(Korrekturgedicht zu Guter Rat)
„Komm! Ins Offene, Freund!“
Friedrich Hölderlin, Der Gang aufs Land. An Landauer (1801)
Sobald es eng wird,
such’ ich das Weite.
(Korrekturgedicht zu Guter Rat)
„Komm! Ins Offene, Freund!“
Friedrich Hölderlin, Der Gang aufs Land. An Landauer (1801)
Sobald es eng wird,
such’ ich das Weite.
“Komm! Ins Offene, Freund!”
Friedrich Hölderlin, Der Gang aufs Land. An Landauer (1801)
Wem’s zu eng wird,
der suche das Weite.
hab immer und überall
ein ernstes Wörtchen
mitzureden
kein Sterbenswörtchen aber
sag ich zum
Leben
gedichtweise
sing’ ich
gedichtweisen
bring’ ich
ins gedichtweiße
dring’ ich
gedichtweise
bin ich
gedichtweiß(was)
vielleicht
gedichtwaise
auch nur
Erkaltet
Ist die Dichterei,
Ist die Dichterin
Erkältet.
Sprecht mir nicht von
Durchblick, nur
weil ihr durch
mich hindurch
seht. Durchsichtig
scheine ich euch,
doch habt ihr mich
noch lange nicht
durchschaut.
Sophie Paulchens Lyrische Woche frapalywo kam diesmal für mich total ungelegen… doch haben sich die Impulse im Laufe der Woche in meinem Kopf selbstständig gemacht, und deshalb gibt es nun hier eine (nicht ganz erst gemeinte) frapalywo-Reihe in einem Schwung.
tag 1: die gute stube
nur herein
in die gute stube
doch nein! – ein
schlichtes zimmer
genügt nicht mehr,
da muss es schon ein
flottes loft sein
tag 2: hotelzimmer
ein stuhl, ein tisch
ein bad, ein bett,
tv, wc und internet
tag 3: flur
flurauf, flurab –
so geht’s nun seinen gang
und immer schön den korridor entlang
tag 4: gartenlaube
dort hinter der laube
nascht die taube
an der traube
und meine schraube
macht sich aus dem staube
dort hinter der laube
tag 5: dachkammer
wenn mein herz
im keller sitzt,
zieht mein kopf
in die mansarde
tag 6: hochhaus
hochhaus
hoch hinaus
hoch hinauf
hoch in den himmel hinauf
hoch und höher
hoch höher und höher
bis es nicht mehr
geht
tag 7: reihenhaus
hausanhausanhausanhaus
undweitundbreitkeinhaus, das aus
der reihe tanzt
Das Leben ist
ein Kommen
und Gehen.
Doch bevor ich
verkomme,
will ich lieber
vergehen.
Was aber
bekomme ich,
wenn ich Selbstmord
begehe?
Und was
entgeht mir,
wenn ich dem Leben
entkomme?
erst angeheitert, dann benebelt
schließlich sternhagelvoll
und am nächsten Tag
niedergeschlagen
Sitze gerade auf dem Trockenen
und wünsche mir nichts mehr
als meine Schäfchen endlich ins
Trockene zu bringen oder sie
wenigstens in trockene Tücher
zu packen. Doch die Tücher sind nass.
Und meine Schäfchen stehen im Regen.
Ein Schnaps wäre jetzt recht.
sich vorzunehmen
nachzugeben
und hinzunehmen
herzugeben
auch mal zuzugeben
aufzugeben
sich zurückzunehmen
um sich hinzugeben
sich mit sich abzugeben
um sich anzunehmen
zu nehmen und zu geben
zu geben und zu nehmen
Dies ist übrigens das 500. Gedicht, das ich auf diesem Blog veröffentliche – ich kann es selbst kaum glauben.
Am achtundzwanzigsten Impuls – “endlich”, zweiter Teil des Doppelimpulses zu “unendlich” – konnte ich nicht vorübergehen, ohne mit seinen beiden Bedeutungen zu spielen.
endlich
leben ist endlich
lasst uns deshalb
endlich leben