Die zweite Haut (13 – Epilog)

ich lese
die Farben der Erde
auf meine Haut
in meinen Leib
die Formen der Erde
ich schreibe

ich nehme
von der Erde
die Farben meiner Haut
die Formen meines Leibes
in die Erde
ich gebe

ich komme
aus Erde, in Erde
ich gehe, ich bin
von Erde, zu Erde
ich werde

Link zu den Bildern: Vollrad Kutscher, Der weiße Traum. Verschmelzung (Seite 3-5); Infos zum Projekt auf der Webseite des Künstlers (Die  Körperabdrucke auf weißem Laken waren nicht Teil der von mir besuchten Ausstellung)
Link zur Ausstellung: Die zweite Haut

Mit diesem Text ist der Zyklus jetzt erst einmal zu Ende. Eine Gesamtübersicht über den Zyklus habe ich hier noch einmal als pdf-Datei hier zusammengestellt: Die zweite Haut – Struktur.

Die zweite Haut (6)

Grünes Moos bedeckt
Erde, Stein und Wurzel.
Alt bin ich geworden. In grünes Moos
bette ich nun mein müdes Haupt.

In meine müden Augen
malt mir die Erde die vertrauten Bilder.
In meine müden Ohren
singen mir die Steine die alten Geschichten.
In meine müden Hände
nehme ich meine Wurzeln.

Ich spüre das grüne Moos
auf meiner Haut. Spüre
das grüne Moos wachsen
über meine Haut durch
meine Haut unter meine Haut.
Alt bin ich geworden. Grünes Moos
deckt mich zu. Ruhe finde ich nun hier
in meiner bemoosten Haut.

Link zum Bild: Karoline Hjort und Riitta Ikonen: Eyes as big as plates – Torleif
Link zur Ausstellung: Die zweite Haut

Die zweite Haut (5)

knüpf mir
ein Kleid aus
getrockneten Blüten, aus
verdorrten Stengeln der
Steinimmortelle
zu lösen klug
des Königs Rätsel:
weder nackt
noch bekleidet

web mir in Form
meinen Körper aus
dem Kleid aus getrockneten
Blüten, aus verdorrten Stengeln der
Steinimmortelle
zu wirken fein
des Menschen Traum:
sowohl unsterblich
als auch vergänglich

Link zum Bild: Ulla Reiss, Kleid für Marion
Link zur Ausstellung: Die zweite Haut