Vrouwenlob

ein bescheidenes geblümtes Lob für einen Meister-Blümer zum 701. Todestag

Vergessdeinicht:
Rosen-röselechter Wort-
Orchideenzüchter, du!
Ulme, hochgewachsen, unter
Walnussbäumen, jung zwischen alten
Eichen.
Nelken, nelkenrot, und
Lilien, lilienweiß – dazu eine kleine
Olive – leg ich dir aufs Grab, ich kleines
Buschwindröschen

Vor einem Jahr hat mich Meister Frauenlob alias Heinrich von Meißen sehr in Atem gehalten. Damals war mein Lob adäquater als heute – sorry, Meister, aber ich bin einfach nur müde (aber nicht frauenlob-müde, keinesfalls!).

Poetosophistik

Gedichte will ich schreiben, bloß,
die maulfaul, aber weilfeil
von allen Bäumen
träumen

halbgar mögen sie sein, meinet-
wegen, halbwahr jedenfalls und
unbedingt!
halb klar, halb bar, dafür
ganz rar: ganz und gar
unhaltbar

auch hab ich sie gern
weltfremd, menschenfeind und gottfern;
nur so sind sie test-, rest- und nestfest
und fallen punkt-, komma-, strichgenau
in niemandes Schoß

Stille, du

Stille, du –
bist doch nur
eine Illusion: hören
kann ich deinen Atem –
laut

ein Klang –
nicht Laut, nicht Ton:
ein stilles Rauschen zwischen
zwei Geräuschen

Stille, du –
schenkst uns die
schönste Illusion: dein Atem
lässt noch die Totenstille
– hörbar – nach Leben
klingen

Stille. Ein zweiter Versuch

“eine ohrenbetäubende Stille”, so schreibt Kagge in seinem Buch ‘Stille. Ein Wegweiser’, habe er vernommen auf seinem Weg zum Südpol – was für ein Wort!

still will ich Gedichte
schreiben, worin die Wörter lauthals
schweigen: und in diese

ohrenbetäubende Stille

fällt stumm ein letztes Wort
aus dem Schlund des Schweigens:
wie leis’ es doch mein Auge blendet!