Lyrifants Manifest (4): unFug

unFug

Madame, ist das nicht hanebüchener Unfug? – Unfug? Unsinn! nein, kein Scherz! das ist doch gerade der Witz! oder: der Aberwitz! ja: hanebüchener Unfug! Was auch sonst?
mit Fug und Recht: Unfug ist die Fugenmasse, mit der ich Wort für Wort verfuge. fugendicht. zum Gedicht. so dass sich Wort an Wort dicht fügt. fügsam. füglich. gefügig. fugato. oder auch nicht. sondern: ungefüge. ungefügig. Unfug eben.
alles fügt sich. oder: nicht alles fügt sich. oder: alles fügt sich nicht. oder: nichts will sich fügen – das alles ist Unfug: Fug und Unfug zugleich. das ist Unsinn: Sinn und Unsinn zugleich. denn auch im Unsinn liegt Sinn. und zugleich: seine Negation. das ist der Witz.
jetzt mal im Ernst: wie ernst muss Lyrik sein? muss Lyrik ernst sein, um Lyrik zu sein? und ist Lyrik, die nicht ernst ist, keine Lyrik? das wäre ein schlechter Scherz! es lehrt die Erfahrung, dass Lyrik, die gänzlich unernst daherkommt, dennoch durch und durch ernst, zumindest ernst gemeint sein kann. und es ist ein Treppenwitz der Lyrikgeschichte, dass Lyrik, die sich durch und durch ernst gibt, durch und durch hanebüchener Unsinn sein kann. Ernst allein ist kein Qualitätsmerkmal für gute Lyrik. Scherz allein allerdings auch nicht. ich meine es ernst: Scherz ist die Kehrseite von Ernst. und: Ernst ist die Kehrseite von Scherz. daher mein Ratschlag an die Dichterin, den Dichter: sei stets heiter in deinem Ernst, sei stets ernst in deinem Scherz. mach UnFug im wahrsten Sinne des Wortes. habe Witz: Fürwitz, Aberwitz, Wahnwitz auch. Wortwitz vor allem. dann bist du eine Dichterin, die, ein Dichter, der diesen Namen verdient.

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