zwar hab ich das Zeug zu 
allerlei Zeugs, aber wie sehr 
ich mich auch ins Zeug lege: 
als Zaumzeugin tauge ich 
(so zeigt sich) 
nicht
Gedicht
Nachtschattenverse
im Nachtschatten 
wachsen schlaftrunken 
tollwortselige Verse 
ans Tageslicht
ein prokrastinierendes Gedicht
für Fabio, der mich mit seinem aktuellen Post zu diesem Gedicht angeregt hat
bevor ich dieses Gedicht 
schreiben kann, brauche ich 
erst noch eine gute Idee 
und bevor ich eine gute Idee 
habe, muss ich mich erst noch 
ein bisschen inspirieren lassen 
und bevor ich mich inspirieren 
lassen kann, muss ich erst noch 
frische Luft schnappen gehen 
doch bevor ich an die frische Luft 
gehen kann, muss ich erst noch 
einen Happen essen 
aber davor muss ich noch 
(ich schreib es morgen)
Fabel mit Pferdefuß
jetzt strampel ich arme Maus 
schon so unendlich lange, aber 
diese vermaledeite Milch will 
partout nicht zu Butter werden
vergeblich
vergeblich 
ist mein Ringen, mein Suchen: 
kein Gedicht will mir gelingen – 
oh, was könnte ich verfluchen 
mich und meine Poeterei! 
statt glänzend-schillernder Verse-Dinge 
auf Pegasuses Wunderschwinge 
nur klägliche eunuche Versuche, 
nur Brei und Einerlei – 
oh weiowei! 
ich sollte es lieber mit Kuchen 
versuchen; denn es wird wohl nichts 
bringen, mich zum Singen 
zu zwingen – außer 
Eierei, gänzlich sinnfrei 
und unerheblich
mein Traum (un rêve, I know)
I still have a dream: 
un monde uni, voll Mond 
& bunt (un-uni!): vollmundig 
tuten & tröten freedom & Frieden 
in tutto il mondo 
en todo el mundo 
singt es von Mund zu Mund: 
ein мирakel aus 愛 und  الحرية 
für die ganze Weltfamilie – 
I still have this dream.
für mein Leben gern
was ich für mein Leben gern hätte: 
ein Fenster mit Ausblick auf die Elefanten 
und natürlich ein Flusspferd im Haus 
und einen See vor dem Haus 
oder zumindest in der Nähe 
(für das Flusspferd, die Elefanten und mich) 
und einen Menschen, mit dem ich 
dieses Leben (und das Flusspferd 
und den Ausblick auf die Elefanten 
und den See) teilen kann 
was ich habe: einen Menschen, der 
mit mir sein Leben teilt und mit dem ich 
meine verrückten Fantasien teilen darf 
(und ich hab ihn für mein Leben gern)
Herbst 2024
die alte Saat ist wieder aufgegangen; und so 
ist denn wieder Erntezeit in diesem Land, wo 
„gesichert rechtsextrem“ inzwischen eher 
eine Wahlempfehlung scheint, „Remigration“ 
plötzlich wie ganz selbstverständlich 
auf der Tagesordnung steht und 
die Forderung nach „Kriegstüchtigkeit“ 
Beliebtheitswerte in die Höhe schießen lässt 
sagt mir nur eins: 
wo finde ich die Disteln?
mein Wunsch für Dich
für Claudia, die heute 63 Jahre alt geworden wäre
ach, ich hoffe, Du feierst 
heute 
in froher Runde wie früher 
dort 
(wo immer das jetzt ist)
Birke im Wind
Birke, was will es mir zeigen: 
dein Neigen, dein Schweigen, nein: Wispern? 
dein Rauschen, dein Biegen, dein Wiegen? 
dein dennoch Aufrecht-Bleiben? 
Wind, was will es mir sagen: 
dein Jagen, dein Plagen, nein: Bauschen? 
dein Knistern, dein Sausen, dein Brausen? 
dein dennoch Mit-Liebe-Laben? 
aus Birke und Wind aber einmütig spricht‘s: 
nichts
Bewegung
Gedanken beim Schwimmen
(oder beim Zugfahren)
Bewegung verschiebt 
Perspektiven: Positionen, Relationen 
verändern sich mit jeder weiteren 
Regung: immer wieder neue 
Situationen, Optionen: immer wieder 
Widerlegung von Überlegung zu 
Überlegung und 
weiter
ABCdarium der Möglichkeiten
am Tag nach dem 01.09.2024 (ein Listengedicht nach Stachelbeermond)
Auswandern (aber wohin?) 
Beten (keine Option für Atheist:innen) 
Cool bleiben (möglich?) 
Durchhalten (aber wie lange?) 
Ein gezieltes Attentat (oder mehrere?) 
Flucht (nach vorn, wenn schon) 
Gärtnern (ohne Garten?) 
Hoffen (worauf?) 
Innere Emigration (wirklich?)
Jagen (ja, mit gleicher Münze zurück!) 
Kiffen (keine Option für Nichtraucher:innen) 
Likör trinken (bis dir schlecht wird, ist mir schon) 
Mama anrufen (wird nicht helfen) 
Nichts machen (wird auch nicht helfen) 
Ordnung im Kopf schaffen (hilft? vielleicht!)
Pfannkuchen backen (ändert nix, aber schmeckt!)
Quatsch dichten (= weitermachen wie bisher?)
Rebellieren (jetzt erst recht!) 
Selbstmord (echt jetzt?) 
Träume verteidigen (ja!) 
Uns organisieren (aber wer ist wir?) 
Verstecke suchen (großflächig) 
Widerstand (aber wie?) 
X Lösungen überlegen (oder noch mehr!) 
Yoga (hilft – fast – immer) 
Zaubern (wenn ich’s denn könnte!)