ich

ich bin nicht die geblieben,
die ich einmal war.

ich bin nicht die geworden,
die ich hatte werden wollen.

ich könnte jetzt sagen: ich bin die,
die ich eben bin. doch bin ich das?

bin ich nicht doch auch die,
die ich einmal war, und die,
die ich hatte werden wollen –

nur eben als die, die ich
jetzt bin oder die ich jetzt
zumindest glaube zu sein?

Das böse Kind

In den Augen meiner Eltern
bin ich stets das böse Kind, das
ihren Händen längst entglitten ist.
Sie haben kein Ohr für mein Glück.
Ihre Nase riecht in allem das Böse,
das ihnen ihr Kind entzogen hat.
Ihre Zunge kennt nur noch
Wut und Hass. Ihr Herz schreit
nach Liebe, doch ihre Füße treten
mich und machen aus mir
das, was ich in ihren Augen bin:

das böse Kind.

Bitte an meine Eltern

Gießt immer wieder Öl ins Feuer
und seid überrascht,
dass es nun überall brennt.

Stecht mit der Nadel in den Luftballon
und seid enttäuscht,
wenn er platzt.

Hackt mir die Wurzeln ab
und seid verwundert,
dass ich nicht wachse und blühe.

Ich bin es leid,
Brände zu löschen,
Luftballons aufzublasen,
neue Wurzeln zu schlagen und
autotherapeutische Texte zu schreiben:
Hört einfach damit auf.
Bitte.

Schlag auf Schlag

Ihr habt mich geschlagen
– Schlag auf Schlag –
mit Euren Stockschlägen
auf Haut und Herz.

Ihr habt mich geschlagen
– Schlag auf Schlag –
mit Euren Ratschlägen
für meine Wunden.

Ihr habt mich geschlagen
– Schlag auf Schlag –
mit Euren Umschlägen
auf meine Narben.

Ihr habt mich geschlagen
– Schlag auf Schlag –
mit Euren Vorschlägen
für meinen Schmerz.

Ihr habt mich geschlagen
– Schlag auf Schlag –
mit Euren Anschlägen
auf meinen Leib und auf mein Leben,
mit Euren Querschlägen
gegen alles, was mir lieb ist.