Wider den Sündenbock

bitte, macht sie nicht zum Sündenbock –
die Ungeimpften, die so vehement Beschimpften
und Verunglimpften

keinen Blumenstock gewinnt ihr damit. verbockt
hat es allein die herrschende Klasse,
die sich an uns versündigt, indem sie zockt
und sich verzockt – außer bei der eigenen Kasse

wer hat den größten (Sünden-)Bock geschossen?
man hat ganz konsequent Klinik um Klinik geschlossen
und systematisch Pfleger*in um Pfleger*in verdrossen
(und dies in Zeiten einer Pandemie!) –
die Jagd auf Sündenböcke: nur Hysterie

bitte, macht sie nicht zum Sündenbock –
die Ungeimpften, die so vehement Beschimpften
und Verunglimpften

versündigt euch nicht
an den Werten der Demokratie
(auch nicht in Zeiten einer Pandemie!)

benennt den Bock! beendet den Wahn!
es geht nicht um Sünde, es geht um Profit –
und wer sündenbockt, läuft einfach nur mit!

Nur, damit das klar ist: Ich bin keine Impfgegnerin oder Impfskeptikerin – im Gegenteil! Und ich habe auch wirklich Null Verständnis für Verschwörungstheorien. Aber was hier gerade abgeht, halte ich für sehr gefährlich. So geht es nicht, denke ich.

26 thoughts on “Wider den Sündenbock

    • Fass Dich an die eigene Nase! Folgendes schriebst Du an Maddin: „O lieber Maddin, was hast du doch für einen gleichgeschalteten Kopf! Warum kümmerst du dich nicht zu allererst um deine eigene Aufklärung, bevor du hier mit Politikergehabe herumspazierst? Du hältst anscheinend die, die sich der Impfung verweigern, für eine Bande von Egoisten, Vielleicht magst du zur Kenntnis nehmen, dass genau das Gegenteil der Fall ist? Meine eigene Gesundheit kann ich sehr wohl allein hüten, da brauche ich weder dich noch den Staat, Was mir zu schaffen macht, ist die Selbstherrlichkeit, mit der der Staat in Lebensprozesse eingreift, von denen er nicht das geringste versteht. Und du applaudierst ihm, blind und taub vor lauter Selbstgerechtigkeit.
      Von Herzen! Gerda“
      Ist das frei von Verunglimpfung?

  1. Sabine, genau so ist es! Auch Geimpfte können andere anstecken!!!! Raus aus solchem Hass auf die eigenen Mitbürger. Was von der Regierung getrieben wird, ist einfach grauenvoll.
    Hier in Sachsen plädiert man vehement für das Impfen, aber da wird gleich mal der Impfstoff gekürzt. Die Hausärzte müssen die Menschen wegschicken, die sie bestellt haben. Ich kanns und wills auch gar nicht fassen, das grenzt an Fassungslosigkeit!!!
    Liebe Grüße dir
    von mir.

  2. Ich halte Impfen für den einzigen Weg aus der Krise. Es ist so einfach, anderen Schuld zuzuweisen. Wie groß die Böcke der Politiker auch sind: die Impfung rettet weitaus mehr Leben, als sie gefährdet. Vielen geht es wohl nur um Recht haben wollen…bis zum bitteren Ende.
    Ich bin übrigens kein Mitläufer.

  3. Gibt es eigentlich irgendwen, der nicht beschimpft wird, irgendwen, der nicht schimpft?
    Impfskeptiker werden beschimpft: als verantwortungslos.
    Impfbefürworter werden beschimpft: als gleichgeschaltet.
    Wer sich nicht impfen lässt, wird herabgewürdigt: als unsolidarischer Egoist.
    Wer sich impfen lässt, wird herabgewürdigt: als braver Mitläufer.
    Dein Gedicht ist als Aufruf gestaltet, wer ruft hier wen? Die Form ist notorisch: „Wir (die Einen) rufen Euch (die Andern) dazu auf, ES nicht zu tun.“
    Mein Gedicht „Wohin wir kommen“ hat diese Form ironisiert. Warum?
    Ein solcher Aufruf zementiert die Spaltung, die er angreift.
    Mein Vorschlag:
    Die Kirche im Dorf lassen, entspannen, allen guten Willen unterstellen, tief durchatmen.
    Und dann: Vernunft walten lassen.
    LG Michael

  4. Dieser Text bereitet mir Misbehagen, irgendwas klingt hier falsch, als würde er das Gegenteil von dem befeuern, was sein Appell formuliert. Jetzt noch eine weitere Front? Die der Schimpfer gegen die Verständnishaber? Ist es Diskriminierung, jemanden für ein Verhalten zu kritisieren, das ich für falsch halte? Ist es wirklich hilfreich, die berechtigte Kritik an der Entwicklung des Gesundheitswesens zu diesem Zeitpunkt in das Impfthema zu mischen?
    Ich verstehe dein Bedürfnis nach Versöhnung, habe aber das Gefühl, zur Zeit kommen Begriffe wie Freiheit und Toleranz in die Gefahr, durch Missbrauch zerstört zu werden. Das halte ich langfristig für gefährlich und darum kurzfristig unbedingt für diskussionswürdig.

    • Liebe Ule, mir geht es nicht primär um Versöhnung, und für mich ist es keine Vermischung der Themen. Für mich ist die Privatisierung/Ökonomisierung des Gesundheitswesens der eigentliche Kern des Problems, der aber leider in den aktuellen Debatten kaum eine Rolle spielt.
      Es geht und ging bei allen Maßnahmen (Lockdowns, Impf- und Testkampagnen) doch vorrangig darum, das Gesundheitswesen vor dem Kollaps zu bewahren – die zentrale Maßnahme wäre aber da doch eigentlich der Ausbau des Gesundheitswesens gewesen; doch das Gegenteil ist der Fall. Jetzt die Ungeimpften für die Misere verantwortlich zu machen (weil man selbst sich nicht getraut hat, eine Impfpflicht anzuordnen), halte ich für absolut verlogen und vom eigentlichen Problem ablenkend. Sündenbock-Hetze öffnet einen willkommenen Nebenschauplatz – und für mich ist der hier genannte “Bock” kein neuer Sündenbock, sondern das, was für das Problem tatsächlich verantwortlich ist – und ich verstehe nicht, warum dieses Thema aus der öffentlichen Debatte nahezu völlig herausgehalten wird. Deshalb nun dieser Text.

      • Das verstehe ich zwar und sehe es zum Teil auch so, aber auch bei einem Gesundheitssystem, in dem es Intensivbetten und Pflegepersonal in Hülle und Fülle gäbe, könnte ich mich mit Covid anstecken und intensiv behandelt werden müssen – mit allen üblen langfristigen Folgen, die damit verbunden sind. Also ist dafür nicht der Zustand des Gesundheitssystems verantwortlich.
        Da wir aber inzwischen alle wissen, wie kaputtgespart das System ist, finde ich es um so schlimmer und unsolidarischer, sich nicht impfen zu lassen.

        • Zunächst – das Altenpflege- und Gesundheitssystem ist ohne Zweifel kaputt gespart wurden und unnötig auf Gewinn umorientiert und zum Teil privatisiert worden.

          Ich sehe aber keinen Zusammenhang, Anti-Corona-Maßnahmen (ob Impfung, Maske, Abstand usw.) in Frage zu stellen, wenn nur die Möglichkeit besteht, durch beliebig viele Krankenpfleger:Innen, Ärzte und Intensivbetten auf Impfungen, Lockdown uvm. verzichten zu können.

          Dann könnte man ja weiterfabulieren und die (zu) steile These aufstellen, wenn wir noch mehr Pflegende, Ärzte und Krankenhäuser hätten, dann bräuchten, wir auch keine Anschnallgurte, Tempolimits in Wohngebieten oder warme Kleidung im Winter.
          Je weniger Regelungen = mehr Kranke – kein Problem, die Medizin klärt das schon.

          Ich denke, man muss ein Mittelmaß an Strenge walten lassen.

          Bei einer Pandamie ist aber der Grat schmal zwischen – freiem Willen und Verantwortung für meinen (unbekannten) Nächsten – in U-Bahn, Schulbank, Fußballstadion oder
          Après-Ski

  5. Ich möchte zu bedenken geben, dass die Pandemie eine politische und gesellschaftliche Herausforderung darstellt, die sich nur politisch und nicht auf der Ebene individueller Zuschreibung von Verantwortung lösen lässt.
    „Da wir aber inzwischen alle wissen, wie kaputtgespart das System ist, finde ich es um so schlimmer und unsolidarischer, sich nicht impfen zu lassen.“
    Ist das so? Oder nicht eher so:
    „Da wir aber inzwischen alle wissen, wie kaputtgespart das System ist, halte ich es für geboten, dass die Regierung unverzüglich ins Gesundheitssystem investiert. Hierfür wäre politisch einzutreten und zu demonstrieren.
    Ich betrachte es als ein Versagen gesellschaftlicher Institutionen, dass sie die Verantwortung individualisiert und in den Vorwurf mangelnder Solidarität einzelner Menschen ummünzt.“
    Dies ein Beispiel dafür, was ich unter „die Kirche im Dorf lassen, entspannen, allen guten Willen unterstellen, tief durchatmen“ verstehe.

    • Natürlich braucht es politische Antworten, auch Forderungen an die Regierung. Aber das doch nicht als Ersatz für persönliche Verantwortung.
      Warum zum Beispiel streben die Menschen besinnungslos in Einkaufszentren und Clubs, nur weil es noch nicht verboten ist?

      • Ich habe von Ersatz nirgends geschrieben.
        „Hierfür wäre politisch einzutreten und zu demonstrieren“ bezeichnet die persönliche Verantwortung der Einzelnen.
        „Besinnungslos“: geht es wirklich nicht ohne (Ab-)wertung? Woher weißt Du das?
        „Allen guten Willen unterstellen“ wie ich schrieb, ist das so schwer?

        • Nein, von Ersatz habe nur ich geschrieben, weil du in deinem Kommentar schreibst „nur politisch und nicht auf der Ebene individueller Zuschreibung von Verantwortung“. Das Wort „nur“ hat für mich Ausschließlichkeitsbedeutung, besonders in Kombination mit „und nicht“.
          Besonnen kann ich es zur Zeit nicht finden, sich in Menschenansammlungen zu begeben.
          Auf die Kernaussage des betreffenden Satzes gehst du leider nicht ein, obwohl gerade sie sich gegen den Gegensatz von politischer und persönlicher Verantwortung wendet, den du formulierst. Ich finde, beides muss sich miteinander verbinden, wenn wir in der Pandemie erfolgreich sein wollen.
          „Guten Willen unterstellen“ tu ich immer gerne, im Zweifel auch PolitikerInnen. Leider geht der nicht immer Hand in Hand mit Mut und Befähigung.

          • Ich versuche einmal die Kernaussage Deines Satzes zu reformulieren:
            „Die persönliche Verantwortung des Einzelnen liegt in den Bürgertugenden. Diese bezeichnen einen handlungsleitenden Gemeinsinn, der als Zivilcourage in Erscheinung tritt, insofern er sich weigert, die Verteidigung guten Zusammenlebens an den Staat zu delegieren.“
            Habe ich das richtig verstanden?
            Einen Gegensatz zwischen persönlicher und politischer Verantwortung zu konstruieren, lag nicht in meiner Absicht. Das habe ich schlecht ausgedrückt.
            Es ist gar nicht so einfach, die Sache auf den Punkt zu bringen…. 🙂
            Also frisch gewagt, noch ein Versuch:
            „Da wir aber inzwischen alle wissen, wie kaputtgespart das System ist, halte ich es für geboten, dass die Regierung unverzüglich ins Gesundheitssystem investiert. Hierfür wäre politisch einzutreten und zu demonstrieren.
            Ich betrachte es als ein Versagen gesellschaftlicher Institutionen, wenn diese ihre Verantwortung leugnen und das Geschick der Gemeinschaft allein in die Hände ihrer Mitglieder legen.
            Umgekehrt geht es nicht an, dass die Mitglieder einer Gesellschaft (unter dem Vorwand der individuellen Freiheit) Gemeinsinn und Solidarität an eine übergeordnete Institution delegieren, als hätten sie selbst mit der Ausgestaltung ihres Zusammenlebens nichts zu schaffen.
            Insofern sind alle dazu aufgerufen, mit ihrem Verhalten das Gesundheitssystem zu entlasten.“
            So könnte die Verbindung aussehen, was meinst Du?
            „Guten Willen unterstellen“ sagt sich leicht. Mir fällt es sehr sehr schwer…

          • Meine Grundaussage hast du wohl verstanden, was meine bescheidenen Worte ja auch bezweckten. Ich freue mich, dass du deine Formulierung nicht so ausschließlich gemeint hast.

      • In diesem Punkt: volle Zustimmung. Die Fussballstadien, Fußgänger zonen und Weihnachtsmärkte sind rappelvoll, während meine Frau und ich schweren Herzens ein Fest mit 40 Verwandten, die ausnahmslos doppelt geimpft sind, abgesagt haben. Das erfreuliche: alle begrüßen unsere Entscheidung und tragen sie mit. Das ist auch Solidarität, und Besinnung geht auch ohne Glühwein…vielleicht sogar besser.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.