an manchen Tagen
bleiben die Wörter stur
in ihren Ecken hocken
kein Reim 
kann sie locken, sie 
bocken und zicken
und mir bleibt nur
zu nicken und
zocken
poetologische Lyrik
ein Gedicht über nichts
wenn ich schreib ein Gedicht
über nichts: ist das dann
ein Genicht?
wenn ich schreib über nichts
ein Gedicht: ist das dann
dichts?
wenn ich schreib ein Gedicht
über nichts: ist das dann
eines Nichtgedichts 
Nichtsgedicht oder
eines Dichtgenichts 
Dichtsgenicht oder
ein Gedichtnichts 
über ein Gedichtsnicht oder gar
ein Genichtdichts, genichtsdicht?
(9) ein Gedicht?
ein Gedicht?
wird gemacht
und manchmal
macht es sich
und manchmal
macht es sich
gut
Und jetzt im November (erst! seufz!) ist aus diesem Zyklus auch ein Büchlein geworden, natürlich!
(8) Rat an die Dichterin II
mach keine Sachen, mach dein Ding:
mach was in deinen eigenen Worten:
schreib (d)ein Gedicht
(7) bescheidener Vorsatz
was soll ich
groß Worte machen?
schreiben will ich
kleine Gedichte
(6) mit jedem Wort
ich mach‘s mit jedem Wort –
und wie ich es auch mache:
ich komme immer
auf ein Gedicht
(5) mach Wort!
fällt auf die Welt
dir kein Reim mehr ein:
mach einfach
Wort
(4) mit meinen Worten
mit meinen Worten
kann ich es ja machen:
ein Gedicht 
wie für mich gemacht
Was mit „was aus Worten“ als ganz spontaner Einfall begann, wächst allmählich zu einem kleinen Zyklus heran.
(3) bescheidener Wunsch
viele Worte möcht ich 
gar nicht machen: nur
ein kleines Gedicht
(2) Rat an die Dichterin
mach kein Theater,
mach keine Geschichten:
mach’s nie 
unter einem Gedicht
(1) was aus Worten
ja, ich mach mir 
was aus Worten:
ich schreib mir 
ein Gedicht
Poesie, auströs
meergeboren sei sie: die Poesie –
ein Schatz, vielleicht
eine Delikatesse
meerdurchlässig sei sie: die Poesie –
genügsam, standfest, schlicht:
ganz in sich selbst
verschlossen
wer sie öffnet, der
nimmt ihr das Leben 
wem sie schmeckt, dem
schenkt sie keine Perle
inspiriert durch den wunderschönen und sehr lehrreichen Band “Austern” aus dieser von mir so geliebten Naturkunden-Reihe des Verlags Matthes & Seitz