#frapalywo: Haus und Zimmer – “all in one”

Sophie Paulchens Lyrische Woche frapalywo kam diesmal für mich total ungelegen… doch haben sich die Impulse im Laufe der Woche in meinem Kopf selbstständig gemacht, und deshalb gibt es nun hier eine (nicht ganz erst gemeinte) frapalywo-Reihe in einem Schwung.

tag 1: die gute stube

nur herein
in die gute stube
doch nein! – ein
schlichtes zimmer
genügt nicht mehr,
da muss es schon ein
flottes loft sein

tag 2: hotelzimmer

ein stuhl, ein tisch
ein bad, ein bett,
tv, wc und internet

tag 3: flur

flurauf, flurab –
so geht’s nun seinen gang
und immer schön den korridor entlang

tag 4: gartenlaube

dort hinter der laube
nascht die taube
an der traube
und meine schraube
macht sich aus dem staube
dort hinter der laube

tag 5: dachkammer

wenn mein herz
im keller sitzt,
zieht mein kopf
in die mansarde

tag 6: hochhaus

hochhaus
hoch hinaus
hoch hinauf
hoch in den himmel hinauf
hoch und höher
hoch höher und höher
bis es nicht mehr
geht

tag 7: reihenhaus

hausanhausanhausanhaus
undweitundbreitkeinhaus, das aus
der reihe tanzt

zu nehmen und zu geben

sich vorzunehmen
nachzugeben

und hinzunehmen
herzugeben

auch mal zuzugeben
aufzugeben

sich zurückzunehmen
um sich hinzugeben

sich mit sich abzugeben
um sich anzunehmen

zu nehmen und zu geben
zu geben und zu nehmen

Dies ist übrigens das 500. Gedicht, das ich auf diesem Blog veröffentliche – ich kann es selbst kaum glauben.

gemischte gefühle

hurra juche
ach weh mir weh
herrje oje ojemine – he

huch

haha huhu
igitt juhu
heissajuchei oh juppidu – hu

nanu

oweiowei ogottogott
auweia au backe
autsch aua au – wow!

aha

du meine güte hui
mein liebes bisschen pfui
zum donnerwetter ei
potzblitz pardauz – hei

oho

ups uff aha
hä bäh naja
grr brr heda
äh ähm – hoppla hoppala

na – tja

hm puh
aaah uuuh
oooh iiih
eijeijeijeijei – mmmh

pst

Glück

Ein kleines Dankschön an Eulenschwinge, die mich mit dem Wörtchen “abhanden” (in ihrem Gedicht “die lyrik ist mir abhanden gekommen”) aus dem Kreatief geholt hat – von diesen Wörtchen müsste es noch viel mehr geben! – und so hab ich einfach noch welche erfunden.

Kopfüber ins
Herzunter:
glückauf, glückab,
glückaus, glückein.

Überhaupt und
unterhaut: Kommt dir
voraugen das Glück
abhanden, liegt es dir
hinterrücks
vonherzen
zufüßen.

Im Wortrausch

wortreich, ja
mit einem Wortstreich
gründe ich ein neues Wortreich
aus altem Wortgut
entzünde ich heiße Wortglut
mir tut jedes Wort gut
in jedermanns Wortschwall
höre ich lieblichen Wortschall
jedes Wort ist ein Wortall
in seinem Wortlaut
wird jedes Wort laut
auf jedweder Wortart
eine fröhliche Wortfahrt
vorbei am Wortsinne
spinnt die Wortspinne
tote Wortwitze
würzen die Wortschwitze
selbst im Wortbruch
steckt ein Wortspruch
im Wortschatz
verborgen ein Wortschwatz
in jedem Wort ein Schatz

wortlos aber
stehe ich wortbloß
in meinem Wortlos
lass ich mein Wort los

Rat eines Tieres

Wer büffelt, ochst nur
und stiert Löcher in die Luft.
Mensch, schlängel dich doch lieber durch dein Leben!

Mensch, hechte nicht durch den Tag,
krebse und krabbel nicht herum,
robbe dich nicht mühsam vorwärts:
aale dich lieber in der Sonne.

Du kannst hamstern wie ein Hörnchen,
mausen, mopsen,
und bist am Ende doch verratzt.

Dackel nicht jeder Mode hinterher,
bocke lieber mal.

Äffe niemanden nach,
damit übertölpelst du dich nur selbst.

Tiger nicht immer hin und her,
wiesel nicht ständig auf und ab,
luchs lieber dem Himmel ein  Stück Sonne ab.

Igel dich ein,
drossel dein Tempo
und bremse.

Was maikäferst du denn den lieben langen Tag?
Schab dich nicht! Grille lieber –
oder noch besser: fliege.

Wer immer nur geiert,
am Ende reihert.
Vögel lieber!
Doch kiebitze nie beim
Liebesspiel des Nachbarn.

Denn nur wer mit Anstand ferkelt,
kann fröhlich gickeln
und schimmelt nicht.
Wer dagegen stets herumzickt,
muffelt.

Mensch, mir schwant,
dich wurmt, was ich dir sage,
dich verstört mein Rat.
Es fuchst dich mein Gedicht –
und du unkst:
„Du spinnst, du Tier,
das rentiert sich alles nicht.“