Liebe, scheint es, sucht das Wort.
Wortlos aber bleibt, wer liebt,
im Augenblick der Liebe.
Gedicht
umarmen möcht ich Dich
umarmen möcht ich Dich
umhalsen umbauchen umbeinen
ummunden auch
abküssen könnt ich Dich
auf und ab und aufküssen
von Fuß bis Kopf
herzen möcht ich Dich
und leiben und körpern
geisten und seelen
einkuscheln möcht ich
mich in Dich und uns
aus und hinauskuscheln
beiliegen will ich Dir
beileben und beilieben
nicht neben nicht mit
nur um und in
Pause
ohne Pause
pausenlos
bis du selbst
nur noch
eine Pause
deiner selbst
bist
Mondnacht, so still und heimlich
so lang und breit
erzählt sich der Fluss
durch die nächtliche Landschaft
so voll und ganz
schreibt sich der Mond
ins schwarze Wasser der Nacht
ganz kurz und klein
schlage ich mich durch die Büsche
ans Ufer, stehe, schaue und staune:
ach, schön und gut
ist die Welt, ist mein Leben
in genau diesem einen Augenblick
Erinnerungen
Erinnerungen flattern auf wie Vögel,
die, wenn du näher kommst, auf
und davon stieben, doch sobald
du stehen bleibst, sich wieder auf
den Ästen nieder kauern. Sie nisten
für bestimmte Zeit, bis sie sich auf
den letzten Zug gen Süden machen.
Lied wider die Kontinuität
Immer wieder lote ich aus, wie viel ich mit wie wenig Wort sagen kann. Besondere Beachtung finden dabei immer wieder Wörter, die zwar unverzichtbar sind, aber sonst nicht im Vordergrund stehen. An die Qualität meines Erstversuches – Das Lied vom Scheitern – komme ich leider nicht wieder ran, aber es bleibt spannend!
und und und
und und und und
aber
und doch
aber aber
doch doch
und aber doch
na und?
In Sturm und Frieden
Heute Abend war ich wieder einmal bei einem wunderschönen Konzert der fantastischen Capella Moguntina – und der Titel ihres neuen Herbstprogramms “In Sturm und Frieden” (nach einem Zyklus von Gabriel Rheinberger) hat mich inspiriert zu folgendem Liebesgedicht.
In Sturm und Frieden
Bist Du bei mir.
Trägst mich durch Sturm.
Schenkst Frieden mir.
Bringst mich auf Sturm.
Nimmst mir den Frieden.
Nimmst mich im Sturm.
Bringst mir den Frieden.
Läufst mit mir Sturm.
Schließt für mich Frieden.
Hältst mich im Sturm.
Lässt mich in Frieden.
Läutest Sturm
In meinen Frieden.
Findest Frieden
In meinem Sturm.
In Sturm und Frieden
Bist Du bei mir.
Bist Sturm, bist Frieden
mir.
Ein Liebeslied
Ich sitze hier und schreibe
für Dich ein Liebeslied.
Du sitzt ein Zimmer weiter
und liest, was ich jüngst schrieb.
Ich sitze hier und bleibe
für mich so ganz allein.
Wär es nicht viel gescheiter,
ich ließ das Schreiben sein
und ginge zu Dir rüber
und stürzte mich kopfüber
in unsere Lieb‘ hinein?
Tier und Mensch
Tier, ich seh dich an
und denke: Ich bin
ein Mensch, und du
bist ein Tier. Du
siehst mich an, doch
was denkst du?
Denkst du: Ich bin
ein Tier, und du
bist ein Mensch?
Wohl kaum. Oder
denkst du: Du bist
ein menschliches
Tier, und ich ein
Tier? Wohl kaum.
Tier, ich weiß, du
denkst, doch was
du denkst, kann
ich nicht denken.
Ich spüre, du siehst
mich an, doch was
du siehst, wenn du
mich siehst, kann
ich nicht sehen.
Tier, du bist ein Tier,
ich bin ein Mensch,
bin ein menschliches
Tier und dir so fern
wie Tier von Tier,
wie Mensch von Mensch,
wie Mensch von Tier.
Eckenlied
gern denk ich um
die Ecke und gern auch eine Ecke weiter
um ein paar Ecken weit und weiter
denk ich mich aus
meiner Ecke mit meinen Ecken und Kanten
in alle Ecken und Enden
lass mich nicht in jede Ecke stellen, ecke
an und schreib in jede Ecke
ein Gedicht
Im Oktober 2019 habe ich aus diesem Gedicht ein kleines Buchobjekt gemacht. Schau mal hier vorbei.
Thema verfehlt!
Thema verfehlt! höhnt
der Teufel mit Blick auf
die göttliche Schöpfung.
Nein! widersprechen
die Engel. Nur in der
Form hat er sich geirrt.
Gott schweigt. Welches
Thema? Welche Form?
Ich bin Dichter.
Märchenwald
Es war einmal, seufzen
die Bäume. Und wenn
sie nicht gestorben sind,
flüstert der Wind. Dann
leben sie noch heute,
singen die Blätter. Von
wegen, kichert die alte
Hexe. Einmal sterben sie
alle. Ach wie gut, dass
sie nicht weiß, wer
an ihrem Häuschen
geknuspert hat. Jetzt
erzähl doch keine
Märchen! lacht der
Wald.