benutzt
abgenutzt
ausgenutzt
wem nutzt es?
gebraucht
verbraucht
missbraucht
wer braucht das?
bewertet
verwertet
abgewertet
was sind wir uns wert?
benutzt
abgenutzt
ausgenutzt
wem nutzt es?
gebraucht
verbraucht
missbraucht
wer braucht das?
bewertet
verwertet
abgewertet
was sind wir uns wert?
“Schwarzmalerei!”
rufen die Schönfärber empört.
“Schönfärberei!”
ereifern sich die Schwarzmaler.
Da lacht der Teufel,
den ich an die Wand gemalt habe,
um ihn gleich wieder
mit einem Pinselstrich
zu übertünchen.
Er fordert mich auf,
endlich Farbe zu bekennen.
Ein neuer Anstrich
wäre ganz nach seinem Geschmack –
in welcher Farbe auch immer.
Ich wasche ihm die Tünche wieder ab
und bekenne freimütig:
Weder das Schwarz der Schwarzmaler
noch die bunte Palette der Schönfärber
würde ihm den Anstrich geben können,
der ihm entspräche.
Das Opfer ist weiß.
Der Täter ist schwarz.
Der Täter wird verurteilt.
Das Opfer ist schwarz.
Der Täter ist weiß.
Der Täter wird freigesprochen.
Schwarz-Weiß-Malerei?
Mag sein.
Aber in der weißen Welt
leider immer noch oft genug
schwarze Realität.
Man reicht mir die Hand
und stellt mir ein Bein.
Man nimmt mich in den Arm
und setzt mir den Fuß in den Nacken.
Man fällt mir um den Hals
und lacht mir ins Gesicht.
Man tätschelt mir die Wange
und stößt mich vor den Kopf.
Man redet mir nach dem Mund
und zeigt mit dem Finger auf mich.
Man schaut mir in die Augen
und tritt mir auf die Zehen.
Man fällt mir zu Füßen
und zwingt mich in die Knie.
Man klopft mir auf die Schulter
und fällt mir in den Rücken.
Man pinselt mir den Bauch
und gibt mir einen Tritt in den Hintern.
Ich fahre aus der Haut.
Ich bin nicht nur ein
Halbschattenkind,
ich bin auch ein
Halbschattenkinderkind.
Im Schatten
des stets bevorzugten
erstgeborenen Bruders
der Vater.
Im Schatten
des früh verstorbenen,
weil kriegsversehrten Vaters
die Mutter.
Im Licht
einer ungleich geteilten Liebe
der Vater.
Im Licht
einer lieblosen Liebe
die Mutter.
Halbschattenkinder
also auch Ihr,
geliebte Eltern.
Tretet endlich in die Sonne,
tretet ins volle Licht
meiner verzeihenden Liebe.
Es gab kein
Sonnenkind,
in dessen
Schatten ich stand.
Ich wurde nicht
versteckt,
weil es mich
nicht hätte geben dürfen,
aber auch nicht
ins volle Licht gestellt,
wohl weil ich kein
Wunschkind war.
Ich war kein
Ersatzteillager
für Organe,
nur eine
Ersatzlebenhalde
für unerfüllte Träume.
Ich stand im
Schatten
eines Wunschbildes,
dem ähnlich zu werden
unmöglich war.
Ich stand im
Licht
einer Liebe des Wenn,
einer Liebe des Aber,
einer Liebe des Allerdings.
Ich bin ein
Halbschattenkind.
Stell mich in die Sonne,
Liebster,
ins pralle Licht
Deiner unbedingten Liebe!
Der Himmel ist
blau.
Überall.
Aber dort
ist der Teufel
weiß.
Wenn die Wunde
Nicht mehr schmerzt
schmerzt die Narbe.Bertolt Brecht
Und wenn die Narbe
Nicht mehr schmerzt
Schmerzt die Erinnerung.
Und wenn die Erinnerung
Nicht mehr schmerzt
Schmerzt die Erinnerung
An die Erinnerung.
Die Zeit heilt alle Wunden.
Der Schmerz bleibt.
Bisswunden
hast du,
weil du
immer wieder die Zähne zusammengebissen.
Brandwunden
hast du,
weil du
dir regelmäßig den Mund verbrannt.
Platzwunden
hast du,
nicht weil du
auf den Kopf gefallen, sondern
weil du
dich fallen gelassen.
Schnittwunden
hast du,
weil du
dich ins eigene Fleisch geschnitten.
Schürfwunden
hast du,
weil du
am eigenen Leben vorbeigschrammt.
Kunterbunt war ihre Welt.
In allen Farben des Regenbogens schillerten ihre Lebensträume
wie Seifenblasen in der Sonne.
Farbenfroh leuchtete ihre Zukunft
bis zu dem Schuss.
Danach war die Welt schwarz.
Am toten Punkt
steht noch nicht einmal
ein Fragezeichen.
In engen Klammern
ist kein Platz für einen
augenzwinkernden Strichpunkt.
Aber
auf der anderen Seite
des Gedankenstrichs
wartet unverdrossen
das lebendige Komma
und sendet
Rufzeichen.
für Hans
Du wirst immer
in unserer Mitte sein
bei jedem guten Glas Wein,
das wir trinken.
Du wirst immer
in unseren Herzen sein
bei jedem guten Konzert,
das wir hören,
bei jedem schönen Bild,
das wir sehen.
Du wirst immer
neben uns sein
bei jedem guten Gedicht,
das wir lesen.
Du wirst immer
hinter mir stehen
bei jedem Gedicht,
das ich schreibe.
Unterbrochen
ist das Gespräch,
das wir eben erst
neu begonnen.
Zerrissen
ist das Band,
das uns gerade
zu Lyrikfreunden
neu verbunden.
Ungeschrieben
bleibt nun das Kapitel,
das unsere fragile Freundschaft
neu aufgeschlagen.
Nachrufen
möchte ich Dir
Worte im Scherz und
Worte im Ernst,
die ich Dir noch hätte sagen wollen,
Geschichten
aus der Welt des Alltags und der Phantasie,
die wir uns nun nicht mehr erzählen können,
Gedichte,
geschriebene und ungeschriebene,
die Du nun nicht mehr lesen wirst.
Ach, gäbe es nur einen Ort,
wohin ich Dir all die
ungesagten Worte,
unerzählten Geschichten
ungelesenen Gedichte
nachrufen könnte!
Was hilft’s:
Ich werde diesen Ort,
den Port meiner Nachrufe,
meiner Rufe Dir nach
finden müssen
in mir.