Aus-Zeit. Eine Art ‘Löffel-Liste’ *

Ich möchte aus alten Gewohnheiten
ausbrechen, vielleicht doch noch
auswandern, mir nicht nur Schönes
ausmalen, sondern überallhin
ausfliegen, nach allen Seiten
ausschwärmen, jeden Abend
ausgehen, jeden Morgen richtig
ausschlafen, nichts mehr
aussitzen, vor allem aber nie mehr
aussetzen, keine Torheit
auslassen, jede Menge Unsinn
aushecken, mir immer wieder Neues
ausdenken, viel Freude und Glück
aussäen, einfach alles
ausreizen, mich gänzlich
austoben, das Leben voll
auskosten, mich ganz und gar
ausleben und
aus.

*Für alle, die diesen wunderbaren Film “The Bucket List” (deutscher Titel: “Das Beste kommt zum Schluss”) und von daher diesen Ausdruck nicht kennen: Die ‘Löffel-Liste’ ist die Liste der Dinge, die man unbedingt noch machen will, bevor man ‘den Löffel abgibt’.

Wien, 6. Bezirk, Gumpendorferstraße: Vier Zimmer, Küche, Bad – und eine verpasste Gelegenheit

Das Zimmer mit dem Flügel, den
keine von uns spielen konnte,
überließ ich gern meiner Freundin.

Das romantische Erkerzimmer
nahm sich fraglos die andere Freundin,
sie hatte die Wohnung für uns gefunden.

Das Poetenzimmer mit den Schleiflackmöbeln,
in das ich mich schon – dichtend – geträumt hatte,
bekam schließlich doch – trotz Münze! – die Freundin der Freundin.

Mir blieb das Durchgangszimmer zur Küche
(und zum Bad, doch das hatte noch eine zweite Tür):
Man hätte auch gleich im Flur leben können…

Trotzdem ist aus mir keine Wiener Kaffeehaus-Literatin geworden.
Schade, eigentlich.