wozu wissen, woher
wir kommen, wenn
wir nicht wissen, wohin
wir gehen?
wie wissen, wer
wir sind, wenn
wir nicht wissen, was
wir werden?
warum wissen, wenn
wir nicht wissen, warum?
Philosophie
ein anderes Leben?
ein anderes Leben! – stell es dir vor:
wie du durch ein anderes Fenster
auf eine andere Straße blickst.
wie du durch eine andere Tür
in ein anderes Freie trittst.
wie du durch andere Straßen
zu anderen Geschäften gehst
und andere Dinge einkaufst.
wie du dich mit anderen Menschen
in anderen Cafés triffst und mit ihnen
über andere Themen sprichst.
stell dir vor: wie du einfach
in ein anderes Leben schlüpfst.
und stell dir vor: wie es wäre, wenn
dieses andere Leben dein Leben wäre.
doch: wäre diese andere Leben, sobald
es dein Leben wäre, dann überhaupt noch
ein anderes Leben?
Kippfigur
schau ich von außen zu mir
hinein, sehe ich mich, wie ich
von innen zu mir heraus schaue
und mich sehe, wie ich von außen
zur mir herein schaue und
mich sehe, wie ich zu mir
hinaus schaue
Gedanken am Seerosenteich
im Unten
das Oben
zeigt dir
im Oben
das Unten
auch
im Traum gefragt
zerstört die Erfüllung
den Traum?
oder
zerstört der Traum
seine Erfüllung?
eine Frage an Einstein
wie lang ist das Leben,
wenn wir es beginnen!
wie kurz ist das Leben,
wenn wir an seinem Ende stehn!
wie aber ist das Leben bemessen,
während wir gerade dabei sind zu leben?
auf dem Rückweg
auf dem Rückweg
wird dir plötzlich klar:
selbst ein Rückweg
ist kein Weg zurück
auf dem Hinweg
warst du der Mensch, der
auf dem Hinweg
war
auf dem Rückweg
bist du der Mensch, der
auf dem Rückweg
ist
Schopenhauer in Potenz
Die Welt ist meine Vorstellung.
Und in meiner Vorstellung bin ich die Vorstellung der Welt.
Dabei bin ich nur die Vorstellung einer Welt, die mich vorstellen lässt, die Welt sei meine Vorstellung und ich sei in meiner Vorstellung die Vorstellung der Welt.
Oder ist die Welt nur eine Vorstellung meiner selbst, wie ich mir vorstelle, ich sei die Vorstellung einer Welt, die meine Vorstellung ist?
Und was wäre dann mein Wille?
Lob der Plattitüde. Eine Etüde
Ules Befürchtungen, im Platten und Banalen zu landen, haben in mir weitergearbeitet und mich zu einem Lob der Plattheit angeregt – so platt, wie es mir nur eben möglich war. Jetzt bin ich platt, was mir die Plattheit da doch geschenkt hat – doch noch etwa tiefe Einsicht?
keine Scheu vor Plattitüde!
ist doch auch nur Attitüde,
Tiefsinn-Lob bloß Flattitüde!
was setzt tiefe Denker matt?
was macht ihren Geist ganz satt?
was gehört auf’s beste Blatt?
die Plattitüde, sag ich glatt,
sie ist die einzig wahre Blattitüde:
denn höchste Weisheit ist stets –
platt
auf Leben und Tod
für mein Leben
gern leben will ich
mein Leben
für mein Leben
gern leiden mag ich
an meinem Leben
auf den Tod
nicht leiden kann ich
den Tod
auf den Tod
hin nicht leben will ich
mein Leben
was hilft’s?
auf Leben und Tod
leben und leiden wir
dahin
Schuld
ich lebe
um den Preis
nicht nur meines Todes
ich sterbe
um den Preis
nicht nur meines Lebens
Γνῶθι σεαυτόν
Gnṓthi seautón. Erkenne dich selbst. Ein Rondell
schleich nicht um dich herum
zieh weiter deine Kreise
streich dir dich nicht aufs Brot
schleich nicht um dich herum
auslöffle nur den Brei
bis auf den Grund
schleich nicht um dich herum
zieh weiter deine Kreise