und zwischen den Zeichen
(ver)such ich ein Gedicht, das
alles sagt und doch nicht spricht
poetologische Lyrik
UrSprünge
auf einen Sprung
schaut das springende Wort
bei mir vorbei. es bleibt
nicht lang, denn es ist immer
auf dem Sprung
doch kommt es immer wieder
gern zu mir, macht große Sprünge
und springt um mit mir –
es weiß: auch ich habe
einen Sprung
im Ursprung
sind wir eben gleich
ursprünglich
umsonst
keinen Preis gibt es
für meine Lyrik:
ich schreibe
umsonst
keins meiner Worte aber
ist verschwendet
nichts weiter
wo das Wort
einfach nur
nach Wort schmeckt
(ganz wörtlich)
und der Gedankenstrich
nach Gedanke riecht
und Strich –
dort lass dich nieder
und schreibe ein Gedicht, das
nichts weiter ist als
ein Gedicht
Lieder ohne Worte
Gedanken bei Klavierstücken von Felix
Mendelssohn
wie klingen
Lieder ohne Worte,
wenn dir die Töne fehlen?
etwas Farbe könnte vielleicht helfen,
doch ein Bild will ich nicht malen.
dichten will ich, dichten:
Lieder ohne Worte –
nur, wie mach ich das,
wenn nur das Wort ich hab?
an Tagen wie diesen (3)
an Tagen wie diesen
sitzen die Wörter in allen Ritzen
schwitzen schmoren in allen Poren
lugen aus allen Fugen, bis sie
blitzen aus allen Schlitzen spritzen
flitzen über den Strand
und mir dabei ritzen
für Dich ein goldnes Gedicht
in den Sand
an Tagen wie diesen (2)
an Tagen wie diesen schwärmen Wörter aus
wie kleine Fische glitzern und blinken im Licht
der Sonne das unter die Wasseroberfläche fällt
huschen so flugs an mir vorbei dass ich sie nicht
entziffern kann heften sich an die Flügel der Möwen
und steigen mit ihnen höher und höher so hoch dass
ich in ihnen nicht mehr zu lesen vermag –
und so schreib ich silbrige Gedichte
aus Fischen und Möwen für Dich in eine
verlassene Muschel am Strand
an Tagen wie diesen (1)
an Tagen wie diesen entgleiten mir die Wörter,
wollen sich nicht fügen lassen zum Gedicht:
tollen umher wie diese jungen Hunde jagen
den Wellen hinterher schlüpfen tief in diese
kleinen Sandlöcher wo sie sich überspülen
lassen wieder und immer wieder lassen sie
sich vom Meer weit hinaustragen reiten
ganz oben auf den Wellen bis sie sich
brechen in die Sonne lachen blau und
weiß und mit einem kühnen Sprung
übermütig in die
Wolken fallen
lassen
im Wortschatten
Licht fällt ein
ins Wort: ich aber bleib
im Wortschatten
und warte auf ein
lichtes Gedicht
(12) Sundspruch
und
von jeher spricht der Sund:
und
Foto: Steinsundet (2019) – © Lyrifant
Damit ist meine kleine Nordwortlichter-Reihe an ein Ende gekommen. Ein kleines Büchlein ist daraus natürlich auch geworden. Ihr seht es auf meiner Seite Editionen, dort gibt es auch eine Bildergalerie zum Durchblättern.