Wer von Säuberungen spricht,
wird eine breite Spur von
Dreck, Schmutz und Unrat
hinterlassen. Sauber bleibt
noch nicht einmal seine Weste.
Autor: Lyrifant
Auf Gralssuche
Ich frage mich:
Wie oft wohl
habe ich schon
vor diesem verdammten Gral
gestanden, ohne
die erlösende Frage
gestellt zu haben?
Und warum
habe ich mich das
bisher noch nie
gefragt?
Von meinen Musen verlassen
Solange noch
in meinem Kopf
die Wörter
mich umsummen,
bin ich ganz
bei mir.
Sobald jedoch
in meinem Kopf
die Wörter
beginnen zu
verstummen,
verlier ich mich
in mir,
kann nur noch
brummen,
von meinen Musen
verlassen.
Welt, wohin?
Welt, wohin gehst du?
Welt, wohin führt das?
Welt, wohin bringt es uns?
Welt, wohin haben wir es gebacht?
Welt, wohin mit uns, wenn die Welt aus den Fugen ist?
Welt, wohin mit dir, wenn wir die Welt aus den Angeln heben?
Welt, wohin?
Rondo potentialis
wäre würde hätte könnte:
ich kann wie ich kann
könnte ich wie ich nicht kann
könnte ich nicht wie ich kann
könnte wäre würde hätte:
ich habe was ich habe
hätte ich was ich nicht habe
hätte ich nicht was ich habe
hätte könnte wäre würde:
ich werde wozu ich werde
würde ich wozu ich nicht werde
würde ich nicht wozu ich werde
würde hätte könnte wäre:
ich bin was ich bin
wäre ich was ich nicht bin
wäre ich nicht was ich bin
wäre würde hätte könnte:
ich kann und ich habe
und ich werde und ich bin
was ich kann was ich habe
was ich werde was ich bin
Kalligraphie – Zweite Version
Ich schriebe mein Leben
gern in Schönschrift.
So schreibe ich mir
mein Leben schön,
mein Leben ins Schöne.
Und schreibe für
mein Leben schön
mich schön für
mein Leben. Und
schreibe mich schön
um mein Leben.
So schreibe ich
um mein Leben.
Schön.
Angeregt durch den Kommentar von wortwerkzeug zu meiner ersten Version hab ich noch mal nachgedacht und am Kalligraphie-Gedicht noch etwas weiter gefeilt. Wie gefällt Euch das Ergebnis?
Kalligraphie
Ich schreibe
mein Leben
in Schönschrift.
Ich schreibe mir
mein Leben
schön.
Ich schreibe mir
mein Leben
ins Schöne.
Ich tu meinem Leben
schön:
Ich schreibe.
Ich lebe mein Leben
schön:
Ich schreibe.
Ich schreibe
für mein Leben
schön.
Ich schreibe mich
schön
für mein Leben.
Ich schreibe mich
schön
um mein Leben.
Ich schreibe
um mein Leben.
Schön.
Maske um Maske
Maske um Maske
suche ich unter
den vielen Masken
mein Gesicht.
Doch ich finde es nicht.
maulfaul
maulfaul,
singt das schreibweib,
bin ich beileibe nicht:
ich liebe verse tanglang,
dagegen sprüche furzkurz.
ich mag pointen darmwarm
und metaphern kloßgroß,
die gedanken eher jochhoch
und die moral schweinrein.
ich hab’s gern steinklein
und mieftief, doch
kein scheitbreit charme-arm,
lieber strengeng,
aalschmal und
blickdick, aber
dafür zeitweit.
bin ich nun scheichreich
an hirnzwirn
und sitzwitz –
oder einfach nur
krummdumm?
gemischte gefühle II
😃😉😄😇
😌😏😓😘
😝😢😥😊 - 😁
😅😈😍😐
😔😚😠😣
😨😞😂😆 - 😋
😎😒😖😜😡😤 - 😩
Ein Späßchen: Dies ist eine nicht ganz ernst gemeinte Variante zu gemischte gefühle – die Hitze macht mich offenbar übermütig! – und zugleich eine Hommage an Christian Morgenstern (ich sage nur: ‘Fisches Nachtgesang’!). Aber ich gebe zu: So ganz ohne Worte ist nicht so ganz mein Ding! Aber immerhin: alles, was meine Windows-Tastatur so zu bieten hat.
gemischte gefühle
hurra juche
ach weh mir weh
herrje oje ojemine – he
huch
haha huhu
igitt juhu
heissajuchei oh juppidu – hu
nanu
oweiowei ogottogott
auweia au backe
autsch aua au – wow!
aha
du meine güte hui
mein liebes bisschen pfui
zum donnerwetter ei
potzblitz pardauz – hei
oho
ups uff aha
hä bäh naja
grr brr heda
äh ähm – hoppla hoppala
na – tja
hm puh
aaah uuuh
oooh iiih
eijeijeijeijei – mmmh
pst
Vertane Zeit
Und noch ein Text, der seinen Ursprung einer Formulierung der lieben Eulenschwinge verdankt…
Stets nehmen wir uns Zeit,
obgleich wir uns Zeit schenken müssten,
um Zeit zu haben.
Bisweilen vertreiben wir uns die Zeit,
stehlen einander die Zeit,
ja, schlagen die Zeit sogar tot,
anstatt uns Zeit zu lassen.
Wie oft spielen wir ganz auf Zeit,
wobei wir Zeit verlieren,
indem wir Zeit zu gewinnen glauben.
Wir denken, wir gehen mit der Zeit,
weil wir fürchten, die Zeit könnte stehen bleiben,
obwohl wir von Zeit zu Zeit
die Zeit am liebsten anhalten würden.
Doch die Zeit vergeht,
und es kommt die Zeit,
da es allerhöchste Zeit sein wird,
Zeit zu finden für uns und für unser Leben,
bevor wir für alle Zeit
das Zeitliche segnen.