Schreiben und L(i)eben

Du schreibst
von rechts nach links.
Und ich schreibe
von links nach rechts.

Das gibt uns die Chance,
uns aufeinander zu
zu schreiben.

Es birgt für uns aber auch die Gefahr,
uns voneinander weg
zu schreiben.

Nur eins wird uns nie gelingen:
uns parallel in die gleiche Richtung
zu schreiben.

Gut, dass Schreiben und L(i)eben
zwei verschiedene Dinge sind.

Alte Liebe

Einen Floh
hat mir die Liebe,
die alte Schelmin,
vor langer Zeit
ins Ohr gesetzt.
Ich kann ihn noch immer husten hören.

Deshalb habe ich
noch immer
einen Frosch im Hals,
bevor ich Dir sage,
dass ich Dich liebe,
Schmetterlinge im Bauch,
wenn ich Dich die Treppe
herauf kommen höre,
Hummeln im Hintern,
sobald ich zu lange
auf Dich warten muss –
wie am ersten Tag.

Sei kein Frosch!
sagt die Liebe.
Das sind kleine Kröten,
schluck sie!
Die Liebe bleibt eben
hochgradig
insektuös und amphib –
auch wenn die Bienen
nicht mehr so flott sind
wie am ersten Tag.

Geborgenheit

Ein Kännchen Tee,
das auf dem Stövchen summt.

Ein Teddybär,
der beim Wenden zärtlich brummt.

Ein warmes Plaid,
in das ich flauschig eingemummt.

Mein Lieblingslied,
in dem der Alltagslärm verstummt.

Dein Arm um mich,
und mein müdes Herz
summt und brummt,
in Liebe eingemummt,
und alles Leid verstummt.

Wenn Du weg bist

Deine Pflanzen
lassen die Blätter hängen,
und Dein Papagei
– wenn Du einen hättest –
die Flügel.

Und ich –
tja, was könnte ich hängen lassen?

Nichts, aber
ich häng’ rum.

Weiß nicht mehr, wann ich das geschrieben hab, aber hab’s beim Aufräumen wiedergefunden…

Teilen

Ich bin bereit,
mit Dir meinen Schokoladenhasen zu
teilen, aber Du
magst keine Schokolade.

Ich möchte gern
mit Dir meine Lieblingsbücher
teilen, aber Du
machst Dir nicht viel aus Lesen.

Ich will
mit Dir meine Träume
teilen, aber Du
lebst lieber in der Wirklichkeit.

Teilen
ist gar nicht so
einfach, genauso wenig
einfach wie
Lieben.

Wer liebt, teilt,
auch was er nicht
teilen will.

Mit fremden Sinnen

Mit fremden Augen
kannst du in dir
die Bilder sehen,
die die eigene Hand
nicht wagt zu malen.

Mit fremden Ohren
kannst du in dir
die Worte hören,
die der eigene Mund
nicht wagt zu sagen.

Mit fremden Sinnen
kannst du in dir
die Liebe erfahren
die das eigene Herz
nicht wagt zu fühlen.

Ich und Du

Ein “Dich” für mich,
ein “mich” für Dich,
und für jeden von uns
eine Seite vom
“und”.

Und wenn wir uns trennten?

Ein “mich” für mich,
ein “Dich” für Dich,
aber wohin mit dem
“und”?

Auf ein Wort

Wort zu Wort
lege ich
mich zu Dir.

Wort an Wort
schmiege ich
mich an Dich.

Wort um Wort
gebe ich
mich um Dich.

Wort für Wort
erfinde ich
Dich für mich,
erfinde ich
mich für Dich.

Wort auf Wort
baue ich
Dich auf mich
mich auf Dich,
baue ich
uns.

Einladung

Schau
auf einen Augenblick
tief in mich hinein.

Lausch
auf einen Ohrenspitz
dem Klopfen meines Herzens.

Schnupper
mit kurzem Nasenrümpf
den Duft meiner Haut.

Koste
um einen Zungenschmeck
meine Seele in meinem Körper.

Fühl
nur für einen Hautspür
den Puls meiner Liebe.