verkehrte welt

für Aleppo und die vielen anderen Orte des Grauens

die gebliebenen
beneiden die geflohenen
die geflohenen wünschen
geblieben zu sein

die verwundeten
beneiden die toten
die toten wünschen
nie geboren zu sein

die neugeborenen
beneiden die ungeborenen
die ungeborenen wünschen
nie geboren zu werden

die lebenden
beneidet niemand mehr
die sterbenden wünschen
nur noch tot zu sein

auf frieden hofft
hier niemand mehr

Der Satz in den Nachrichten “Die Verwundeten beneiden die Toten” hat mich aus meiner Sprachlosigkeit geholt.

9 thoughts on “verkehrte welt

  1. Es gibt keinen humanen Ort oder Zustand, in den die Menschen von Aleppo sich begeben könnten, so verzweifelt ausweglos beschreiben es auch deine Worte. Und uns bleibt nichts als zuzuschauen? Oder ist das beschämend für die Menschen, auch noch als Spektakel dienen zu müssen? Aber wegschauen geht auch nicht. Alles, alles, alles ist zum Verzweifeln falsch in Syrien, in Aleppo zugespitzt. Und wir? Veranstalten Flüchtlingscafés mit Kaffee und Kuchen und gucken die Tagesschau.
    Du schreibst wenigstens noch ein einfühlsames Gedicht – ein gutes noch dazu.

    • Das Problem, das Du umreißt, treibt auch mich um – denn ich denke auch, wir alle tragen dazu bei… suche noch die passenden Worte, die passende Form (aber möglicherweise sind auch Gedichte ein bequemer Ort, an dem man sich verstecken kann).

      • Das hat, glaube ich, mit verstecken, dichten und bequem nichts zu tun: wir würden ja anderes tun, wenn wir wüssten, was sinnvoll helfen könnte, sofort, aber: ich weiß einfach nichts.

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