ob gestern, heute oder morgen:
heute ist immer
heute
Alltagserfahrung
ein prokrastinierendes Gedicht
für Fabio, der mich mit seinem aktuellen Post zu diesem Gedicht angeregt hat
bevor ich dieses Gedicht
schreiben kann, brauche ich
erst noch eine gute Idee
und bevor ich eine gute Idee
habe, muss ich mich erst noch
ein bisschen inspirieren lassen
und bevor ich mich inspirieren
lassen kann, muss ich erst noch
frische Luft schnappen gehen
doch bevor ich an die frische Luft
gehen kann, muss ich erst noch
einen Happen essen
aber davor muss ich noch
(ich schreib es morgen)
einfach einfach
Inspiriert von Fabios heutigem „Denkbrocken“ https://denkbrocken.com/2024/08/02/uebung/ (Danke, Fabio!).
einfach einfach
is’ einfach nich’:
einfach ist einfach
viel schwieriger
als nicht einfach
kalte Füße
kalte Füße
kann ich nicht bekommen
von Natur aus
habe ich schon immer
kalte Füße
Erinnerung
woran ich mich gut erinnern kann:
damals
erschien mir meine Erinnerung
verlässlich. oder täuscht mich da
jetzt
meine Erinnerung?
was ist denn das?
ich kann nichts mehr lupfen,
ich kann nicht mehr hupfen,
es hört einfach nicht auf,
mich an der Nase zu zupfen,
mich stets unsanft zu stupfen,
überall Schleim hin zu tupfen
und mich erbarmungslos zu rupfen:
ich glaub, ich hab den Dauer-Schnupfen
ein anderes Leben?
ein anderes Leben! – stell es dir vor:
wie du durch ein anderes Fenster
auf eine andere Straße blickst.
wie du durch eine andere Tür
in ein anderes Freie trittst.
wie du durch andere Straßen
zu anderen Geschäften gehst
und andere Dinge einkaufst.
wie du dich mit anderen Menschen
in anderen Cafés triffst und mit ihnen
über andere Themen sprichst.
stell dir vor: wie du einfach
in ein anderes Leben schlüpfst.
und stell dir vor: wie es wäre, wenn
dieses andere Leben dein Leben wäre.
doch: wäre diese andere Leben, sobald
es dein Leben wäre, dann überhaupt noch
ein anderes Leben?
Grammatik bedauerlicher Eigenschaften
für vieles bin ich
zu dumm
für einiges bin ich
zu faul
für manches bin ich
zu alt
aber für nichts bin ich
mir zu schade
früher oder später
früher
dachte ich:
später
wird alles
besser
später
dachte ich:
früher
war alles
besser
früher oder später
werde ich wissen:
jetzt
ist es
gut
Aporien des Alltags
oft frage ich mich:
warum will ich sein,
wer ich nicht bin?
da muss ich mir antworten:
weil ich eben bin,
wer ich bin.
Erfahrung
hab oft nicht hören wollen,
was ich hab fühlen müssen.
hab nicht kommen sehen,
was ich nicht riechen kann.
ich kann nur sagen:
es schmeckt mir nicht.
verlogene Welt
wir schwindeln,
bis uns schwindlig ist
wir schummeln,
bis uns schummrig wird
wir mogeln,
bis wir ganz mugelig sind
und wir flunkern uns ganz flink
von Flunsch zu Flansch
das heißt: es wird betrogen und gelogen,
bis ein jeder Balken gebogen