die Eidechse döst
in der Mittagssonne, bis
der Schatten meines Wortes
sie aufschreckt
ich fühle mich
schuldig
die Eidechse döst
in der Mittagssonne, bis
der Schatten meines Wortes
sie aufschreckt
ich fühle mich
schuldig
zum Gedenken an den toten Bären
Menschen
sind eben doch
die schlechteren Tiere:
kein Tier tötete ohne Not
wo es betäuben könnte –
was für ein Glück für uns Menschen!
was für ein Unglück für die Tiere!
Da
steckt der Wurm
nun mittendrin.
Steckt fest,
der arme Wurm!
Kann nicht vor,
kann nicht zurück:
Oh, wie ihn das
wurmt!
gestern das Pferd hinter den Wagen
heute die Kuh vom Eis
morgen eine neue Sau durchs Dorf
hinter mir hör ich
sich eine Bierflasche öffnen
ein Stier steigt ein und lässt sich
auf den Sitz vor mir fallen, wo
zuvor noch die bunte Hexe saß
ich blicke aus dem Fenster und
sehe ein Krokodil telefonieren,
drei Kühe schwanken über den Gehweg,
Matrosenmützen stehen hoch im Kurs
vom hinteren Teil des Wagens hört man
Lachen, Singen, Johlen, Grölen – und
eine graue Maus tanzt mit einer rosa Katze
kein Pirat weit und breit,
auch Cowboys sieht man heute selten,
schwarzer Engel, steh mir bei
beim Aussteigen fällt mein Blick
auf eine traurige Giraffe – nicht einmal
die Tigerin vermag sie aufzuheitern,
ich fange ein fernes Lächeln auf
und steige aus
ein kleines Einhorn kreuzt meinen Weg
Dass ich die Beute bin
im World Wide Web –
das ist mir klar.
Wer aber ist
die Spinne?
Was mag der Ohrwurm am liebsten?
Kopfnüsse und Zungenmandeln? Oder
Nasenwurzeln und Wangenknochen?
Oder doch seine Ohrmuscheln?
Nein! Am liebsten ist ihm sein Augapfel –
da vergeht ihm Hören und Sehen.
Tier, ich seh dich an
und denke: Ich bin
ein Mensch, und du
bist ein Tier. Du
siehst mich an, doch
was denkst du?
Denkst du: Ich bin
ein Tier, und du
bist ein Mensch?
Wohl kaum. Oder
denkst du: Du bist
ein menschliches
Tier, und ich ein
Tier? Wohl kaum.
Tier, ich weiß, du
denkst, doch was
du denkst, kann
ich nicht denken.
Ich spüre, du siehst
mich an, doch was
du siehst, wenn du
mich siehst, kann
ich nicht sehen.
Tier, du bist ein Tier,
ich bin ein Mensch,
bin ein menschliches
Tier und dir so fern
wie Tier von Tier,
wie Mensch von Mensch,
wie Mensch von Tier.
Sorry, Leute, ich weiß, das ist wirklich ganz unter meinem Niveau, aber nach einem Tag wie heute kann ich nur noch blödeln…
Ficht ein Strauß
mit einem Strauß
einen Strauß
aus, kommt
oh, Graus!
ein ganzer Strauß
von Sträußen
und Straußen
aus diesem Strauß
heraus.
Den Spatz
mag ich nicht
in der Hand
haben.
Da ist mir
die Taube
auf dem Dach
schon lieber.
Am liebsten aber
halte ich Ausschau nach
dem schrägen Vogel und
dem komischen Kauz.
Gern schau ich ihnen zu,
sehe ihnen nach,
einfach so,
mit leeren Händen.
Der vierte Impuls hat es in sich: Geräusche, die wir im alleinsein machen… Will ich das überhaupt preisgeben? – Doch dann fiel mir ein, dass ich mich schon mal an einem Gedicht über meinen inneren Zoo versucht hatte, damit damals aber nicht weitergekommen bin. Und da war sie, die Idee: eine schlaflose Nacht in Tiergeräuschen.
Schlaflose Nacht
Um elf brummt dich
der Schlaf ins Bett,
noch summt dein Geist,
dein Körper zirpt.
Um Mitternacht
kräht dich ein Einfall wach.
Um ihn zu halten lässt du ihn
für eine Stunde in dir quaken.
Gegen halb zwei
krächzt dein Hals dich aus dem Schlaf.
Du nimmst einen Schluck Wasser,
da gackert es in deinem Bauch.
Viertel vor drei
grunzt es aus deinem Rücken,
dass dir die Knie schnattern.
Es quiekt in deinem Ohr.
Doch kurz darauf gurren
süße Träume durch dein Aug.
Deine Muskeln muhen entspannt.
Endlich kannst du schlafen.
Punkt vier beginnt – miau! –
die Sorge dumpf zu blöken,
und dein Herz wiehert auf.
An Schlaf ist nicht zu denken.
Um sechs bellt dein Wecker.
Deine Nerven keckern.
Du aber packst deinen Zoo
zusammen und stehst auf.
Sieh dir an, wie die kleine dicke Hummel fliegt!
Warum solltest du nicht auch endlich deinen Traum leben können?