Keine Waffen
in Krisengebiete.
Warum
überhaupt Waffen
irgendwohin?
Warum
überhaupt Waffen?
Keine Waffen
in Krisengebiete.
Warum
überhaupt Waffen
irgendwohin?
Warum
überhaupt Waffen?
Ich habe mir
meinen Schmerz
vom Leib
geschrieben.
Jetzt
spricht er mir
aus der Seele.
Sei Nacht zu mir!
Am Rande dieser Tage,
mit vielen Worten ohne Gesicht.SAID, Sei Nacht zu mir. Liebesgedichte. München 1998
Sei Nacht zur mir!
Im Schatten jener Tage,
voll des Lichts.
Sei Tag zu mir!
Im Lichte jener Nächte,
voller Schatten.
Sei Nacht zu mir!
Im Schatten jener Tage,
die mich anschreien
mit ihren Händen.
Sei Tag zu mir!
Im Lichte jener Nächte,
die mich anschreien
mit ihren Augen.
Sei Nacht zu mir!
Im Schatten dieser Nächte
schlafe ich im Lichte
Deiner Augen.
Sei Tag zu mir!
Im Lichte dieser Tage
wache ich im Schatten
Deiner Hände.
Geliebter,
glaubst Du, ich spürte
in meinem Leid Dein Leid
nicht mehr?
Geliebter,
glaube mir:
Dein Leid ist mein Leid
ebenso wie
mein Leid Dein Leid ist.
Man sagt:
Geteiltes Leid sei
halbes Leid.
Doch
ebenso wenig wie
mein Leid durch Dein Leid
weniger wird, wird
Dein Leid durch mein Leid
weniger.
Leid teilt sich nicht.
Geliebter, deshalb
glaube ich:
Geteiltes Leid ist
doppeltes Leid.
Nur sind wir nicht allein
in unserem doppelten Leid.
Nur haben wir uns
in unserem geteilten Leid.
Wo meine Worte nur
von tauben Ohren gehört
von blinden Augen gelesen
von stummen Sinnen vernommen
werden
Wo meine Worte nur
in einen falschen Hals
in ein wundes Hirn
in ein kaltes Herz
kommen
Wo meine Worte nur
unverstanden
missverstanden
falsch verstanden
bleiben
bleibt mir nur
der Rückzug in die
Sprachlosigkeit
Von Aspirin bis Dolormin,
über Voltaren und Ibuprofen,
mit Paracetamol und Cortison –
aber wirklich heilen
kann mich wohl nur
Deine Liebe
zu mir.
Donnerstagmorgen: klopft er noch höflich an
Donnerstagmittag: klopft und klopft und klopft er
Donnerstagabend: hat er mich schon weich geklopft
Freitagmorgen: pocht er stumpf und dumpf
Freitagmittag: pocht er bestimmt auf sein Recht
Freitagabend: pocht und pocht und pocht er
Samstagmorgen: beißt er mich
Samstagmittag: beißt er sich durch mich durch
Samstagsabend: hat er mich kurz und klein gebissen
Sonntagmorgen: sticht und sticht und sticht er
Sonntagmittag: sticht und sticht und sticht er
Sonntagabend: hat er mich zu Boden gestochen
Montagmorgen: zwickt er mich
Montagmittag: zwickt und zwackt er mich
Montagabend: zwickt er mich hier und zwackt er mich dort
Dienstagmorgen: hämmert er mich wach
Dienstagmittag: hämmert er weiter und weiter
Dienstagabend: hämmert und hämmert und hämmert er
Mittwochmorgen: beginnt er zu brennen
Mittwochmittag: brennt er lichterloh
Mittwochabend: brennt er mich nieder
wieder Donnerstagmorgen: wieder klopft er
Der Sinn des Lebens
dürfte ganz einfach sein:
leben.
zu Boden gehen
auf schwankendem Boden
am Boden sein
und keinen Fuß auf den Boden bekommen
auf dem Boden mit beiden Beinen
den Boden unter den Füßen verlieren
ins Bodenlose fallen
ohne Netz und doppelten Boden
am Boden zerstört
verloren habe ich
das Spiel
die Schlacht
den Krieg
verloren habe ich
den Mut
den Glauben
die Hoffnung
verloren habe ich
den Überblick
das Gleichgewicht
die Fassung
verloren habe ich
die Spur
den Faden
die Orientierung
verloren habe ich
das Gesicht
den Kopf
den Verstand
den Atem
verloren habe ich
den Boden
unter den Füßen
verloren habe ich
mich
verloren bin ich
nicht ganz ernst gemeint!
hupft aus dem Topf
lupft den Pfropf
stupft auf den Knopf
schlupft unter den Tropf
schnupft in den Kropf
tupft sich an den Kopf
rupft sich den Schopf
zupft sich am Zopf
es klopft
ein Schlumpf auf den Stumpf
den Rumpf im Sumpf
einen Trumpf im Strumpf
stampft
dampft
mampft
den Karpfen im Napf
grmpf!
Die eine Hälfte
des Lebens wird
verschlafen.
Die andere Hälfte
des Lebens wird
vertan.
Gäbe es noch
eine dritte Hälfte,
so würde sie wohl
verspielt.