Auch wenn Du es nicht weißt –
Du spürst es:
Elend und Anderland
sind ein und dasselbe Wort.
Und Exil ist Umhergeirr,
im Aus.
Auch wenn Du es nicht weißt –
Du ahnst es doch:
Wer fremd ist,
ist einer von Fort-von
und nicht von Hin-zu
oder gar von Inmitten.
Du hast geglaubt:
Asyl, das sei
ein Unraub-Raum, wo
niemand Dir von Dir was nimmt.
Und jetzt denkst Du, dass
Flucht und Fluch Verwandte sind –
sie sind es nicht im Gegensatz zu uns
(was wir nur vergessen haben),
sind In- und Ausland doch dasselbe.
Spröde, hart und brüchig empfinde ich dein Gedicht, wie Exil auch sein wird – auch wenn ich das nicht wissen kann ohne die Erfahrung am eigenen Leib. Du nimmst den Weg über sprachliche Verwandtschaft zu menschlicher Verwandtschaft – beides da, und meistens doch nicht.
Was ich überhaupt nicht verstehe, ist der dritte Vers deiner letzten Strophe: wie ich ihn auch drehe und wende, ich krieg ihn weder mit den vorangegangenen noch mit den folgenden überein.
Nun ja, Flucht und Fluch sind etymologisch nicht miteinander verwandt, aber – um mit Wolfram von Eschenbach zu denken – wir Menschen sind eine große Menschheitsfamilie.
Schon so lange gewusst, und doch scheinen es viele nicht zu verstehen.
Vielleicht sollte ich ein Komma setzen… vor “im Gegensatz”?
Das würde dort die Zuordnung klären, aber der Folgesatz „im Gegensatz zu uns sind In- und Ausland doch dasselbe.“ öffnet mir keinen Sinn.
Ah, verstehe. Wahrscheinlich liegt es daran, dass Du nicht hören kannst, wie ich den Text laut lese: Pause vor “im Gegensatz” und vor “sind… doch”, das einen Nebensatz einleitet (durch Inversion gekennzeichnet) – ob es für oder gegen den Text spricht, dass ich so viel erklären muss? Und noch dazu einer Dichterkollegin, die gerne mit der üblichen Syntax bricht? (wobei ich das ja gerade nicht tue) 😁.
Das habe ich schon so phrasiert, und doch fügt es sich mir/ für mich nicht. Anscheinend bin ich heute Abend vernagelt – ich versuche es morgen früh noch mal.
Deine Frage nach dem Qualitätsmerkmal „Erklärungsbedürftig“ stellt sich mir auch oft.
Ich denke, Du suchst zu tief – Du weißt doch, ich bin ganz einfach gestrickt (und so auch meine Texte).
Ts ts ts !