Krieg
als Antwort auf
Terror
wird
Terror und Krieg
zur Antwort haben.
Das steht
außer Frage.
Krieg
als Antwort auf
Terror
wird
Terror und Krieg
zur Antwort haben.
Das steht
außer Frage.
“Herzlich willkommen!”
rufen wir euch zu
und erklären euch den Krieg.
Irgendwo, ein Freitag, der 13.
verschlafen
Kaffeemaschine kaputt
Bus verpasst
Unterlagen vergessen
Kantine zu
Sitzung auf Sitzung abgesessen
Computer abgestürzt
Feierabend weg
mit dem Bus im Stau
Schlüssel verloren
keiner zuhause
Paris, Freitag, der 13. November 2015
früh aufgestanden
mit Elan gearbeitet
gut zu Mittag gegessen
nachmittags frei genommen
ein neues Kleid gekauft
abends ausgegangen
tot
“Herzlich willkommen!”
rufen wir euch zu
und schränken den Familiennachzug ein.
“Herzlich willkommen!”
rufen wir euch zu
und erklären eure Heimat zum sicheren Herkunftsland.
“Herzlich willkommen!”
rufen wir euch zu
und diskutieren über Transitzonen.
“Herzlich willkommen!”
rufen wir euch zu
und beschleunigen die Abschiebeverfahren.
“Wir sind ein christliches Land
und wollen es bleiben.”
Und so befestigen wir unsere Zäune.
“Herzlich willkommen!”
rufen wir euch zu
und schließen die Grenzen.
ausgebootet,
bevor eingeschifft
ausgeschlossen,
bevor eingeladen
ausgeschieden,
bevor teilgenommen
ausquartiert,
bevor eingezogen
ausgegliedert,
bevor aufgenommen
ausgegrenzt,
bevor angekommen
Mindestens fünfzig Gründe
kann ich dir nennen,
die dagegen sprechen,
die Heimat zu verlassen.
Die Mutter.
Der Vater.
Die Schwester.
Der Bruder.
Der Mann. Die Frau.
Das Kind. Die Kinder.
Die Enkel.
Die Ahnen.
Die Freunde.
Die Menschen.
Der Berg. Das Tal.
Die Steppe. Die Wüste.
Der See. Das Meer. Der Fluss.
Der Stein.
Der Baum. Der Strauch.
Die Tiere. Die Vögel.
Die Erde unter deinen Füßen.
Der Himmel über dir.
Die Sonne. Die Wolken.
Der Wind in deinem Haar.
Die Stadt. Das Dorf.
Die Straße. Der Weg.
Die alte Brücke.
Die neue Schule.
Das Haus.
Der Hof. Der Garten.
Der Tisch. Das Bett.
Das alte Bild.
Der Blick durch die Tür.
Der Blick aus dem Fenster.
Die Sprache.
Die Küche.
Die Lieder.
Die Tänze.
Die alten Geschichten.
Die alten Bräuche.
Die vertrauten Kleider.
Die vertrauten Gesten.
Das gemeinsame Lachen.
Das gemeinsame Weinen.
Die Erinnerung.
Die Hoffnung.
Der Glaube.
Die Liebe.
Die Verantwortung.
Das Schuldgefühl.
Die Trauer.
Die Angst.
Die Ohnmacht.
Das Heimweh.
Wie groß muss das Leid sein,
wenn man trotz dieser guten Gründe
sein Land verlässt,
wenn man trotzdem flieht?
Stell dir vor,
du bist auf der Flucht
und kommst in ein
Land, wo man dir
dein provisorisches Heim
anzündet, noch bevor du
darin wohnst.
Zitiert von Norella auf “Omas Wörtersalat”: https://woertersalat.wordpress.com/2015/07/19/wenn-die-zuflucht-brennt/– das hat mich doch sehr gefreut!