Wer Arbeit gibt,
nimmt.
Wer Arbeit nimmt,
gibt.
Wer Arbeit gibt,
nimmt.
Wer Arbeit nimmt,
gibt.
mal hier, mal dort
stets überall und nirgends
nur mal eben
sofort und gleich
allzeit allerorten
hin und wieder
im Hier und Jetzt
ab und zu
im Dort und Einst
dann und wann
im Da und Dann
immerzu
im Auf und Ab
im Hin und Her
immerzu, immerfort
fort und weg
nie und nimmer
heim
irgendwann im Nirgendwann
irgendwo im Nirgendwo
ganz da
ganz nah
ganz ja
für immer und ewig
Dem Zorn eine Stimme.
Dem Leid ein Gesicht.
Der Angst den Rücken.
Dem Schmerz eine Schulter.
Dem Unrecht die Stirn.
Dem Frieden die Hand.
Auf die Liebe ein Auge.
Der Menschheit ein Ohr.
Der Welt in den Hintern.
Die Kunst vom Kopf auf die Füße.
Und nicht zuletzt:
Der Suppe ein Haar.
Ist mir doch alles Wurst.
Sowieso alles Käse.
Geht mir alles auf die Eier.
Ist doch alles kalter Kaffee.
Die haben sowieso alle einen im Tee.
Solange mir nur keiner die Butter
vom Brot nimmt.
Schmiert ihnen nur weiter Honig ums Maul.
Reinen Wein
wird ihnen zum Frühstück
ohnehin niemand einschenken.
für C. R., die am ersten Part mitgedichtet hat
lautlos
schmerzlos
wunschlos
oder:
kampflos
klaglos
schuldlos
schutzlos
trostlos
lieblos
grundlos
sorglos
furchtlos
zwanglos
farblos
freudlos
frucht- und kernlos
rettungslos ehrlos
pausenlos ruchlos
bodenlos schamlos
gnadenlos maßlos
atemlos zuchtlos
restlos gottlos
arg- und harmlos
reiz- und randlos
prunk- und glanzlos
ton- und spurlos
weder:
herzlos
hirnlos
hand- und fußlos
noch:
treulos
taktlos
traum- und fantasielos
nahtlos drahtlos
zahllos haltlos
endlos selbstlos
fraglos planlos
schadlos rastlos
straflos schlaflos
zinslos zeitlos
reimlos raumlos
achtlos
reglos
leblos
lustlos
hilflos
mutlos
machtlos
rechtlos
wehrlos
wahllos
sprachlos
baum- und mondlos
duftlos
bild- und schriftlos
wort- und blicklos
glücklos
kopf- und blutlos
kunst- und brotlos
saft- und kraftlos
sang- und klanglos
stil- und schmucklos
weg- und ziellos
zahn- und witzlos
licht- und geistlos
nicht formlos,
aber formfrei
nicht sinnlos,
aber sinnfrei
nicht zwecklos,
aber zweckfrei
nicht nutzlos,
aber nutzfrei
nicht ratlos,
aber ratfrei
schon ganz viel
aber immer noch mehr
schon sehr gut
aber immer noch besser
schon ganz oben
aber immer noch höher
schon sehr weit
aber immer noch weiter
aber noch lieber:
nur ganz wenig
auch mal ganz unten
nicht immer perfekt
und vor allem
ganz eng und nah
bei mir
Warum oder?
Warum nicht und?
Warum anstatt?
Warum nicht sowohl als auch?
Warum später?
Warum nicht jetzt?
Warum bis?
Warum nicht für immer?
Warum wenn?
Warum nicht in jedem Fall?
Warum aber?
Warum nicht trotzdem?
Warum ohne?
Warum nicht mit?
Warum ein wenig?
Warum nicht alles?
(vor dem leeren Blatt Papier)
Fang an.
Fang das Wort.
Fang es auf.
Fang es ein.
Fang was damit an.
Fang immer wieder davon an.
Und wenn es dich ganz gefangen hat,
dann ist es ein guter
Fang.
Mit einfachen Worten
Einfaches sagen,
und sagen,
was nicht einfach ist.
Nicht
mit gespaltener Zunge
reden,
ohne doppelten Boden.
Einfache Worte
sind Metaphernpirouetten
an Mehrdeutigkeit
eindeutig vielfach
überlegen.
Es gibt Tage,
da findest du
das rechte Wort
mit links.
Warten,
bis das Wort
reif ist
und dann
einfach pflücken.
Es ist gar nicht so leicht,
die eigene Sprache zu finden,
in Schall und Rauch
von Jedermanns Senf,
zwischen Werbespott und Newsbrache,
in der Dichter heiligem Wörtersee,
zwischen Slam-Schlamm
und Slang-Klang,
im Matsch von Klatsch und Tratsch,
unter all dem alltäglichen
Wortmünzengeklingel,
zwischen Comedy-Gegacker
und abgeschlagenen Herz-Schmerz-Reimen,
dem Gequake von Zeitungsenten
und all dem intellektuellen Geifer
der Experten und Kritiker,
jenseits der Geschwätzigkeit der Prediger,
im Sumpf von Suff und Puff,
zwischen Mail-Trash
und Politphrase,
akademischen Pfauengeschrei
und intrigantem Schlangengezisch,
im Morast von abgedroschenen
Redewendungen und Sprichwörtern,
in Schutt und Asche
unserer verbrauchten Sprache.
Doch vielleicht
ist es auch gar nicht so schwer:
Warum nennst du nicht einfach
schön, was schön ist,
und gut, was gut ist?
Warum soll nicht
oben oben heißen
und unten unten?
Und warum sagst du nicht einfach
gerecht zu dem, was gerecht ist,
und ungerecht zu dem, was ungerecht ist?
Die eigene Sprache finden,
hieße dann,
den aufrechten Gang im Wort
zu üben.
Bliebe dann nur noch
das Problem,
was schön, was gut ist,
wo oben, wo unten ist,
was gerecht, was ungerecht ist.
Aber das ist
ein Problem
jenseits der Sprache.