Goldlicht bricht
durch Silbernebel,
der zwischen Bronzeästen
in Kupferblättern sich verfängt:
schwer legt der September
sich auf mein Herz
aus Erz
Am toten Punkt
verschollen
manchmal
stell ich mir vor
wie es wohl wäre:
verschollen
zu sein
oder – schöner noch –
wie wohl es wäre:
zu verschellen
oder – am schönsten –
wie es wohl wäre:
Ton um Ton zu
verschallen
ein Palimpsest
tiefe Rillen
ritzt das Leben
in die Rinde meiner Haut:
ganz aufgerauht ist sie
vom vielen Bims
über alten Zeichen,
immer wieder neu
beschrieben, dabei zerrieben fast
zwischen meinen Jahresringen:
ein Palimpsest,
in dem ich lese
und dennoch keines der geheimen Zeichen
zu entziffern vermag
memento mori
spring, o Mensch,
deinen Ängsten von der Schippe
und leb
dem Tod ins Auge
und stirb
aus vollem Leben
Warteschleifen. Zweite Fassung
Die erste Fassung erschien Euch – zu Recht – etwas “spröde” und “steif”. Deshalb hier noch eine zweite Fassung.
gewartet schon viel zu oft
erwartet sehr viel mehr
aufgewartet doch gern
abgewartet stets
ein Leben lang dein Leben
verwartet
zerwartet
gewartet
worauf?
Augenblitze
Augenblitze schließen
dir für Augenblicke
die Augen
auf
augenblicklich blitzt
im Augenblitzlicht
Ein Sehen
auf
dein Augenlicht dein Augenstern
Warteschleifen
hast in deinem Leben schon recht viel gewartet
hast von deinem Leben doch mehr erwartet
hast stets den rechten Moment abgewartet
hast dein Leben ganz und gar verwartet
dein Leben lang gewartet
und vergessen
worauf
(14.3.2018)
im Kreis
ich drehe mich
im Kreis im Kreis
ich drehe mich
mit mir
um mich
im Kreis
ich kreise
mit mir
um mich
im Kreis
ich kreise kreise
aus mir in mich
ich kreise mich ein
ziehe meine
Kreise
im Kreis
im Kreis
bis ich ganz
außer mir
(12.3.2018)
in Sicherheit
ich lege mich
in meine Hand
dorthin, wo ich
mein Herz klopfen höre:
hier – so hoffe ich –
bin ich vor mir
in Sicherheit
(9.3.2018)
mehr als mein Schmerz
wenn diese selbsternannten Therapeuten
dir wieder einmal sagen: Mensch, bedenke,
du bist mehr als dein
Schmerz
dann nickst du lächelnd, denn du weißt:
ja, ich bin auch das Wort, um meinen
Schmerz zu fassen, ich bin auch mein
Schmerzwort
doch wenn das Wort nicht so recht passen
mag, dann hast du zu all deinem Schmerz
auch noch diesen furchtbar quälenden
Wortschmerz
der dir vollends bewusst macht: ja,
ich bin mehr als mein
Schmerz
Vision
schau
wie hell
ein jeder Augenblick
im Augenschein deines Augenlichts
leuchtet
der Sehsinn
Türmgestürm
turmhoch
stürme ich
türmen sich türme
stürmen mich stürme
türme ich
sturmtief