klar, niemand will sterben.
und, ja, niemand soll sterben.
aber natürlich können wir sterben.
und am Ende müssen wir alle sterben.
warum aber sollten wir nicht auch sterben
dürfen?
Tod
das Ende von allem
inspiriert durch einen Satz aus dem Film “Now or never”
der Tod ist das Ende
von allem, was war, was ist,
was noch nicht war, was nie mehr wird,
was hätte sein können,
was noch hätte sein sollen,
was man hätte wollen, dass es noch wird,
wäre der Tod nicht das Ende
gewesen
die Biege
ich mach die Biege
heißt nicht:
ich beug mich
heißt nicht:
ich verbieg mich
heißt auch nicht:
ich buchte mich ein
gebeugt
verbogen
eingebuchtet
bin ich doch schon längst
ich mach die Biege
heißt: ich bieg mich
wieder gerade
aufrecht
frei
Oh, Leute – ich hab das “bücken” vergessen. Wie konnte das passieren?
Deshalb hier eine erweiterte Version:
ich mach die Biege
heißt nicht:
ich beug mich
heißt nicht:
ich verbieg mich
heißt nicht:
ich bück mich
heißt auch nicht:
ich buchte mich ein
gebeugt
verbogen
gebückt
eingebuchtet
bin ich doch schon längst
ich mach die Biege
heißt: ich bieg mich
wieder gerade
unbeugsam
aufrecht
frei
Der Kasus mit dem Kasus
wen (!) schlägt die Stund,
dem (!) kann der Hund
nichts mehr beißen – und
nichts mehr reißen kann,
wes (!) letztes Stündlein
schlägt das Hündlein dick:
fick dir (!) doch die Stund
ins Knie, du Glücklicher –
auf diesem (!) Hund
kommt die Stunde nie
was ich gern wüsste
werde ich – wenn’s soweit ist –
mit dem Tod kämpfen?
ob ich die Waffen wählen darf?
werd ich mit ihm ringen? Frau gegen –
tja, was? Mann? Frau? Divers?
wie ich mich kenne, werd
ich gewiss versuchen, mit ihm
zu diskutieren: warum jetzt?
warum ich? warum überhaupt?
(doch er wird schweigen, fürchte ich)
ob man mit ihm handeln kann?
meine Seele für mein Leben?
(ach nein, das war der Teufel!)
aber: was sollte mir auch das Leben
ohne Seele noch?
könnt ich den Tod vielleicht
zum Teufel jagen? – doch wer
sollte dieser arme Teufel sein?
(Heiliger St. Florian …? –
das ist keine gute Lösung!)
werd ich also – wenn’s denn soweit ist –
mich dem Tod einfach ergeben?
gut zu wissen
gut zu wissen, dass man
den Tod finden kann –
hatte mich schon gefragt, wo
er sich denn schon wieder
versteckt hat, der Schlingel
und wenn es sein muss, kann
man ihn sich sogar holen!
auf Leben und Tod
für mein Leben
gern leben will ich
mein Leben
für mein Leben
gern leiden mag ich
an meinem Leben
auf den Tod
nicht leiden kann ich
den Tod
auf den Tod
hin nicht leben will ich
mein Leben
was hilft’s?
auf Leben und Tod
leben und leiden wir
dahin
Arbeitsteilung
“Das Leben und ich,”
feixt der Tod, “wir sind
ein gutes Team:
Das Leben pflügt und sät,
und mir obliegt die Ernte.”
wieder
und wieder ein Mai
schon wieder
fast vorbei
schon wieder
wieder und immer wieder?
nein:
noch wieder
Leben und Sterben
wenn Leben heißt:
allmähliches Sterben
heißt Sterben dann:
plötzliches Leben?
das Leben!
das Leben! – wird es nicht
maßlos überschätzt, gemessen
an der langen Zeit davor und danach,
die wir tot sind?
das Leben! – ist es nicht
über alle Maßen hoch zu schätzen,
eben gerade gemessen
an dieser langen Zeit davor und danach,
die wir tot sind?
memento mori
spring, o Mensch,
deinen Ängsten von der Schippe
und leb
dem Tod ins Auge
und stirb
aus vollem Leben