3 thoughts on “Wittgensteinchen (7)

  1. Abgesehen von der seltsamen Wirkung, die du mit der Ansprache der beiden Konzepte als Subjekte erzielst, finde ich die Frage interessant.
    Sprache ist ja nicht nur Medium und Werkstoff (jedenfalls für Schreibende) sondern selber auch Welt und weltbegründend.
    Und Welt ist eigentliche viele Welten, die auch durch ihre Sprache bestimmt sind. Aber bedeutet Sein auch Wissen, von sich selbst und voneinander?

    • Hm, ich hatte eine erste Version in Hinblick auf die Anreden, die allerdings weniger eindeutig war (weil man “Sprache, Welt” / “Welt, Sprache” auch als Aufzählung lesen könnte) – meinst Du, das wäre besser?

      was weißt du schon von Sprache,
      Welt?

      was weißt du schon von Welt,
      Sprache?

      Ja, die Frage ist interessant, denn sie enthält ja auch die Frage, was der Mensch (als wohl das einzige Wesen, für das Wissen eine Kategorie ist – halt! falsch! die Tiere und Pflanzen dürften auch ein Wissen haben) zu wissen vermag. Und ist es überhaupt eine Frage des Wissens, den Zusammenhang von Sprache und Welt zu denken? Und denken wir nur in Sprache oder auch anders? Ist die Welt nur da, weil wir sie denken bzw. von ihr sprechen? – wohl eher nicht, aber was ist das, was da da ist? Wie können wir davon wissen? Was können wir davon wissen? Gibt es ein Außerhalb unserer Sprache, unseres Denkens? Und wie erfahren wir es, wenn nicht sprechend und denkend? – Das sind die Fragen, in denen ich mich immer wieder verheddere… Aber die “Wittgensteinchen” geben mir die Möglichkeit, eine poetische Antwort zu finden, keine philosophische. Und poetisch ist der Dialog zwischen Welt und Sprache über ihr Wissen voneinander eben denkbar, und wahrscheinlich nur poetisch.

      • “seltsame Wirkung” meint ja nicht “mach das anders”, darf doch in der Dichtung sehr gerne sein (wo denn sonst?). Die Alternative finde ich wie du missverständlich, und trotz der dichteren Kreuzstellung von Welt, Sprache/Sprache, Welt hätte ich sie wohl auch verworfen.
        Wenn du nun danach fragst, was der Mensch eigentlich zu wissen vermag, schließt sich für mich sofort die Frage an, wie die Dichterin in dieser prekären Situation eigentlich dazu kommt, so eine arrogante Frage an Welt und Sprache zu stellen 😊.
        Das Wittgensteinsche par excellence ist für mich hier die Frage, ob wir auch anders denken können als in Sprache. Ich kann es mir nicht anders vorstellen, weiß aber, dass es (einen) Menschen gibt, der Lösungen für technische Probleme in Bildern denkt.
        Die Frage, ob unsere Existenz (hier = unser sprachliches Denken) die Welt erst erschafft, ist eine Frage, die ich mir oft stelle. Logischerweise müsste die Welt dann mit unserem Tod untergehen, was sie so allgemein nicht tut, aber sehr wohl verschwindet mit dem Ereignis UNSERE Welt (wahrscheinlich). Und das unsere Welt sich von anderen Welten unterscheidet, merken wir ja spätestens in Meinungsverschiedenheiten.
        Das Schöne an der Dichtung ist jedenfalls, dass wir dort all die Fragen probeweise verhandeln und beantworten können, ohne für wissenschaftliche Korrektheit haftbar gemacht zu werden, nur für die poetische – und gibt es in der Poetik eine Kategorie “Korrektheit”?

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