wenn Regentropfen
zu Schneeflocken werden:
kälter wird es, nass bleibt es –
aber sie fallen jetzt nicht mehr
nur einfach zu Boden (wo sie
sich auflösen in nasses Nichts),
nein, sie steigen voll Übermut
zuerst noch einmal hoch
in die Luft
Gedicht
Warten auf den Schnee
und wieder heißt es:
Warten auf den Schnee, der
dann doch wieder nicht kommen
wird, der zwar immer wieder vorher-
gesagt wird, aber dann doch nicht
kommt, der immer nur anderswo
fällt, aber nie hier, wo ich warte:
Warten auf den Schnee, der
dann doch wieder nicht kommen
wird, so wie das große Glück, das
auch nicht kommt, nie kommen wird
und auf das ich auch immer schon
vergeblich warte
Schneeverse
in Schnee schrieb ich
meine alten Lieder, schrieb sie
ins Reine – Vers für Vers: horch,
wie harsch sie knirschen
unter meinem Schritt
aus Schnee schreib ich
meine neuen Verse, schreib sie
ins Weiße – Flocke um Flocke: sieh,
wie forsch sie stieben
über meinem Kopf
von Schnee schrieb ich
meine alten Lieder, von Schnee
schreib ich meine neuen Verse: fühl,
wie sie schon beginnen zu schmelzen
in der noch verhaltenen Wärme
der Wintersonne
sprich mir nicht von Schnee
Lyrifants Adventskalender 2023 Türchen 16
sprich mir nicht von Schnee
an diesem schneelosen Ort:
schweig dichte lichte Flocken
mir in mein stummes Wort
sprich mir nicht von Klee
in dieser kleelosen Zeit:
sing neue scheue Triebe
mir in mein dürres Wort
sprich mir nicht von See
an diesem seelosen Ort:
schreib wilde milde Wellen
mir in mein wundes Wort
(k)ein eigentliches Gedicht
eigentlich sollte dies ein Gedicht werden.
doch eigentlich weiß ich nicht so recht,
was ich schreiben soll und warum eigentlich.
eigentlich kann ich Gedichte schreiben.
eigentlich Gedichte kann ich schreiben.
eigentlich schreiben kann ich Gedichte.
eigentlich ich kann Gedichte schreiben.
ja, ich kann Gedichte schreiben, eigentlich.
aber so wird das eigentlich kein Gedicht.
kein eigentliches Gedicht.
Democracy first!
und während ich
– noch immer wartend auf den Schnee –
so vor mich hin schneie
stürmen da doch so Trumpisten
den amerikanischen Kongress, o!
kann ich nur noch singen:
let it snow
let it snow
let it snow
das Warten auf den Schnee
Lyrifants Adventskalender 2023 Türchen 18
die Luft atmet Schnee, doch
es will einfach nicht schneien –
am liebsten würd ich mir nun
die Schneekugel geben, doch
ich hab gar keine – so bleibt mir
nur das Warten: das Warten
auf den Schnee
bleibt es mir nur? – einst
schrieb ich voller Übermut:
“schneien möcht ich” …
sollte ich es nun nicht doch
versuchen? die Luft atmet
Schnee – und ich bin bereit:
schneien werd ich, bis es
endlich – endlich! –
schneit
nur so
so? – so!
soso
so oder so:
nur so
Ule hat mir – Dank sei ihr! – zu Weihnachten ein “Wie für mich gemacht”-Buch geschenkt: Kerstin Preiwuß, Das Komma und das Und. Eine Liebeserklärung an die Sprache. Berlin: Duden 2019.
Kleine Wörter – ganz groß: Das ist ein Motto, das vielen meiner Sprach-Gedichte wie auf den Leib geschrieben ist. Umso merkwürdiger, wie dieses wunderbare Büchlein bisher meiner Aufmerksamkeit hatte entgehen können. Denn wie ich darin lesen kann, gibt es immer noch ein paar schöne Wörtchen (oder auch Satzzeichen), mit denen ich mich bisher noch nicht auseinandergesetzt habe und die es wert wären, dass ich ihnen ein kleines Gedicht widme (wie z. B. “so”) – höchste Zeit also, dies nachzuholen!
Und so (!) starte ich heute am ersten Tag dieses neuen Jahres eine neue Unterrubrik zu meiner Kategorie “Mit einfachen Worten”: “Kleine Wörter – ganz groß” – und werde nach und nach die bereits in diesem Sinne verfassten Gedichte dieser Kategorie zuordnen (wenn ich sie noch alle wiederfinde 😉 ).
Und warum das Ganze? Nur so.
Glück mit Schweinen
🐖
einschweinlein
bedeutet Glück
allein
🐖🐖
zweischweinlein
bedeuten Glück
zu zwein
🐖🐖🐖
dreischweinlein
das ist das höchste Glück:
schweinmein
schweindein
schweinunser: das ist
der Himmel auf Erden!
In diesem Sinne: Viel Schwein fürs Neue Jahr wünscht Euch Lyrifant!
die Eisblumen
Lyrifants Adventskalender 2023 Türchen 7
eine etwas melancholische Replik auf Ules fantastische Eisblumen-Bilder
die Eisblumen:
in der Blüte des Lebens
erinnern sie uns
an die Starre des Todes
an die Blüte des Lebens
erinnern sie uns
in der Starre des Todes:
die Eisblumen
Bitte, Danke, Entschuldigung
Es mögen wichtige Wörter sein, ja gewiss, doch alles, Seine Heiligkeit, das müssen Sie schon zugeben, lässt sich damit doch nicht regeln!
Bitte,
mein Kleiner,
still mein unheiliges Verlangen
Danke,
mein Kleiner,
gabst mir für Momente Erlösung
Entschuldigung,
mein Kleiner,
vergib mir meine tiefe Schuld
Lyrifants Gruß zu Weihnachten
Hier sei dir geschwind entdeckt,
was im Geschenkanhänger steckt:
ein großes Päckchen guten Mutes
für diese schwere, dunkle Zeit,
dazu lamettaweise Gutes
und Fantasie, in der es schneit,
dazu noch eine Scherbe Glück
und dieser Fahrschein in die Zeit zurück,
als wir noch unbeschwert in Scharen
zur Weihnachtszeit zusammen waren.
Mit diesem Weihnachtsgedicht, das Lyrifant in diesem Jahr in kleinen Geschenkanhängern (Ihr seht es im Bild) oder als PowerPoint-Präsentation an all seine Lieben geschickt hat, sei Euch für Eure Treue, mit der Ihr diesem Blog folgt, ganz herzlich gedankt. Und ich wünsche Euch ein wunderschönes Weihnachtsfest (im Kreis Eurer Lieben, so dies möglich ist) und einen geruhsamen (immerhin: böllerfreien) Jahreswechsel! Kommt bitte alle gut durch diese schwere Zeit und bleibt gesund und heiter!