Tier und Mensch

Tier, ich seh dich an
und denke: Ich bin
ein Mensch, und du
bist ein Tier. Du
siehst mich an, doch
was denkst du?

Denkst du: Ich bin
ein Tier, und du
bist ein Mensch?
Wohl kaum. Oder
denkst du: Du bist
ein menschliches
Tier, und ich ein
Tier? Wohl kaum.

Tier, ich weiß, du
denkst, doch was
du denkst, kann
ich nicht denken.
Ich spüre, du siehst
mich an, doch was
du siehst, wenn du
mich siehst, kann
ich nicht sehen.

Tier, du bist ein Tier,
ich bin ein Mensch,
bin ein menschliches
Tier und dir so fern
wie Tier von Tier,
wie Mensch von Mensch,
wie Mensch von Tier.

Drei Fragen. Zwölf Antworten

Wer bin ich? – Nichts.
Woher komme ich? – Aus dem Nichts.
Wohin gehe ich? – Ins Nichts.

Wer bin ich? – Ich.
Woher komme ich? – Von weit her.
Wohin gehe ich? – Ins Offene.

Wer bin ich? – Du.
Woher komme ich? – Aus Dir.
Wohin gehe ich? – Zu Dir.

Wer bin ich? – Alles.
Woher komme ich? – Aus Allem.
Wohin gehe ich? – In Alles.

Prosa in Rosa (8)

Aus den Tiefen ihrer Schubladen hatte sie nun doch wieder ihr Kirschblüten-Briefpapier hervorgekramt und schrieb nun viele lange Briefe, in denen sie umfassend Antwort gab auf die großen philosophischen Fragen der Menschheit nach dem Woher, Wohin und Warum – und sie erklärte die Welt in jedem Brief ein wenig anders (denn nichts erfreute ihr Herz mehr als Variation). Nun konnte die nächste Einladung kommen, und sie war vorbereitet auf diesen einen obligatorischen Satz:

“Um Antwort wird gebeten.”