tiefschwarze Nacht, kein Mond, kein Licht:
so steh’ nun ich an meiner Sehnsucht See,
gerufen durch ein Buch, ein Bild, waldstill.
blick’ nun in Tannennacht: da fällt so tief
ein Stern herab in Birke, Lärche, Schilf –
und grüne Tiefe macht den Wunsch mir klar.
See
Seestine, Strophe 1: SEE – Bodensee
dein Kind bin ich, du aller Seen See,
von Kind an lieb’ ich dich, du See, ganz tief.
in deiner Seele Grund seh’ ich schwanklar.
find’ Frieden hier, dem Blässhuhn gleich im Schilf.
in seel’ger Weite wird mir alles still:
wie gern bad’ ich in deiner Wellen Licht.
Ein See-Projekt der ganz persönlichen Art: sechs Seen, sechs Strophen – eine SEEstine.
Seeligkeit
seeaus, hinaus:
ein blauer Seegen,
von Wellen geschenkt
seeaus, hinaus:
zu weißen Seegeln,
von Träumen gesetzt
seeaus, hinaus:
nur du,
nur See –
und Seeligkeit
Kurzglückfragmente (19)
wenn dich die Seehnsucht packt in diesen heißen Tagen,
dann pack dein Badezeug und dich zum nächsten Badesee:
und zwischen Blässhuhn, Gummi-Krokodil und Blau-Libelle
schwimmst du dir deine Sehnsucht weg, und der See lächelt:
er kennt dich und nennt dich
seine kleine Blässkrokobelle
Kurzglückfragmente (5)
nach einem erfrischenden Bad im See durch die Sommerhitze wandeln, eingehüllt
in sanft kühlende Seewasserhaut
Kurzglückfragmente (4)
der Wind spielt mit den zahllosen Lichtbällen auf der Wasseroberfläche, bis sie
zu seiner Musik über den See tanzen
Wasser atmen tief
Wasser atmen tief
weiter schwimmen weit
hinaus dorthin wo der Himmel
das Wasser berührt Welle um Welle
immer weiter tiefer kein Land nichts
als Wasser Wasser atmen tief ich schwimme
dem See ins blaue Auge
er trägt mich auf nassen Händen
ins Trockene Grüne dem Himmel
entgegen grau blau und weiter tiefer:
in seinen Wasserarmen bin ich bei mir wasserblau
Winter am See
Schneeflocken fallen
auf den See in das Wasser:
Winters Kristallbad
Havelland (12)
Erde noch an den Schwimmhäuten stoß ich
mich ab und gleite unbemerkt durchs Wasser,
spreize mein schwarzes Gefieder, lege den Kopf
in den Nacken, und aus meinem weißen Schnabel
pfeif ich das traurig-frohe Lied des Sees in die Luft,
Feuer im Herzen noch
Im Mai 2018 habe ich aus diesem Zyklus ein kleines Büchlein gemacht, das man hier anschauen kann.
Havelland (11)
kein Birnbaum
dort, wo ich schwimm
und bin
doch schenkt mir der See
Birnen ganz anderer Art
Havelland (10)
der Sonnenuntergang streut Rosenblätter über das
Wasser, ein jedes benetzt von Worttau: flüchtige
Notizen für das eine, das große
Gedicht
Havelland (9)
und zwischen den Seen
reimen Chausseen
auf alte Alleen