Von den Blumen in meinem Garten

für Anke zum Dank für die schöne Idee, dass es vielleicht Menschen gibt, für die Nelke ein Dichter und Mörike eine Blume ist

Was hab ich so feine Blumen
in meinem kleinen Garten:
Die Mörike blüht blau,
wenn lau der Frühling naht.
Die Günderode windet sich
und findet sich stets nah am Wasser.
Das Brentano wuchert überall,
mit einem Knall erwacht der Tieck.
Die Arnim halten sich zurück
im Blüheglück, sie warten, bis
die Schlegel knospen zart.
Bald ist’s vorbei: Der Sommer macht
in voller Pracht, dass nur noch Heine
aus allen Ritzen lacht.

Gestern in der Straßenbahn

hinter mir hör ich
sich eine Bierflasche öffnen

ein Stier steigt ein und lässt sich
auf den Sitz vor mir fallen, wo
zuvor noch die bunte Hexe saß

ich blicke aus dem Fenster und
sehe ein Krokodil telefonieren,
drei Kühe schwanken über den Gehweg,
Matrosenmützen stehen hoch im Kurs

vom hinteren Teil des Wagens hört man
Lachen, Singen, Johlen, Grölen – und
eine graue Maus tanzt mit einer rosa Katze

kein Pirat weit und breit,
auch Cowboys sieht man heute selten,
schwarzer Engel, steh mir bei

beim Aussteigen fällt mein Blick
auf eine traurige Giraffe – nicht einmal
die Tigerin vermag sie aufzuheitern,
ich fange ein fernes Lächeln auf
und steige aus

ein kleines Einhorn kreuzt meinen Weg

Weihnachtswünsche

Winterfreuden
nebst Engelsglück,
Immerselig –
vom Himmel ein Stück!
Neue (F)Liege-Besen
für Alte Raunacht-Hexen
und Christrosentau
auf Honigkuchen-Echsen!
Tannengrün
und tiefer Schnee,
Ideen-Wildwuchs und
Überraschungen im Tee!
Ein Nirgendwo
im Sternenschein
zum Chill-Out
und Happy-Sein –
Elfengesang obendrein!

 

Mit diesen Verslein wünsche ich all meinen Leserinnen und Lesern ein friedvolles Weihnachtsfest, einen geruhsamen Jahreswechsel und ein inspirationsreiches und gutes Neues Jahr! Und ich nutze die wundervolle Gelegenheit, mich für Eure Besuche auf meinem Blog, Eure Kommentare und Eure Likes ganz herzlich zu bedanken.

Märchenwald

Es war einmal, seufzen
die Bäume. Und wenn
sie nicht gestorben sind,
flüstert der Wind. Dann
leben sie noch heute,
singen die Blätter. Von
wegen, kichert die alte
Hexe. Einmal sterben sie
alle. Ach wie gut, dass
sie nicht weiß, wer
an ihrem Häuschen
geknuspert hat. Jetzt
erzähl doch keine
Märchen! lacht der
Wald.

Leselust

für Ule (nein, keine Ode auf die Lesebrille!)

Kennst du diese Leseecke,
wo im Sessel tief mit Decke
und im Schein der Leselampe
füllt mit Büchern sich die Wampe
eine alte Leseratte,
die im Sinn nur eines hatte:

Lesefutter, Lesewut,
Bücherstapel, Bücherflut,
überall ein Lesebuch.
Eins nur wurde ihr zum Fluch:
Mit dem Alter kam die Grille
und der Zwang zur Lesebrille.

Am Lesepult, im Lesesaal
wurd’ das Lesen nun zur Qual.
Lesestoff blieb ungepflegt,
hat die Brille sie verlegt.
Ist ihr Schicksal nicht zum Steinerweichen?
Das denkt auch das Lesezeichen.

Um zu retten ihr die Leselust
half schließlich ihr das Hörbuch, just
solange sie noch hören konnte
und sie sich in Wörtern sonnte.
Die letzten Bücher, die sie las,
– ja, das war ihr letzter Lesespaß –

waren nur noch Leseschatten
für blinde, taube Leseratten.