Wo Gefahr ist, sang Hölderlin einst,
wächst das Rettende auch.
Und wo Rettung naht, so seh ich heut,
baut Gefahr sich auf.
Wo Gefahr ist, sang Hölderlin einst,
wächst das Rettende auch.
Und wo Rettung naht, so seh ich heut,
baut Gefahr sich auf.
wenn Regentropfen
zu Schneeflocken werden:
kälter wird es, nass bleibt es –
aber sie fallen jetzt nicht mehr
nur einfach zu Boden (wo sie
sich auflösen in nasses Nichts),
nein, sie steigen voll Übermut
zuerst noch einmal hoch
in die Luft
und wieder heißt es:
Warten auf den Schnee, der
dann doch wieder nicht kommen
wird, der zwar immer wieder vorher-
gesagt wird, aber dann doch nicht
kommt, der immer nur anderswo
fällt, aber nie hier, wo ich warte:
Warten auf den Schnee, der
dann doch wieder nicht kommen
wird, so wie das große Glück, das
auch nicht kommt, nie kommen wird
und auf das ich auch immer schon
vergeblich warte
Lyrifants Adventskalender 2023 Türchen 16
sprich mir nicht von Schnee
an diesem schneelosen Ort:
schweig dichte lichte Flocken
mir in mein stummes Wort
sprich mir nicht von Klee
in dieser kleelosen Zeit:
sing neue scheue Triebe
mir in mein dürres Wort
sprich mir nicht von See
an diesem seelosen Ort:
schreib wilde milde Wellen
mir in mein wundes Wort
Lyrifants Adventskalender 2023 Türchen 7
eine etwas melancholische Replik auf Ules fantastische Eisblumen-Bilder
die Eisblumen:
in der Blüte des Lebens
erinnern sie uns
an die Starre des Todes
an die Blüte des Lebens
erinnern sie uns
in der Starre des Todes:
die Eisblumen
wer voller Sehnsucht
nachts in den Himmel schaut
zu Saturn und Jupiter, wie
sie einander nahe stehen
wie lange nicht –
dem sei gesagt: die Entfernung
zwischen Saturn und Jupiter
ist ungleich größer als der Abstand
zwischen Mensch und Mensch
in Zeiten einer Pandemie –
auch steht zu hoffen,
dass wir nicht 60 Jahre
auf eine nächste Begegnung
werden warten müssen, die
gar keine Begegnung ist
hab oft nicht hören wollen,
was ich hab fühlen müssen.
hab nicht kommen sehen,
was ich nicht riechen kann.
ich kann nur sagen:
es schmeckt mir nicht.
O Welt, ich muss dich lassen,
singt, wer glaubt an Gott.
Wer wie ich nicht glauben kann,
vermag nur noch zu seufzen:
O Welt, lass mich …
hier bei euch
(wo ich herkomme)
kann ich niemals mehr wieder
eine von euch sein
dort bei euch
(wo ich einst hinging)
werde ich niemals fraglos
eine von euch sein
hier wie dort
bin ich bei euch (all)
eine
wer steckt mir jeden Morgen
(bin ich es nicht sogar selbst?)
dieses Schlüsselchen in den Rücken?
auf dass ich die Tschinellen
(da-dings! da-dings! da-dings!)
aneinander klatsche (da-dings!),
klatsche, klatsche (da-dings! da-dings!),
klatsche (da-dings!), klatsche
und klatsche und klatsche
und – klatsche
und – – klatsche
und – – – klatsche
und – – – – – kl
weg von hier
wär ich schon längst, wüsst ich nur
wohin
was ich weiß:
wär ich erst dort, wollt ich nur noch
weg von dort
inspiriert durch einen Satz aus dem Film “Now or never”
der Tod ist das Ende
von allem, was war, was ist,
was noch nicht war, was nie mehr wird,
was hätte sein können,
was noch hätte sein sollen,
was man hätte wollen, dass es noch wird,
wäre der Tod nicht das Ende
gewesen