“Das Leben und ich,”
feixt der Tod, “wir sind
ein gutes Team:
Das Leben pflügt und sät,
und mir obliegt die Ernte.”
Am toten Punkt
Ohne-Wort
so tief Dein Leid
so tief kein Mit-Leid
so flach ein Wort
so flach mein Ohne-Wort
Innehalt
wie fest du
gehalten bist, weißt
du erst, wenn du
fällst
Mein Schneckenhaus
ein Rückzug in
mein Schneckenhaus
hilft mir so ganz und gar
nicht, weil ich mich so ganz
und gar und tief in meines
Schneckenhauses
Windungen
verirr
Die Kunst der Interpretation
in Sinnsuche versiert:
des Lesens kundig,
im Deuten geübt,
so fündig wie
findig
nur die Zeichen des eigenen Lebens
vermag ich nicht zu verstehen
wenn dir die Stimme versagt
wenn dir die Stimme mir nichts, dir nichts versagt,
sagst du nichts mehr, versagst du dir ein jedes Wort,
sprichst du kein Wort mehr, und du versprichst ihr
zu schweigen, bis dir die Stimme verspricht,
dir nichts, mir nichts, nichts zu verschweigen
Süße Perfidie
man streicht dir Honig
auf das Brot, von dem man
dir zuvor noch eben rasch
die Butter genommen hat
Alltag Allnacht
Nachts
falle ich ins
Nichts.
Tags
schreit es in mir:
Trag’s!
Septembermorgen
Goldlicht bricht
durch Silbernebel,
der zwischen Bronzeästen
in Kupferblättern sich verfängt:
schwer legt der September
sich auf mein Herz
aus Erz
verschollen
manchmal
stell ich mir vor
wie es wohl wäre:
verschollen
zu sein
oder – schöner noch –
wie wohl es wäre:
zu verschellen
oder – am schönsten –
wie es wohl wäre:
Ton um Ton zu
verschallen
ein Palimpsest
tiefe Rillen
ritzt das Leben
in die Rinde meiner Haut:
ganz aufgerauht ist sie
vom vielen Bims
über alten Zeichen,
immer wieder neu
beschrieben, dabei zerrieben fast
zwischen meinen Jahresringen:
ein Palimpsest,
in dem ich lese
und dennoch keines der geheimen Zeichen
zu entziffern vermag
memento mori
spring, o Mensch,
deinen Ängsten von der Schippe
und leb
dem Tod ins Auge
und stirb
aus vollem Leben