wo es gerade nur so langt,
da gibt es nichts zu kürzen –
und über kurz oder lang
auch kein lang und breit
über kurz und klein
Autor: Lyrifant
zum Sommeranfang
ei, schon Sommer soll es sein? wo doch
der Winter schon wie auch der Herbst
kein wahrer Herbst, kein Winter war
und auch der Frühling auf sich warten
ließ?
hieß
der Frühling Wintling
und der Sommer Frümmer –
ja dann könnt’ es mit dem Sorbst
und dem Herter noch was werden …
und wieder
Ich kann euch in diesen Zeiten den Roman „Der Kopflohn“ von Anna Seghers nur empfehlen – hier findet ihr eine sehr instruktive Kostprobe.
und wieder rollen die Lastautos
über die Dörfer und wieder hört
man die (inzwischen verbotenen)
Heilrufe und wieder kann man die
(inzwischen ebenfalls verbotenen)
Hakenkreuzfahnen wehen sehen
und wieder gewinnen die Nazis
die Wahlen –
sollten wir diesmal
nicht klüger sein?
die Welt da draußen
die Welt da draußen
macht mir Angst:
nichts als Grausen
Sausen Brausen
ohne Pausen …
die Zeit der Flausen ist vorbei.
die stillen Klausen sind entzwei.
und zum Schmausen
gibt es nur noch Brei …
missglückter Suizidversuch
ich hänge
am Leben
ein Luftbild
ach, könnte ich an solchen Tagen, die
mich mit steifer Brise ganz in Atem halten,
nur einmal kurz die Luft anhalten
und sie bitten, mich in ihrem Luftzug
mitzunehmen – ganz weit fort!
und vielleicht könnte ich mir
dort aus der Puste wieder
etwas Atem holen
mehr Licht
sagt, was braucht’s in diesen Tagen?
ich mein’: mehr Licht! – mehr nicht?
kaum mehr. doch lasst mich euch noch sagen:
Vernunft ist’s, an der es ebenfalls gebricht!
sage und schreibe
sag, ist es nicht unsäglich,
dass das Unsagbare
wieder sagbar ist?
was siehst du?
Sieht man wirklich nur, was man weiß?
Weiß man überhaupt, was man sieht?
schau hin: was siehst du?
siehst du, wie sich die Otter
(oder sind es gar Lemminge?)
in Scharen einer nach dem anderen
kopfüber ins Wasser stürzen?
oder siehst du nur, wie sich
die alte krummgewachsene Birke
auf der sich wellenden Oberfläche
des grünen Sees spiegelt? –
schau hin: was siehst du?
das Grübel-Übel
eine kleine Grübelei
zum 5. Mai
ich grüble gern so für mich hin,
so hin und her und her und hin
und durchgrabe in Gedanken
nur Gedanken um Gedanken.
ich habe wohl – wie übel! –
einen Dübel im Oberstübel!
ich grübel hin, ich grübel her
und lebe nur noch in Gedanken,
ja, in Schranken aus Gedanken:
Zeit zum Leben bleibt nicht mehr.
und ich denk: all das üble Gegrüble
wird bringen bald mich noch ins Grüble!
in den Mai
komm, tanz mit mir
in den Mai
tanz mit mir
durch den Mai
und am Mai vorbei:
durch den Sommer
und das Jahr
tanz mit mir
den Mai und mehr
und sing mit mir
von Mai und mehr
und lach mit mir
in den Mai hinei‘
komm, tanz mit mir
in den Mai
halte mich
bitte halte mich, denn
ich kann mich nicht mehr halten
bitte halte mich, denn
ich halte mich so nicht mehr aus
bitte halte mich, denn
ich halte mich allein ins Haltlose
und bitte halte mich lange, denn
ich halte mich immer zu kurz