Du

Du gibst meinem Ach
ein festes Dach
und findest für mein Och
ein passendes Loch.

Du nähst für mein altes Leid
ein schönes buntes neues Kleid
und zauberst noch aus jeder Lück’
rasch ein kleines Stückchen Glück.

Du machst aus einem Auf-dem-Boden-Liegen
ein flottes In-den-Himmel-Fliegen
und holst aus einem dummen Blablabla
heraus ein fröhlich’ Lalala.

Du führst ein laues Lau
mir ganz ins lichtblaue Blau
und formst für mich aus Prosa
ein rosarotes Rosa.

Du windest aus der Pflicht
sogar noch etwas Licht
und verwandelst meinen tiefen dunklen Schmerz
in einen leichten hellen Scherz.

Du rundest ab mein Ich
mit Deinem von mir geliebten Dich.

Die Macht der Worte

An Tagen und in Nächten,
die Du nicht bei mir sein kannst,
die ich nicht bei Dir sein kann,

spinne ich Worte
zu einem Faden aus Klängen, die
mich an Dich erinnern,
zu einem Faden, an dem
ich mich halten kann,

webe ich Worte
zu einem Tuch aus Bildern, die
mich Dir nahe zeigen,
zu einem Tuch, mit dem
ich Dir winken kann,

knüpfe ich Worte
zu einem Teppich aus Geschichten, die
mir von Dir erzählen,
zu einem Teppich, auf dem
ich zu Dir fliegen kann.

Ein und Alles

Du bist mein
Ein und Alles.

Du bist
der Körper meiner Welt,
die Seele meines Lebens.

Du bist
die Sonne meiner Tage,
der Mond meiner Nächte,
der Stern auf meinem Weg.

Du bist
die Erde, auf der ich stehe,
die Luft, die ich atme,
das Wasser, aus dem ich trinke,
das Feuer, das mich wärmt.

Du bist
das Auge, mit dem ich sehe,
das Ohr, mit dem ich höre,
die Nase, mit der ich rieche,
die Zunge, mit der ich schmecke,
die Haut, mit der ich fühle.

Du bist
der Frühling, in dem ich erblühe,
der Sommer, in dem ich reife,
der Herbst, in dem ich Früchte trage,
der Winter, in dem ich zur Ruhe komme.

Du bist
der Gedanke, den ich denke,
die Rede, die ich rede,
die Tat, die ich tue.

Du bist
das Fleisch auf meinen Rippen,
das Blut in meinen Adern.

Du bist mein
Ein und Alles.

Entzauberung

Ein – vorläufig – letztes Gedicht aus dieser Serie…

Geblendet hat mich einst
der hellsichtige Blitz Deines Lächelns.

Blind blicke ich nun
in die trübnebligen Augen Deiner Träume.

Betäubt hat mich einst
der lautstarke Sturm Deiner Begeisterung.

Taub lausche ich nun
in die stumpf donnernden Ohren Deiner Sorgen.

Gelähmt hat mich einst
der rege überlaufende Regen Deiner Lebensfreude.

Lahm tappe ich nun
in die matt verschneiten Hände Deiner Ängste.

Verstummen ließ mich einst
die wortlos singende Sonne Deiner Liebe.

Stumm spreche ich nun
in den tonlos wolkigen Mund Deines Schweigens.

Vom Zauber der Liebe

Dritte Version zu “Vollkommene Liebe” im Nachgang zu “Geschichte und Gegenwart

für Ule Rolff als Dankeschön für die Ermunterung zum Weiterspinnen des blind-taub-stumm-Motivs 🙂

geblendet
vom Licht Deines Blickes
höre ich Dich
stumm
mit blinden Ohren

betäubt
vom Klang Deiner Stimme
singe ich von Dir
blind
mit taubem Mund

verstummt
im Wort Deiner Liebe
schaue ich Dich an
taub
mit stummen Augen

Vollkommene Liebe

Erste Version

Wir sprechen miteinander
stumm, taub
spüren wir einander.

Wir hören einander
taub, blind
vertrauen wir einander.

Wir sehen einander
blind, stumm
verstehen wir einander.

 

Zweite Version

wir sehen
erkennen einander
blind
vertrauen wir einander

wir hören
vernehmen einander
taub
spüren wir einander

wir sprechen
reden miteinander
stumm
verstehen wir einander

 

Welche Version gefällt  Euch besser? – Schreibt einen Kommentar.

 

 

Schatten

Ich bin nicht
Dein Schatten,
mein Schatten
sollst auch Du nicht sein.

Ich stehe nicht
in Deinem Schatten,
in meinem Schatten
sollst auch Du nicht stehen.

Doch kann ich nicht
über meinen Schatten springen,
über Deinen Schatten springen
sollst jedoch auch du nicht.

Du wirfst auf mich
keinen Schatten,
keinen Schatten
möchte ich auf Dich werfen.

Du bist
mein Licht,
Dein Licht
lass mich sein.