sag, ist es nicht unsäglich,
dass das Unsagbare
wieder sagbar ist?
Gedankenspiele: Unsortiertes
was siehst du?
Sieht man wirklich nur, was man weiß?
Weiß man überhaupt, was man sieht?
schau hin: was siehst du?
siehst du, wie sich die Otter
(oder sind es gar Lemminge?)
in Scharen einer nach dem anderen
kopfüber ins Wasser stürzen?
oder siehst du nur, wie sich
die alte krummgewachsene Birke
auf der sich wellenden Oberfläche
des grünen Sees spiegelt? –
schau hin: was siehst du?
das Grübel-Übel
eine kleine Grübelei
zum 5. Mai
ich grüble gern so für mich hin,
so hin und her und her und hin
und durchgrabe in Gedanken
nur Gedanken um Gedanken.
ich habe wohl – wie übel! –
einen Dübel im Oberstübel!
ich grübel hin, ich grübel her
und lebe nur noch in Gedanken,
ja, in Schranken aus Gedanken:
Zeit zum Leben bleibt nicht mehr.
und ich denk: all das üble Gegrüble
wird bringen bald mich noch ins Grüble!
ich versteh die Welt nicht mehr
ich versteh die Welt nicht mehr.
die Wörter ich vernehme wohl –
allein ihr Sinn bleibt für mich hohl.
ich dachte immer, dass ich weiß,
was Krieg, was Frieden, was Angriff heiß‘.
doch derzeit fällt ein Urteil schwer:
ich versteh die Welt nicht mehr.
zwar wollen’s viele mir erklären
und binden mir doch auf nur Bären.
nur eine Meinung – aus und Amen!
keiner nennt mehr bei dem Namen,
was Sache ist, was nötig wär:
ich versteh die Welt nicht mehr.
auf der falschen Schiene
zu den Ostermärschen 2024 (nötiger denn je!)
wir sind auf der falschen Schiene –
aber sowas von auf der falschen Schiene –
but no way to slow down –
wir denken nicht einmal dran –
oder wenn, gibt’s die Keule –
no way to slow down –
es ist ein Alptraum –
aber er ist real –
wir sind auf der falschen Schiene –
auf der ganz falschen Schiene –
no way
out
Lyrifants erste abc-Etüde
Diese drei Wörter aus der Schreibeinladung von Christiane haben Lyrifant nicht mehr losgelassen, und so begibt sich Lyrifant jetzt auf ganz ungewohntes Terrain: Lyrifant als Prosafant, sozusagen …
Es muss kurz nach dem Abendbrot gewesen sein. Hatte sie da nicht gerade etwas aus der Küche gehört? So als ob jemand mit dem Geschirr hantierte? Aber das kann doch gar nicht sein! dachte sie, sie wohnte doch schon seit Jahren alleine in der Wohnung! Na, ausgezeichnet! dachte sie, ist es jetzt schon soweit? Werde ich jetzt verrückt? Sie stand auf, entschlossen, und ging in die Küche. Und tatsächlich! Da stand – tja, wie sollte sie es nennen? – so ein Wesen am Spülstein. Merkwürdig: Kein Mensch. Kein Tier. Kein Ding. Wohnte das jetzt hier? In ihrer Wohnung? Und sie begann, sich auf einmal unendlich heimatlos zu fühlen.
mir nichts, dir nichts
mir nichts, dir nichts
rauscht unser Leben
vorbei
und dir wie mir
bleibt am Ende
nichts
Friede, Freude, Eierkuchen
es gibt eine Zeit für Friede.
es gibt eine Zeit für Freude.
es gibt eine Zeit für Eierkuchen.
eine Zeit für Eierkuchen findet sich jederzeit.
die Zeit für Freude aber scheint vorbei.
jetzt ist es Zeit für Friede!
Leben und Sterben
ach, könnten wir doch
gleich mit dem Sterben
beginnen, um danach
unendlich Zeit zu haben
für das pralle Leben
nur eine Brücke
vielleicht ist das Leben nur eine Brücke
von Irgendwo ins Nirgendwo:
woher?
wohin?
so große Fragen, sowieso!
lasst es uns wagen – zu unserem Glücke –
und dennoch eine Brücke schlagen!
kurzes Schneeglück
folge
den Schneespuren:
noch singen sie von Eis
und Winter
während schon Schneekristalle
tanzend wie Flocken
von den Bäumen
tauen
Unwort des Tages
ein Gedicht
verdient es nicht.
aber ich muss es beim Namen nennen:
„Remigration“ ist ein Unwort für ein Unding
und (dies zynisch in Potenz) ein Fremdwort,
das nur dürftig ein Deutschwort verbrämt
für ein Deutschding, das schon einmal
(und dies an einem Ort ganz in der Nähe)
pedantisch deutsch geplant wurde.
Mein Entsetzen kann ich gar nicht in Worte fassen über das, was da offenbar geschieht: