Was uns geblieben ist

Einen Tag nach dem Hanau-Gedenktag – noch fassungslos, wie man seitens der Politik noch zwei Jahre nach dem Anschlag “lückenlose Aufklärung” versprechen kann, ohne rot zu werden – und gefühlt einen Tag vor einem vielleicht dritten Weltkrieg musste ich nun einfach zu solch plakativen Mitteln greifen.

Lyrifants Anti-Kriegs- und Anti-Faschismus-Plakat

Wer erklärt mir den Krieg?

eingedenk der Ostermärsche 2017

Wer erklärt mir den Krieg?
Kriegt da jemand
vom Kriegen nicht genug –
und was kriegt der Krieger?

Wer führt Krieg – und wohin?
Und wie sieht jemand aus, den
man mit Krieg überzieht?

Kann man Truppen auch
per Mail entsenden?
Und was bleibt von ihnen übrig,
wenn man sie zusammenzieht?

Bei welcher Lotterie kann ich
einen Krieg gewinnen?
Und wo kann ich ihn wiederfinden,
wenn ich ihn verloren habe?

Was ist eine gelungene
Operation – und wer ist der Arzt,
wer der Patient?

Was genau entscheidet eine Schlacht?
Und wer muss bluten
in den vielen blutigen Schlachten?

Wohin flieht
ein ausgebrochener Krieg?
Und wer nimmt dann
den Kampf auf?

Stehen Gefallene wieder auf und
stehen dann die Waffen still?
Und wer eröffnet dann das Feuer?

Ist beim Friedensschluss
der Friede am Ende?
Wer herrscht, wenn
Friede herrscht?
Und wo kann ich
Frieden stiften?

Wer erklärt mir den Krieg?

Frieden ist Frieden

“Krieg ist Terror mit höherem Budget” – so titelt die ‘graswurzelrevolution’ in ihrer aktuellen Ausgabe (GWR  405, Januar 2016). Dieser Satz ist die Keimzelle für das folgende Gedicht (möglicherweise noch nicht ganz zu Ende gedacht).

Krieg ist Terror
mit höherem Budget.

Frieden ist Frieden,
unbezahlbar.

Krieg ist Terror
mit ökonomischem Gewinn.

Frieden ist Frieden,
wunderbar unrentabel.

Krieg ist Terror
mit parlamentarischer Legitimation.

Frieden ist Frieden,
herrschafts- und gewaltfrei.

Was mich jetzt doch noch sehr freut: Dieses Gedicht wird im Editorial der neuen Ausgabe der graswurzelrevolution’ (GWR 406, Februar 2016) in voller Länge zitiert – und mein Schlussvers wird als Titel für den Editorial verwendet. Die Herausgeber hatten mein Gedicht zufällig gefunden… und sich darüber gefreut. Wie schön!