Sommer, dein Wort
steigt
mir zu Kopf
trunken
sing, Sommer, ich
dein blaues Lied
wenn du dein Wort
in meinem Kopf
vergisst, Sommer
Sommer, dein Wort
steigt
mir zu Kopf
trunken
sing, Sommer, ich
dein blaues Lied
wenn du dein Wort
in meinem Kopf
vergisst, Sommer
schreib Du mir das lichtblaue Wunder
unseres Himmels auf meine Haut
und jedes Wort leuchtet uns
Flügel
ins Tiefblaue von See und Meer
schreib ich mich stumm hinein
und aus jedem Wort wächst mir
eine Flosse
das Schwarzblaue schreib ich Dir
vom Nachthimmel herunter und
in jedes Wort pflanz ich uns
einen Stern
zur blauen Stunde
an schwarzen Tagen
dich mit blauem Trauerblues
volllaufen lassen, bis
du schwarz bist
grün und blau schlag ich
mich ins Grüne, ins Blaue
das Blaue vom Himmel
ist dasselbe in Grün
Ein weiterer Impuls war, sich auf Bilder einzulassen. Die ausgestellten Bilder haben mich leider nicht so angesprochen; nur ein Titel hat mich angesprungen – “Der Himmel ist in dir” von Jutta Schlier -, woraus sich in mir ein Elfchen geformt hat (das war der andere der beiden Form-Impulse) – ein Elfchen, das man auch ohne das Bild verstehen kann, denke ich (wobei natürlich Elfchen-Form und Slow [!] Art-Thema irgendwie ein Widerspruch in sich sind, ich weiß).
Blau
dein Herz.
Offen dein Auge.
Der Himmel ist in
dir.
Der einundzwanzigste Impuls – „schreibt ein blaues tanka“ – kommt mir doch sehr entgegen. Ich liebe die Farbe Blau, und ich mag es gern kurz. Ja, und überdies habe ich mich in diesem Sommer auch schon ein bisschen intensiver als bisher auf Haiku und Tanka eingelassen, also: Ein blaues Tanka, aber gern doch!
blaues tanka
heidelbeerenblau
die lippen, augenblick ins
kindheitshimmelblau
ohr an welt, füße im see –
heut noch: den kopf voller blau
für Ahmad Schamlu, eine Art Antwort
Mit meinem Blau
male ich Sterne
in das Blaue vom Himmel.
Mit meinem Blau
schreibe ich ins Blaue.
Ein Meer von blauen Gedanken.
Die Farbe
der Tinte ist königsblau.
Das Blau war außer sich vor Freude
Als wir geboren wurden.
O Blau der Welt!
Der blaue Vogel deines Auges
sucht noch immer die Blaue Blume.
Ein blauer Augenblick ist nun mehr Seele.
O Blau der Welt!
Der blaue Vogel deines Auges
sucht noch immer das blaue Wunder.
Ein blauer Tag. Blaue Stunde:
Mein blaues Klavier
spielt mein Blaues Lied.
Mir ist in solchen linden blauen Tagen,
als ob wir
mit einem blauen Auge
plötzlich sehen
daß Jahre später
Heimat bedeutet
ein schimmerndes Blau.
Dieses Gedicht ist eine Collage aus Texten von
- Rose Ausländer, Verwandelt
- Heinrich Heine, Mit deinen blauen Augen
- Rolf Dieter Brinkmann, Von der Gegenständlichkeit eines Gedichts
- Elisabeth Borchers, Nerudas Blau
- Paul Celan, O Blau der Welt
- Yvan Goll, Der blaue Vogel deines Auges
- Novalis, Die blaue Blume
- Ernst Trakl, Kindheit
- Hilde Domin, Ein blauer Tag
- Stefan George, Blaue Stunde
- Else Lasker-Schüler, Mein blaues Klavier
- Joseph von Eichendorff, Was wollen mir vertraun die blauen Weiten
- Ahmad Schamlu, Blaues Lied
Bis auf Novalis und Ahmad Shamlu sind alle Gedichte zu finden in: Blaue Gedichte. Hrsg. von Gabriele Sander. Stuttgart 2001, 2012. (Reclams Universal-Bibliothek 18925). Novalis’ ‘Die blaue Blume’ ist Teil seines Romanfragmentes ‘Heinrich von Ofterdingen’. Ahmad Schamlus Gedicht ‘Blaues Lied’ findet man in dem gleichnamigen zweisprachigen Gedichtband, übersetzt von Farhad Showghi.