ich spitze meine Zehen, winkel Aug
& Mund, wurzel meine Nase
& schlag meine Li(e)der
in den Wind
hoffentlich brech ich mir dabei
nie die Zunge
ich spitze meine Zehen, winkel Aug
& Mund, wurzel meine Nase
& schlag meine Li(e)der
in den Wind
hoffentlich brech ich mir dabei
nie die Zunge
nur geliehen
hab ich alle meine Wörter:
kein einziges Wort
mein eigenes Wort –
ach! könnt ich eines nur
entwenden! eins nur
von Grund auf neu
erfinden! was aber
hilft’s, wenn ich mit mir
Wörter stehlen kann?
Niemandswörter sind sie doch –
und wie ich’s auch dreh und wende:
am Ende
bleibt mir nichts als dass ich
alle meine Wörter sende
wohin auch immer
zurück
ans Ufer des Worts:
ob Sand Strand, ob Steil
Küste – das hängt vom Wort
ab, Tuff oder Muschel Kalk, See
Tang allerorten, auf! ans Ufer des
Worts! schiffs Wrack, Korallen riffs –
vokal, konsonant, laut: jedes Wort
eine Insel im Buchstaben Meer
weit hinter dem Mond,
bei Wolkenkuckucksheim,
dort steht er, seit Ewigkeit:
mein Elfenbeinturm
gern sitz ich an seinem Fenster und
schau hinaus, denn von dort hab ich
die beste Aussicht
norm
norm
norm
enorm!
norm
norm
norm
norm.
norm.
norm.
norm.
norm.
norm.
.form.
norm
norm
norm
norm
normal?
norm
norm
ich mach die Biege
heißt nicht:
ich beug mich
heißt nicht:
ich verbieg mich
heißt auch nicht:
ich buchte mich ein
gebeugt
verbogen
eingebuchtet
bin ich doch schon längst
ich mach die Biege
heißt: ich bieg mich
wieder gerade
aufrecht
frei
Oh, Leute – ich hab das “bücken” vergessen. Wie konnte das passieren?
Deshalb hier eine erweiterte Version:
ich mach die Biege
heißt nicht:
ich beug mich
heißt nicht:
ich verbieg mich
heißt nicht:
ich bück mich
heißt auch nicht:
ich buchte mich ein
gebeugt
verbogen
gebückt
eingebuchtet
bin ich doch schon längst
ich mach die Biege
heißt: ich bieg mich
wieder gerade
unbeugsam
aufrecht
frei
Trennt. Mischt. Teilt. Formt.
Hält. Klärt. Prägt.
Prägt sich ein.
Engt ein. Dehnt aus.
Regt an. Fängt auf.
Lässt zu. Lässt sein.
Lässt sich ein.
Tarnt. Zeigt. Täuscht.
Gibt. Nimmt.
Schützt. Stüzt.
Schmückt.
Verrückt.
Zuerst ein Text. Schlicht. Dann eine Idee. Und viele Bilder. Über Jahre gesammelt:
(c) Lyrifant
nachts hellwach
tags dunkelmüd
wachs nachthell
müds tagdunkel
hells nachtwach
dunkels tagmüd
nachts hellwach
tags dunkelmüd
Das Kunstprojekt von Maria Deppe “Setz dem Ganzen eine Krone auf …” hat meinen lyrifantisch-lyrischen Widerspruchsgeist geweckt – und das hat sich lyrifantisch-lyrisch in dieser Kreation niedergeschlagen (graphisch-künstlerisch suboptimal, ich weiß – aber die Druckpatronen sind leer, dann druckt mein Drucker nicht mehr):
“setz dem Ganzen eine Krone auf”?
was ist euch denn
in die Krone gestiegen?
ja, es fiele mir kein Zacken
aus der Krone, gewiss,
aber ich bleib dabei:
keine Krone für die Krone!
lieber hab ich einen
in der Krone!
Bildnachweis für die verwendete Krone: https://publicdomainvectors.org/de/kostenlose-vektorgrafiken/Vereinfachte-Krone/82473.html
drinnen:
die Welt steht Kopf –
nichts ist mehr,
wie es war
draußen:
die Welt steht still –
nichts ist mehr,
wie es war
und draußen:
die Welt dreht weiter sich –
und alles ist noch,
wie es war