gut stochert es sich
bei Nacht und Nebel:
der Stock wird schon
treffen: irgendwas,
irgendwen, irgend-
wohin
politische Lyrik
Krebsgang des Irdischen
vom Hochsitz der Regierung
ist der Kopfstand der Dinge
im steten Wettlauf der Welt
kaum zu erkennen
Moria
alles gewagt
alles zurückgelassen
alles gegeben
alles ertragen
und doch:
alles verloren
wer hat noch die Kraft:
noch einmal alles wagen?
noch einmal alles zurücklassen?
noch einmal alles geben?
noch einmal alles ertragen?
und vielleicht noch einmal:
alles verlieren?
Flagge zeigen
die da ewiggestrig-trotzig wieder Flagge zeigen
neben denen, die nunmehr unter femder Flagge
mitmarschieren, unbedarft – was sie eint:
ja, sie haben eine Fahne, trunken sind sie,
beide, voll von Wut, Frust und Hass
schreib’s dir auf die Fahne, Kind:
dreh nie dein Fähnlein nach dem rechten Wind!
#wirbleibenzuhause
wohl dem, der
ein Zuhause hat
Gedanken am internationalen Welttag gegen Rassismus
einen Flügel stutzen,
wenn die Köpfe bleiben?
hat bei einer Hydra
wenig Nutzen …
Rassismus. Kein Gedicht
Ich gebe zu, es ist durchaus
ein verlockendes Narrativ:
Rassismus als Geisteskrankheit
zu begreifen.
Spinne weiter: Gehörten dann nicht
diese eine Partei und alle, die sie
wählen und unterstützen, in die
Psychiatrie? Oder zumindest doch
– im Dienste nationaler Sicherheit –
in Quarantäne?
Doch bedenke auch: Ließen wir uns
auf diese Diagnose ein, bedienten
wir uns der Rhetorik und der Metaphorik
derer, die genau dies wollen: Rassismus
als Krankheit einzelner Verwirrter
verharmlosen.
Nein, Rassismus ist keine Krankheit!
Rassismus ist Rassismus.
Kein Symptom.
Keine Diagnose.
Und erst recht kein Gedicht.
pfui!
ui,
wie dreist:
einfach ausgetrickst,
die einfache Mehrheit
hui,
wie fix:
doppelt ausgepielt,
die Demokratie
pfui,
wer da hat mitgespielt,
doppelzüngig
pfui,
wer da hat mitgetrickst,
mit einfachen Mitteln
zum bösen Zweck
Heute ist ein schwarzer Tag für die Demokratie in unserem Land: Ein 5%-FDP-ler ist sich nicht zu schade, sich mit den Stimmen der rechtsradikalen Höcke-AFD zum thüringischen Ministerpräsidenten wählen zu lassen (und dies mit Unterstützung der CDU).
zur rechten Zeit
die liebe Not tut uns
das rechte Wort
zur rechten Zeit:
es ist kein leichtes,
vielleicht ein linkes,
in jedem Falle
für alle Fälle
ein fälliges
Fragen, die wir uns vielleicht stellen sollten
wie weit genau gehe ich mit,
wenn ich da einfach so mitlaufe?
wobei mache ich eigentlich mit,
wenn ich da nur so mittue?
wofür klatsche ich da im Grunde mit,
wenn ich einfach nur mitlache?
muss ich wirklich alles mit,
nur weil ich halt mitwill?
tja, und was rede ich da immer mit,
wenn ich gar nicht mitdenke?
Altenstadt-Waldsiedlung
es bildet sich hier im Kleinen nur ab,
was im Großen schon längst
böse Realität ist: braun
gibt es leider in jeder Farbe
Klage
zum Tod von Werner Schneyder
und wieder
eine spitze Zunge
weniger
ach, unsre Welt
wird immer
stumpfer