werf ich mich weg
bin ich hin
schmeiß ich mich hin
bin ich weg
Mit einfachen Worten
hin und weg (1)
Ules “Hin und weg”-Wortspiel hat mich zu zwei kleinen Texten inspiriert, die meiner Vorstellung von einer “Poetik des kleinen Wortes” doch sehr nahe kommen. Danke, liebe Ule!
Und beim ersten Text klingt auch noch ein Satz eines Menschen nach, der mir – im Zusammenhang mit dem Thema Auswandern – einmal sagte, es gehe nicht darum, von etwas weg, sondern darum, zu etwas hin zu wollen.
kein hin und her
nicht hin und zurück
nicht hin und wieder
nur fort und weg
nur weg und hin
und hin und weg
homo viator
unterwegs
– das ist:
halbwegs
geradewegs,
keineswegs
allerwegs,
durchwegs
weg
dolce far niente
nichts tun
außer nichtstun
bis im nichtstun
sich etwas tut:
es heißt
leben
im Pinienhain
lerne ihr knorriges Alphabet
zu lesen die schweigsame Poesie
welche die alten Pinien
in großen Schriftzeichen
in den Himmel schreiben
von Wellen, von Wogen, von Brandung und Meer
brenne, brenne
rasch durch die Brandung
walle, walle
ganz sacht durch die Welle
wiege, wiege
dich sanft in der Woge
schaukel
und schunkel im Wellengefunkel
baumel
und taumel im Wogenschaume
schwinge
und singe, was schwingt, was singt dir das Meer
von Wellen, von Wogen,
von Brandung und Meer
Meer, nur Meer
kaum etwas Schöneres als
weit hinter dir das Land, der Strand
vor dir das Meer, nur Meer, so weit
über dir der Himmel, nur Himmel, so hell
unter dir das Meer, nur Meer, so tief
und du – weiter, nur weiter, immer weiter
weiter hinaus, ins Weite
weiter hinauf, ins Helle
weiter hinab, ins Tiefe
weiter, nur weiter:
Meer, nur Meer
rehte enmitten durch
mitten inmitten meiner Mitte find
ich mittendrin mitteninne
die Mitte der Welt und
rehte enmitten durch
mich
rehte enmitten durch ist die mittelhochdeutsche Deutung des Namens Parzival (in Entsprechung zu altfranzösisch Perceval ‘Durchdring das Tal’), die der Dichter Wolfram von Eschenbach Parzivals Cousine Sigune in den Mund legt, als sie Parzival seinen Namen nennt und erklärt.
rederecht
versucht nicht,
mich zu überreden,
mich mit euch zu unterreden:
ich mag nicht zerreden
was zu bereden,
ich mag nichts herbeireden,
nur um etwas wegzureden
bitte, versucht nicht,
mir das eure einzureden,
um mir das meine auszureden
Sachdinglicher Hinweis
Sagen,
was Sache ist:
Das ist ganz mein Ding.
Doch die Dinge
beim Namen nennen:
Das ist so eine Sache.
Lied gegen das Aufschieben
morgen, morgen,
nur nicht heute
später, später
bald, schon bald
warte, warte
nur ein weilchen
gleich, ja gleich
nein: wann, wenn
nicht jetzt?
jetzt oder
nie
Wortwechsel
hab immer und überall
ein ernstes Wörtchen
mitzureden
kein Sterbenswörtchen aber
sag ich zum
Leben