so liebte wie ich
was Du mir warst, was
Du mir bist und was Du
mir für immer sein wirst:
eine Freundin,
die wie der Gral
nur schwer zu finden ist
die Freundin,
die wie der Gral
im Überfluss schenkt
meine Freundin,
die mir jeden Gral
übertrifft
für Claudia
noch immer habe ich Dein leises Summen
im Ohr, das Du stets dann auf den Lippen
hattest, wenn es Dir rundum gut ging –
ach, wie gerne hätte ich Dich noch viel, viel
öfter leise summen hören mögen!
doch wenn ich jetzt die Ohren spitze:
ist nicht die Zeit gekommen, in der ich Dich
nun immer leise summen hören kann?
ja, und wenn ich nur tief genug
Dir lausche, dann wirst Du wieder
Deine satte tiefe Stimme erheben
und für uns singen
für Claudia
ich wünsche Dir
von Herzen alles Gute
für diesen Weg, den Du
nun gehen musst
ich wünsche Dir
den sanften Weg:
ein Schlafen, ein
Hinübergleiten, still
und ohne Schmerz
ich wünsche Dir
den leichten Weg
(nach dem schweren,
den Du hattest): einfach
sollst Du gehen können
und unbeschwert
ich wünsche Dir
den hellen Weg:
in Frieden und in Zuversicht
mit einem Lächeln
in Aug und Herz –
auf dass es Dir gut ergehe
dort, wohin Du gehst
(14.7.2021)
meist fühl ich mich wie
ein invalider Tausendfüßler:
irgendein Bein hinkt immer
zwischen zwei Staus auf der Autobahn:
den lichtblauen Schimmer
der Hagemeisterschen Havellandseen
als Erinnerung noch auf der Haut
und plötzlich
den schwarzgrünen Duft der Kiefern
aus den vorbei ziehenden Leistikowschen Wäldern
frisch in der Nase
die stillen Abende
sind’s, die ich so mag
und wo ich find
die Ruhe nach dem Tag
die stillen Abende
sind’s, die ich so brauch
und wo ich spür
die Harmonie von Kopf und Bauch
die stillen Abende
sind’s, die ich so lieb
und wo ich weiß
mich frei von Nimm und Gib
die stillen Abende
sind’s, die ich so mag
und wo ich bin
ganz eins mit Nacht und Tag
Dies sein letztes Gedicht, veröffentlicht heute posthum auf FAZ.net:
in manchen nächten
suchen platanen nach einem gott
der schweigen kann
die dunkelheit zieht sich zurück
der mond ruft die zikaden
die unbelehrbaren beten
auf eine geste des triumphs verzichten sieSAID (27. Mai 1947 in Teheran – 15. Mai 2021 in München)
und in den kommenden tagen
suchen die liebenden nach dem dichter
der singen kann
sei nacht zu mir
ich ruf zurück die vögel
die ferne mutterlandschaft schweigt
auf eine geste der trauer verzichte ich
wahr ist geworden sein wort:
wo ich sterbe
ist meine fremde
die Kirschen blühen –
rosa der Himmel, solang
die Kirschen blühen
Brei im Kopf und
Blei an den Füßen
Frei nie die Kehle, dafür
Schrei in der Seele
ja mei wirst fei alt, halt