Das Wort ist meine Höhle.
Ich schlüpfe hinein, bevor
mir die Welt auf
den Kopf
fällt.
Wort
Auf dem Boden der Stille
Auf dem Boden der Stille
gedeiht dein Wort. Hör,
wie es zu blühen beginnt.
auf ein Wort
wie viele Worte muss ich
in den Wörtern verlieren
wie viele Worte müssen
aus den Wörtern fallen
für das eine Wort?
Herzschlagworte
Und noch ein zweites – diesmal ausschließlich mit Material aus dem “Reizwörterbuch. Für Wortschatzsucher” von Ulrich Namislow!
Eine Wortschatzinsel
im Stilblütenmeer,
Worthülsenfrüchte
von der Sprachmüllhalde:
eine Fremdwortmeldung
für den Wörterbuchhalter.
Stets Kleinlautmalerei
beim Reimpaarlauf,
Zauberwortgefechte
im Wortwahlkampf –
die Wortspielzeugkiste:
eine Satzbaustelle.
Fehlerquellensteuer
für Hauptwortbruch.
Rabenmuttersprache
sucht Überschriftsteller.
Fragment
Worte
springen mich an
wie Tiger
mit einem Satz
Von meinen Musen verlassen
Solange noch
in meinem Kopf
die Wörter
mich umsummen,
bin ich ganz
bei mir.
Sobald jedoch
in meinem Kopf
die Wörter
beginnen zu
verstummen,
verlier ich mich
in mir,
kann nur noch
brummen,
von meinen Musen
verlassen.
Dichters Credo
Im Anfang
ist das Wort.
Und das Wort
ist bei mir.
Und das Wort
bin ich.
Im Anfang
ist das Wort.
Und das Wort
ist alles.
Alles ist
durch das Wort.
Ohne das Wort
ist nichts,
was ist.
Alles wird
durch das Wort.
Ohne das Wort
wird nichts,
was wird.
Im Wort
ist das Leben.
Und das Leben
ist das Licht.
Und das Licht
wird Gedicht.
Im Wort
bin ich Wort.
Und im Wort
werde ich Wort.
Und nur im Wort
werde ich Ich.
Im Wortrausch
wortreich, ja
mit einem Wortstreich
gründe ich ein neues Wortreich
aus altem Wortgut
entzünde ich heiße Wortglut
mir tut jedes Wort gut
in jedermanns Wortschwall
höre ich lieblichen Wortschall
jedes Wort ist ein Wortall
in seinem Wortlaut
wird jedes Wort laut
auf jedweder Wortart
eine fröhliche Wortfahrt
vorbei am Wortsinne
spinnt die Wortspinne
tote Wortwitze
würzen die Wortschwitze
selbst im Wortbruch
steckt ein Wortspruch
im Wortschatz
verborgen ein Wortschwatz
in jedem Wort ein Schatz
wortlos aber
stehe ich wortbloß
in meinem Wortlos
lass ich mein Wort los
Wortfalle
Fällt mir ein
schönes Wort
ein, lasse ich es
fallen, und
bevor es mir
wieder ganz
entfällt,
falle ich
mir ins
Wort.
Interdependenz
Das Wort braucht
den Gedanken
wie
der Gedanke
das Wort braucht.