Kleine Relativitätstheorie des Alterns

Sarkastisches Liedlein auf den körperlichen Verfall

Das Haar dünner,
dafür dicker der Bauch.

Die Füße platter,
dafür runder die Hüften.

Der Rücken krummer,
dafür gerader die Gelenke.

Die Blase schwächer,
dafür stärker die Adern.

Die Lippen schmäler,
dafür breiter das Gesäß.

Die Muskeln härter,
dafür weicher das Bindegewebe.

Die Haut rauer,
dafür glatter der Hinterkopf.

Die Falten mehr,
dafür weniger Zähne.

Der Geist leerer,
dafür voller der Darm.

Die Brust enger,
dafür weiter die Kleider.

Der Atem schwerer,
dafür leichter die Kost.

Die Augen müder,
dafür wacher der Schmerz.

Die Lust kleiner,
dafür größer das Leid.

Winters Vermächtnis

Die Uhren ticken Sommerzeit.
Der Frühling schießt aus allen Knospen.
Doch mich kann er nicht treffen, denn
mir hat der Winter zu seinem Abschied
eine hippe Grippe mit Infekt vermacht:
Der Virus tanzt auf der Bazille Pirouetten,
ich hab hier mein ganz eig’nes Mandelblütenfest.
Und so üb ich mich im positiven Denken:
Der Frühling kann mir nichts, ich bin ja ganz immun,
gut geschützt sitz ich hier unter meiner Käseglocke,
ohne Käse zwar, dafür mit Erkältungstee,
Milch mit Honig, Wärmekissen und Vitamin C.
Lasst uns schniefen, lasst uns husten,
bis die Bronchien krachen: Es ist Sommerzeit!
Den Frühlingsanfang hab ich jetzt verschlafen,
mein Urlaub ist gelaufen, doch Winters Ende
lasst uns feiern, wie es ihm gebührt:
Hatschi!

Schlechte Zeiten für Taijiquan

Kein Einklang mit dem Kosmos heute:
Mein Tiger verfehlt die Beute,
dem Kranich sind die Flügel lahm.
Mein goldener Hahn braucht ein drittes Bein.
Der Pfau entwischt mir,
wenn ich ihn am Schwanz packen will.
Und das Pferd duldet nicht,
dass ich seine Mähne streiche.
Selbst der Berg lässt sich nicht nach vorne schieben.
Mein Geist bleibt zu. Wo ist nur meine Energie?