Es ist mal wieder soweit: Sophie Paulchen startet eine neue “frapalywo”. Das Motto für diese lyrische Woche ist geräusche, und der Impuls für den ersten Tag ist: unterm baum. Eine echte Herausforderung für einen Augen- und Wortmenschen wie mich… – mal schauen (! – eben!), wie weit ich damit komme… Ich verspreche nichts!
Unterm Baum
In dieser Stille dort unterm Baum
kannst du das Gras wachsen, die Flöhe
husten hören. In dieser stillen Stille
hörst du die Wurzeln sich biegen, das Moos
sich schmiegen, die Äste sich wiegen
gelinde
hörst du die Rinde platzen, das Harz
schmatzen, den Borkenkäfer kratzen
geschwinde
hörst du die Vögel picken, die Zweige
knicken, die Blätter nicken
im Winde
hörst du die Schmetterlinge flittern, die Blüten
zittern, das Eichhörnchen wittern
die Hinde
hörst du die Spinnen weben, die Tautropfen
beben, eben: den Baum leben
unter seiner Rinde
In dieser stillen Stille hörst du, hörst
du nur zu, den Baum stehen, die Zeit
vergehen, die Welt sich drehen