aus Sand, Schilf, Wald und Wolken
schlürft der See Poesie und schmatzt
seine glucksenden Verse
ans quakende Ufer
See
Havelland (6)
so sitze ich am Ufer, lege
das Buch beiseite und
lese weiter im
Wasser
Havelland (5)
und abends übersetze ich
die blinkenden Morsezeichen, die
ich tagsüber auf dem Wasser
aufgelesen habe, in
Sonnengedichte
Havelland (4)
jeder See ist
Erinnerung an den einen,
meinen, den See meiner Kindheit, ist
ein Versprechen aller Seen – und ist doch
genau dieser eine
See
Havelland (2)
dort, wo der Wind in weichen
Wellen seine luftig-leichten
Gedichte auf den See schreibt,
dort will ich dichten lernen
Havelland (1)
die Luft
über dem Wasser
riecht nach dunkler Erde
ich fange Feuer
Im Mai 2018 habe ich aus diesem Zyklus ein kleines Büchlein gemacht, das man hier demnächst anschauen kann.
Vollmondnacht am See
Vollmondnacht am See.
Im Schilf fiept leis ein Blässhuhn.
Ich bin zuhause.
Von meiner Seehnsucht
Eine Seerenade mit seedativer Wirkung für Seehnsüchtige
Ein Seekind
bin ich, dem
Sehnsucht sich
in seine Seele
immer nur als
Seehnsucht
schreibt
mir Seegel in die Seele,
dem Seehen, dem Seegen
entgegen: am See, am See nur
findet meine verseehrte Seele
Seeligkeit.
#frapalymo 9-nov-16: ein text, zwei strophen, vier wörter
Puh, es wird immer härter! Der neunte Impuls – ein text, zwei strophen, vier wörter: glas, dünn, blass, see. sie sollen in beiden strophen je einmal vorkommen – macht sehr viele Vorgaben. Aber sie kommen mir entgegen: Ich liebe parallele Konstruktionen. Und ich habe mir selbst noch eine weitere Vorgabe gemacht: Ich wollte diese vier Wörter in der zweiten Strophe in umgekehrter Reihenfolge wiederholen (quasi als Spiegelung); hab dann noch ein paar Wörter zum Wiederholen hinzugefügt, aber die Rahmenwörter sozusagen fixiert – man gönnt sich ja sonst nichts.
Winter
Einsam liegt der See im Schnee.
Blass ist sein Gesicht. Weiß.
Dünn ist das Eis, das ihn bedeckt
wie Glas, kalt und klar. Darunter
kannst du ihn vom Frühling träumen sehen.
Einsam stehe ich am Fenster und
blicke durch das Glas, kalt und klar.
Dünn ist meine Haut geworden. Weiß.
Blass ist mein Gesicht. Unter dem Schnee
kannst du noch den Frühling spüren, im Traum.
Sonnenuntergang am See
Ein kleiner Dank an unsere Freunde aus València für zwei wunderschöne Sonnenuntergänge an der Albufera
Abends schlürft der See
die goldrote Sonne aus:
Rosa summt die Welt.
Seestücke XII
Der See
trinkt errötend
die untergehende Sonne.
Eine späte Libelle
tanzt glitzernd
im letzten Abendlicht.
Seestücke XI
Der See
schlägt Purzelbaum um Purzelbaum
ans Ufer.
Eine Ringelnatter
schlängelt sich ins Wasser.