meist fühl ich mich wie
ein invalider Tausendfüßler:
irgendein Bein hinkt immer
Tiergedicht
Glück mit Schweinen
🐖
einschweinlein
bedeutet Glück
allein
🐖🐖
zweischweinlein
bedeuten Glück
zu zwein
🐖🐖🐖
dreischweinlein
das ist das höchste Glück:
schweinmein
schweindein
schweinunser: das ist
der Himmel auf Erden!
In diesem Sinne: Viel Schwein fürs Neue Jahr wünscht Euch Lyrifant!
aus dem Schneckenhaus gesprochen
Wort
um Wort
bau ich mich
um mich, in mich
gekehrt, verkriech ich
mich in mir
träg scheint euch mein zwittrig
Wort, verschraubt, verschroben:
ja, Zeit lässt sich mein Wort –
doch hinterlässt es
eine Spur
inspiriert durch den Band „Schnecken“ aus der wundervollen Reihe „Naturkunden“ beim Verlag Matthes & Seitz
dies scheinbar taumelnd Wort
winzig klein
und bedeutungslos
mag euch umsirren
umschwirren
mein Wort
unscheinbar
dies scheinbar taumelnd Wort
in Facetten bricht vieltausend
eure Stubenwelt: es irritiert
desillusioniert
interveniert
stört
dies ganz Andere ist
nie ganz das Andere:
unverstanden dennoch
ungenießbar trotzdem
unliebsam
und doch: es kann
fliegen
inspiriert durch den Band “Fliegen” aus der wundervollen Reihe “Naturkunden” beim Verlag Matthes & Seitz
Die Locken des Knallfroschkönigs
sei kein Frosch,
quak ich mir zu, wenn
sich der Frosch in meinem Hals
zu groß aufbläst: Zeit für ein
frosch-forsches Wort, das
dem Frosch im Brunnen
zeigt, wo’s langgeht
zum Meer
Blick.Winkel, im Zeichen der Kröte
Ein.Blick von ganz unten: Lieder
aus dem Schlamm, vorlauthals;
Gossenworte, grottig & krötig,
(Ab)Schaumpoesie
Ein.Blick von den Rändern: Lieder
vom Grenzrain, zwiespältig & zwielichtig;
Unkenzwischenrufe im Lurchgequak,
grenzenlos grenzwertig
Ein.Blick vom Ursprung: Lieder
aus dem Urgestein, uraltklug;
wandernd, bewandert, flötend &
krötend: tötend
Ein.Blick aus der Kriechspur: Lieder
von Erde und See, Amokröte noch im
pockennarbigen Gesicht; ein Kriechen
in fluiden Versen, subversiv & tief –
erdnah, seewärts
inspiriert durch den Band „Kröten“ aus der wundervollen Reihe „Naturkunden“ beim Verlag Matthes & Seitz
zum Heulen
heulen
muss ich
mit den Wölfen
um die Wölfe
heulen
tu ich
mit den Schafen
um die Schafe auch
wie ich’s auch
dreh und wende: es ist
zum Heulen
(19.12.2019 – Verabschiedung des Gesetzes zum Abschuss von Rudeln)
Steinwüste
Steinwüste
nennen wir den Lebensraum
der Tauben, den wir mit ihnen teilen –
schau uns an, wie
wir gurren, picken, balzen
im ewigen Stein
unserer Stadt
Von Mensch und Schwein
Bin ich, als Mensch, ein Schwein,
wenn ich ein Unmensch bin?
Das Schwein antwortet: Nein.
Vielmehr wär ich, als Schwein,
ein Mensch (im allerschlimmsten Sinne),
wenn ich ein Unschwein wär.
Abends im Herbst
Lautes Gekrächze
über den Dächern der Stadt
läutet zur Nachtruhe.
Der Name der Krähe
Das ist ein schon etwas älterer Text, den ein paar von Euch auch schon kennen. Aber mit Blick auf die Krähenschwärme des Abends über mir finde ich, er passt in den November. Außerdem ist mal wieder Zeit für ein Tiergedicht.
Wer bist du?
fragt ihr mich.
Leise krächze ich euch
meinen Namen ins Ohr.
Krähe
nennt ihr mich seither.
Dabei kann ich gar nicht
krähen.
Schatten
die Eidechse döst
in der Mittagssonne, bis
der Schatten meines Wortes
sie aufschreckt
ich fühle mich
schuldig