Seit ich lebe,
lebe ich
das Leben der anderen.
Seit ich lebe,
wünsche ich mir
ein anderes Leben.
Seit ich lebe,
möchte ich gern
ganz anders leben.
Seit ich lebe,
will ich
leben, nichts anderes.
Seit ich lebe,
lebe ich
das Leben der anderen.
Seit ich lebe,
wünsche ich mir
ein anderes Leben.
Seit ich lebe,
möchte ich gern
ganz anders leben.
Seit ich lebe,
will ich
leben, nichts anderes.
Es gibt Tage,
da empfindest du
einen bloßen Handschlag oder
einen etwas festeren Händedruck oder auch
ein ausgiebiges Händeschütteln
bereits als körperliche Gewalt.
Es gibt Tage,
da deutest du
jedes Handzeichen
als persönliche Beleidigung.
Jeder Handgriff
wird zur Handgreiflichkeit.
An diesen Tagen
bist du einfach
zu empfindlich gegenüber
dem allzu Handfesten,
dem allzu Handlichen,
dem allzu Handhabbaren.
Da würdest du am liebsten
im Handumdrehen
verschwinden oder
mit einem Handstreich
alles verschwinden lassen.
An diesen Tagen bist du
keine Handbreit bereit
zu handeln.
An Tagen wie diesen bist du
handlungsunfähig –
und verabschiedest dich deshalb
– scheinbar ganz handzahm –
mit einem Handkuss
von jeglicher Handarbeit.
So tauch ich
nach Perlen
in mir
finde ich
nur ein rostiges Wrack
voll mit wertlosem Plunder.
Es gibt Leute,
die setzen sich einfach
an den gedeckten Tisch.
Es gibt Leute,
die legen sich einfach
ins gemachte Bett.
Warum nur
sitze ich immer
zwischen allen Stühlen?
Ich habe mir
meinen Schmerz
vom Leib
geschrieben.
Jetzt
spricht er mir
aus der Seele.
Von Aspirin bis Dolormin,
über Voltaren und Ibuprofen,
mit Paracetamol und Cortison –
aber wirklich heilen
kann mich wohl nur
Deine Liebe
zu mir.
Donnerstagmorgen: klopft er noch höflich an
Donnerstagmittag: klopft und klopft und klopft er
Donnerstagabend: hat er mich schon weich geklopft
Freitagmorgen: pocht er stumpf und dumpf
Freitagmittag: pocht er bestimmt auf sein Recht
Freitagabend: pocht und pocht und pocht er
Samstagmorgen: beißt er mich
Samstagmittag: beißt er sich durch mich durch
Samstagsabend: hat er mich kurz und klein gebissen
Sonntagmorgen: sticht und sticht und sticht er
Sonntagmittag: sticht und sticht und sticht er
Sonntagabend: hat er mich zu Boden gestochen
Montagmorgen: zwickt er mich
Montagmittag: zwickt und zwackt er mich
Montagabend: zwickt er mich hier und zwackt er mich dort
Dienstagmorgen: hämmert er mich wach
Dienstagmittag: hämmert er weiter und weiter
Dienstagabend: hämmert und hämmert und hämmert er
Mittwochmorgen: beginnt er zu brennen
Mittwochmittag: brennt er lichterloh
Mittwochabend: brennt er mich nieder
wieder Donnerstagmorgen: wieder klopft er
zu Boden gehen
auf schwankendem Boden
am Boden sein
und keinen Fuß auf den Boden bekommen
auf dem Boden mit beiden Beinen
den Boden unter den Füßen verlieren
ins Bodenlose fallen
ohne Netz und doppelten Boden
am Boden zerstört
verloren habe ich
das Spiel
die Schlacht
den Krieg
verloren habe ich
den Mut
den Glauben
die Hoffnung
verloren habe ich
den Überblick
das Gleichgewicht
die Fassung
verloren habe ich
die Spur
den Faden
die Orientierung
verloren habe ich
das Gesicht
den Kopf
den Verstand
den Atem
verloren habe ich
den Boden
unter den Füßen
verloren habe ich
mich
verloren bin ich
Ich habe das große
Schmerzlos gezogen.
Jenseits der
Schmerzgrenze im
Schmerzmittelpunkt des großen
Schmerzensreiches sitze ich in
Schmerzhaft.
Schmerzvoll.
Schmerzstill.
Schmerz verzerrt mein
Schmerzempfinden:
Schmerz lindert schmerzlich die
Schmerzunempfindlichkeit.
Schmerz erfüllt das
Schmerzgedächtnis:
Keine Erinnerung mehr an
Schmerzfreiheit.
Wartend sitze ich auf der
Schmerzschwelle.
Eingeladen
habe ich dich nicht.
Eines Tages warst du
einfach da und bist
geblieben. Hast dich
häuslich eingerichtet
in meinem Haus.
Anfangs hast du nur deine Nägel
in meine Wände geschlagen,
aber Bilder hast du keine daran aufgehängt.
Später bist du dann mit Sack und Pack
hier eingezogen,
hast zunächst ein Zimmer,
dann Küche und Bad
und schließlich das ganze Haus
in Beschlag genommen.
Du schläfst sogar in meinem Bett
und lässt mich draußen liegen.
Inzwischen hast du mein Haus und meinen Garten
mehrfach in Brand gesteckt.
Die Feuerwehr hat mich bereits aufgegeben.
Kein Rat kann mir helfen.
Kein Mittel wirkt gegen dich.
Kein Zauberspruch vertreibt dich.
Ich werde dich nicht los.
Ich leide.
O, Schmerz,
lass uns gemeinsam Bilder suchen,
das Haus aufräumen,
die Brände löschen,
damit ich wieder schlafen kann.
Die Angst
nagt neckisch
an meinem Nacken,
nuckelt voller Nücken
an den Nocken
meines Genicks.
Sie neigt den Kopf
und nickt mir zu.
Ja, sie vernascht mich –
nackt,
wie ich bin,
nackt,
wie sie ist.