indem ich Welt in Sprache fasse,
wird sie mir fassbar – im Rahmen
der Fassung, die ich ihr gebe
viel lieber aber lasse
ich sie (und mich)
fassungslos
indem ich Welt in Sprache fasse,
wird sie mir fassbar – im Rahmen
der Fassung, die ich ihr gebe
viel lieber aber lasse
ich sie (und mich)
fassungslos
ein bescheidenes geblümtes Lob für einen Meister-Blümer zum 701. Todestag
Vergessdeinicht:
Rosen-röselechter Wort-
Orchideenzüchter, du!
Ulme, hochgewachsen, unter
Walnussbäumen, jung zwischen alten
Eichen.
Nelken, nelkenrot, und
Lilien, lilienweiß – dazu eine kleine
Olive – leg ich dir aufs Grab, ich kleines
Buschwindröschen
Vor einem Jahr hat mich Meister Frauenlob alias Heinrich von Meißen sehr in Atem gehalten. Damals war mein Lob adäquater als heute – sorry, Meister, aber ich bin einfach nur müde (aber nicht frauenlob-müde, keinesfalls!).
dichte, obgleich (oder weil) du weißt:
auch das noch so treffende Wort
kann seinen Sinn verfehlen
auch wenn sich dir
das ein oder andere Wittgensteinchen
in den Weg legt: heb es auf, gehe weiter
und dichte
meine Angst
kann ich lernen
zu öffnen
die Ängste der anderen
aber vermag ich nicht
zu schließen
nach langer Fahrt ankommen bei Freunden,
die nichts weiter im Sinn haben
als uns rundum zu verwöhnen:
der Tee summt leis auf dem Stövchen,
selbstgebackene Plätzchen stehen bereit –
und im Rohr schmurgelt schon die Gans
(DANKE an Euch zwei Lieben!)
ich schreib mich nieder
ich drück mich aus
ich saug mich mir aus den Fingern
ich hack mich unerbittlich in die Tastatur
ich schieß scharf mit Worten gegen mich
schließlich
häng ich mich an einer Formulierung auf
Gedichte will ich schreiben, bloß,
die maulfaul, aber weilfeil
von allen Bäumen
träumen
halbgar mögen sie sein, meinet-
wegen, halbwahr jedenfalls und
unbedingt!
halb klar, halb bar, dafür
ganz rar: ganz und gar
unhaltbar
auch hab ich sie gern
weltfremd, menschenfeind und gottfern;
nur so sind sie test-, rest- und nestfest
und fallen punkt-, komma-, strichgenau
in niemandes Schoß
Stille, du –
bist doch nur
eine Illusion: hören
kann ich deinen Atem –
laut
ein Klang –
nicht Laut, nicht Ton:
ein stilles Rauschen zwischen
zwei Geräuschen
Stille, du –
schenkst uns die
schönste Illusion: dein Atem
lässt noch die Totenstille
– hörbar – nach Leben
klingen
und zwischen den Zeichen
(ver)such ich ein Gedicht, das
alles sagt und doch nicht spricht
Schweigen
in Versen
“eine ohrenbetäubende Stille”, so schreibt Kagge in seinem Buch ‘Stille. Ein Wegweiser’, habe er vernommen auf seinem Weg zum Südpol – was für ein Wort!
still will ich Gedichte
schreiben, worin die Wörter lauthals
schweigen: und in diese
ohrenbetäubende Stille
fällt stumm ein letztes Wort
aus dem Schlund des Schweigens:
wie leis’ es doch mein Auge blendet!